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26. April – Hl. Rafael Arnáiz Barón

26/04/2012

Nützen wir die kleinen Dinge des täglichen Lebens, des gewöhnlichen Lebens! Um große Heilige zu sein, bedarf es nicht großer Dinge; es genügt, die kleinen Dinge auf großartige Weise zu tun.

Hl. Rafael Arnáiz Barón

Am 26. April 1938 verstarb der Trappistenbruder Rafael mit nur 27 Jahren in Palencia, Spanien. Hier geht’s zu den Textauszügen dieses überaus sympathischen Heiligen.

Hl. Rafael Arnaiz Baron (18)

30/03/2012

Am 11. Oktober 2009 wurde der spanische Trappist Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) heilig gesprochen. Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas verstorbene Mystiker beeindruckt durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.

Leben unter Deinem Kreuz (2)

13. Februar 1938 – Sonntag Septuagesima – im Alter von 26 Jahren

Lass mich unter Deinem Kreuz leben, ohne an mich selbst zu denken, ohne etwas anderes zu wollen oder zu wünschen als – wie von Sinnen – das göttliche Blut zu betrachten, das die Erde tränkt!

Lass mich weinen, Herr, aber weinen, weil ich sehe, wie wenig ich für Dich tun kann! Weinen, weil ich Dich so sehr beleidigt habe, als ich fern war von Deinem Kreuz! Lass mich darüber weinen, dass Dich die Menschen vergessen, sogar die guten! 

Lass mich, Herr, unter Deinem Kreuz leben… tagsüber, nachts, bei der Arbeit, in der Ruhe, im Gebet, beim Studium, beim Essen, während des Schlafes…, immer, immer!

Wie weit entfernt ist die Welt, wenn ich an das Kreuz denke! Wie kurz wird mir der Tag, wenn ich ihm mit Jesus auf Golgatha verbringe! Wie sanft und ruhig ist das Leiden, das gemeinsam mit dem gekreuzigten Jesus erlitten wird!

Vor nicht langer Zeit erkannte ich, wie kostbar die Wege Christi sind. Aber es ist im Kreuz, wo ich immer Trost gefunden habe. Es ist im Kreuz, wo ich das Wenige, das ich weiss, gelernt habe. Es ist im Kreuz, wo ich stets mein Gebet und meine Meditationen verrichtet habe… In Wirklichkeit kenne ich keinen besseren Ort und bin unfähig, ihn zu finden – also lebe ich im Frieden.

Herr, weil ich die göttliche Schule Deines Kreuzes sehe, weil ich erkenne, dass es auf Golgatha ist, wo ich Maria Gesellschaft leiste, wo ich einzig und allein lernen kann, mich zu bessern, Dich zu lieben, mich zu vergessen und zu verachten, darum: „Lass nicht zu, dass ich mich von Dir trenne!“

Wie gut ist Gott zu mir! Ja, ich bin nicht fähig, es in Worte zu fassen. Er holt mich mit Gewalt aus der Welt. Er schickt mir ein Kreuz und bringt mich in die Nähe des Seinen… Und so: Nur warten! Warten im Glauben, mit Liebe! Warten und das Kreuz umfangen!

Ach, die Torheit des Kreuzes, wer sie doch besäße! Ach, wenn die Welt doch um den Schatz des Kreuzes wüsste, wie würden sich die Menschen verändern!

Ach, würde Gott doch nicht zulassen, dass ich Ihn beleidige! Und ich tue es immer, wenn ich mich vom Kreuz entferne. Wie glücklich wäre ich!

Darum, Herr, klammere ich mich mit meiner ganzen Kraft daran, darum vereinige ich meine Tränen mit Deinem Blut, darum schreie ich mit Seufzen und Klagen… Darum habe ich auch den Wunsch, wahnsinnig zu werden, wahnsinnig aus lauter Liebe zu Deinem heiligsten Kreuz!… Höre mich, o Herr, achte auf mich und verachte nicht mein Flehen! Wasche mit dem Wasser Deiner Seite meine großen Sünden, meine Fehler, meine Undankbarkeit! Fülle mein Herz mit Deinem göttlichen Blut und stille meine Seele, die nicht aufhört zu flehen: „Lass mich, Herr, bei Deinem Kreuz leben, und lass nicht zu, dass ich mich von ihm abwende!“

Jungfrau Maria, Mutter der Schmerzen, wenn Du Deinen blutüberströmten Sohn auf dem Kalvarienberg anschaust, lass mich demütig Deinen ungeheuren Schmerz aufnehmen, und lass mich – obwohl ich dazu nicht würdig bin – Deine Tränen trocknen!

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Hl. Rafael Arnaiz Baron (17)

28/03/2012

Am 11. Oktober 2009 wurde der spanische Trappist Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) heilig gesprochen. Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas verstorbene Mystiker beeindruckt durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.

Leben unter Deinem Kreuz (1)

13. Februar 1938 – Sonntag Septuagesima – im Alter von 26 Jahren

Guter Jesus, wie soll ich Dir sagen, o Herr, welch große Zärtlichkeit meine Seele empfindet angesichts der Milde Deiner Liebe? 

Was habe ich getan, mein Gott, dass Du mich so behandelst? Einmal fühle ich mich überschwemmt von tiefem Kummer, dann wieder erfüllt von überströmender Freude, wenn ich an Dich denke und an das, was Du mir verheisst für das Ende der Zeiten [vgl. Röm 8,18].

Womit habe ich das verdient, Herr? Heute habe ich bei der heiligen Kommunion den Trost erfahren, Deine Nähe zu spüren, obwohl mich alles zu verlassen scheint. Ich wollte, Herr, Deinem Herzen die Worte tief einprägen, die ich täglich spreche: „Lass nicht zu, Herr, dass ich mich von dir trenne!“ [Messliturgie]

Ich umfing Dein Kreuz und ging ins Kapitel… Unter Deinem Kreuz nahm ich die Nahrung, die meine schwache Natur benötigt… Unter Deinem blutüberströmten Kreuz finde ich den Trost, diese Zeilen zu schreiben… „Lass nicht zu, dass ich mich von dir trenne!“

Möge ich immer, Herr, im Schatten des harten Kreuzes stehen! Lass mich dort zu Deinen Füßen meine Zelle, mein Lager haben! Lass mich, Herr, dort meine Freude, meine Ruhe finden! Lass mich den Boden des Kalvarienberges mit meinen Tränen benetzen! Dort unter dem Kreuz möchte ich mein Gebet und meine Gewissenserforschungen verrichten.

„Lass nicht zu, Herr, dass ich mich von dir trenne!“

Welch große Freude bedeutet es, unter dem Kreuz leben zu können! Dort begegne ich Maria, dem hl. Johannes und all denen, die Dich lieben [vgl. Joh 19,25 ff]. Dort gibt es keinen Schmerz, denn angesichts des Deinen, Herr, wer wagt da zu behaupten, dass er leidet?

Dort vergisst man alles; man hat weder den Wunsch sich zu freuen, noch denkt man daran zu leiden… Beim Anblick Deiner Wunden, Herr, beherrscht nur ein Gedanke die Seele: Liebe…, ja, Liebe, um Deinen Schweiss abzutrocknen, Liebe, um Deine Wunden erträglicher zu machen, Liebe, um so viel und so ungeheuren Schmerz zu erleichtern.

„Lass nicht zu, Herr, dass ich mich von Dir trenne!“

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Hl. Rafael Arnaiz Baron (16)

08/03/2012

Am 11. Oktober 2009 wurde der spanische Trappist Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) heilig gesprochen. Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas verstorbene Mystiker beeindruckt durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.

Gott und meine Seele – San Isidro

7. Januar 1938 – Freitag – im Alter von 26 Jahren

Einer meiner größten Fehler ist die Ungeduld, und manchmal versetzt ein Bruder – ohne es selbst zu merken – meine Nerven in einen derartigen Zustand, besonders mit gewissen Geräuschen, dass ich schreiend davonlaufen würde, wenn ich mich von meinem Naturell leiten ließe.

Aber ich bin in die ‚Trapa‘ gekommen, um mich abzutöten und um zu erdulden, was der Herr mir schicken will. 

Die größte Buße ist das Gemeinschaftsleben.

Herrin und Königin des Himmels, verleih mir die Gnade, sanftmütig zu sein! Amen!

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Hl. Rafael Arnaiz Baron (15)

20/07/2011

Am 11. Oktober 2009 wurde der spanische Trappist Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) heilig gesprochen. Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas verstorbene Mystiker beeindruckt durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.

Den folgenden Brief schrieb er von seinem Elternhaus aus an seine Tante (mit der er verabredet hatte, sich gegenseitig mit ‘Bruder’ und ‘Schwester’ anzureden), nachdem er ca. 2 Jahre vorher die Abtei aufgrund seiner Erkrankung  verlassen musste. 

An seine Tante Maria, Herzogin von Maqueda, von Oviedo aus

15. Dezember 1935 – 3. Adventssonntag – im Alter von 24 Jahren

Liebste Schwester! (…) 

Morgen muss ich nach der hl. Messe zur Werkstatt, um etwas – ich weiss nicht was – am Auto herrichten zu lassen. Nun gut, ich tue es mit wahrer Freude. Ich sehe Gott zwischen dem Öl und den Schrauben… Ich denke daran, dass die Mechaniker um mich herum Gott nicht kennen, und bete für sie… Ich kenne Ihn; Er ist auch dort an meiner Seite. Ich rede über alles und mit allen und tue es sehr gern; denn es ist der Herr, der es so haben möchte. Ich übe mich in der Geduld, in der Liebe, in der Nächstenliebe… Aber nimm nur ja nichts Großartiges an, denn es kostet mich keine Mühe; ich sagte ja schon, dass ich all das mit Freude tue. Wie sollte ich es nicht? Gott ist in mir; ich habe Ihn am Morgen empfangen, und er begleitet mich durch den ganzen Tag. Es gibt keinen Kampf mehr, nichts reizt mich mehr… Warum wohl?

Früher wollte ich, dass alle Welt im Schweigen verharren, alle Welt Gott erkennen und allein schon beim Anklingen des Namens des Herrn sogar die Straßenbahnen innehalten sollten. Es war eine besondere Art, Gott zu lieben, und auch Liebe zu mir selbst, die besonderer Art war. Ich weiss nicht, ob du mich verstehst, aber in der äusseren Sammlung suchte ich mich selbst.

Jetzt ist es nicht mehr so, dank sei Gott und der Jungfrau Maria! Und wenn mich ein Mitmensch für eine Sache braucht, die nicht Gott ist, dann tue ich es im Namen Gottes… So erfülle ich zwei Dinge gleichzeitig, aber ganz besonders das Eine: ich erfülle Seinen heiligen Willen.

Mut, Schwesterlein, Du kannst fliegen, o ja, das glaube ich! Die Welt soll Dich nicht beunruhigen; bereite einen Tabernakel in Deinem Herzen und gib dem Herrn Raum darin. Und Du selbst? Was soll’s? Du bist der Tempel, in dem sich dieser Tabernakel befindet… Du bist der Tempel, in dem Gott verborgen lebt. Öffne deine Türen und mach keinen Hehl daraus! Sei wie diese bescheidenen Kapellchen, von Zerstörung bedroht durch unbarmherzige Witterungseinflüsse. Es soll Dir nichts ausmachen, wenn hin und wieder neue Dachziegel eingesetzt oder der Glockenturm repariert werden muss… Alles, was Lehm und Materie ist, wird abgenutzt und fällt manchmal zusammen, aber das macht nichts, denn alles kommt wieder in Ordnung. Dein Weg ist der kleine Pfad, und Du musst keine großen Dinge vollbringen… Aber wer sagt Dir denn, dass der Laienbruder nicht sehr hoch flog und dass er sich nicht – während er den kleinen Krug in einer Hand hielt – mit der anderen an Gottes Hand festhielt? (*)

(…) Der Gedanke, dass Gott Dich liebt, wird Dir Flügel verleihen… Dieser Gedanke muss Dir genügen. Du wirst Dich in der Welt bewegen, und die Welt wird es nicht bemerken… Und wenn Du jetzt Gelegenheit gibst, dass die Geschöpfe Unfreundlichkeit in Dir sehen statt Geduld, Ungeduld statt Liebe, und wenn Du Dich verdriesslich zeigst, wo Ruhe und Milde herrschen sollten…, dann misstraue der Sache, Schwesterlein, misstraue (vielleicht bin ich hart), aber dann bist Du entweder nicht demütig oder der Teufel steckt dazwischen…

Mach Dir keine Sorgen, denn alles geht vorüber! Du wirst sehen, wie sich der böse Geist mit der Hilfe Mariens zurückzieht. Zögere nicht, Dich Gott ganz hinzugeben. Wenn Du Dir nur bewusst würdest, wie sehr Er Dich liebt!

Du würdest gerne fliegen und nicht wieder herunterkommen… Aber Du kannst dort, wo Du bist, so viel Gutes tun. (…)

Ich bin sehr zufrieden, obwohl mir heute etwas fehlt: ich konnte nicht kommunizieren. Mein Vater hat mich nicht geweckt. Ich habe eine ziemlich schlechte Nacht hinter mir und weiss nicht warum… Aber an den Tagen, an denen ich den Herrn nicht empfangen kann, fehlt mir die Mitte, dann vermisse ich etwas, was für mich alles bedeutet. Kurz und gut, der Herr sei gepriesen!

Ich weiss nicht, ob ich mit meinem Brief das Richtige getroffen habe, aber schau – ich wiederhole es -, nimm heraus, was Dir zusagt, und lass das übrige. Ich möchte nicht, dass ich vielleicht – und trotz meiner guten Absicht – Anlass gebe, dass Du durcheinander gerätst. Verstehst Du mich? Ein andermal schreibe ich Dir mehr.

Onkel Polin erzählte mir, dass er Dich habe weinen sehen beim Lesen einer meiner Briefe…; mach bitte keinen Unsinn!

Nimm entgegen die ungeheuer große Liebe Deines Bruders,

Bruder Maria Rafael O.C.R.

Lass uns in der Zwischenzeit die Krippe für das Jesuskind bereiten.

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___________________

(*) In der ‚Ballade von den Zweifeln des Laienbruders‘ von Josef Maria Peman

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Film über den hl. Rafael Arnaiz Baron

20/04/2011

Am Karfreitag um 17.30h zeigt 3sat den Film „Bruder Schwester“, in dem die Regisseurin Maria Mohr den Spuren des Heiligen gemeinsam mit ihrer Tante, der Ordenschwester Ingrid Mohr, folgt. Näheres siehe hier.

Hl. Rafael Arnaiz Baron (14)

09/04/2011

Heute, am 9. April 2011, ist der 100. Geburtstag des spanischen Trappisten Rafael Arnaiz Baron, der am am 11. Oktober 2009 heilig gesprochen wurde. Er ist einer (der jüngste) der Patrone des Weltjugendtages in Madrid.

Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas an Diabetes verstorbene Mystiker beeindruckt vor allem durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.

Den folgenden Brief schrieb er von seinem Elternhaus aus an seine Tante (mit der er verabredet hatte, sich gegenseitig mit ‚Bruder‘ und ‚Schwester‘ anzureden), nachdem er ca. 2 Jahre vorher die Abtei aufgrund seiner Erkrankung  verlassen musste. Seine Rückkehr in die ‚Trapa‘ stand kurz bevor:

An seine Tante Maria, Herzogin von Maqueda, von Oviedo aus

26. November 1935 – Dienstag – im Alter von 24 Jahren

Meine liebste Schwester! Ich weiss nicht, wie ich beginnen soll. Dein Brief heute war für mich etwas, wofür ich weder Gott noch Dir genug danken kann. Er möge Dich segnen!

Ich sage Dir nur, dass ich in diesen Tagen eine Stelle aus der Sext des Offiziums betrachtet habe, die lautet: „Helft euch gegenseitig beim Tragen der Lasten. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal 6,2).

Wie tröstlich, nicht wahr? Und was machen wir? Ich weiss nicht, aber in Deinem Brief habe ich heute morgen eine ganz zarte, von Christus herrührende Liebe gesehen. Du möchtest mir helfen, mich trösten und ein wenig mein Kreuz tragen helfen; Du möchtest mein Mann aus Cyrene sein. Gepriesen sei die Liebe der Geschöpfe, die solche Dinge vollbringt! Gelobt sei der Herr, der uns ein Herz schenkt, das uns manchmal leiden, aber auch viele reine und übernatürliche Freuden erfahren lässt! Das geschieht, wenn wir Seelen begegnen, die uns derart lieben, wie du mir in Deinem Brief zeigst. Liebe Schwester, Du bist ein Engel, den mir der Herr in genau dem Augenblick schickt, da ich es am dringendsten benötige… Es soll Dir nicht sehr wichtig sein, dass ich es Dir sage, aber ich sehe es wirklich so.

Gerade jetzt, da ich dir zu schreiben beginne, komme ich vom Kloster der ‚Esclavas‘ zurück. Es ist halb sieben. Dort, vor dem Herrn und mit Deinem Brief in der Tasche, habe ich vor Freude fast geweint… Wie sehr liebst du mich, Herr! Wenn  Du wüsstest, Schwesterlein, wie glücklich ich bin! Du auch, nicht wahr?

Sieh, ich ging hin zu Jesus, um Ihm alles zu erzählen, so wie ich es immer tue, wenn ich einen Brief von Dir erhalte. Zuerst hielt ich einen Akt der Danksagung. Gott behandelt mich auf eine Weise, wie ich es nicht verdiene. Kurz und gut, warum sollte ich Dir alles nochmals aufzählen? Danach überdachte ich einige Dinge, die Du mir schreibst und von denen Du mich bittest, nicht böse darüber zu sein. Um Gottes willen, ich werde doch nicht ärgerlich darüber und habe Dir nichts zu verzeihen! Du meinst das nur. Du glaubst, dass ich so gut bin. Ich erzählte es dem Herrn, und wir lachten beide ein wenig. Ich sage es Dir in aller Einfachheit. Jesus gab mir zu verstehen, dass ich weder von Ihm noch vor Seiner Mutter etwas gewinne oder verliere durch die Meinung, die Du vielleicht von mir hast – das sei unwichtig.

Du bist wirklich ein ‚goldiges Fräuchen‘, liebe Schwester. Ich finde das ganz lustig und beneide fast Deine Treuherzigkeit. Du kannst mir mitteilen, was Du willst… Gott weiss alles, und ich erzähle Ihm schliesslich auch alles.

Als ich das heute nachmittag tat und merkte, dass der Herr mir zuhörte und auch lächelte, empfand ich plötzlich eine so grosse Freude, dass ich – hätte ich die Leute um mich herum nicht bemerkt – zu lachen angefangen hätte wie ein Irrer; mehr brauche ich Dir wohl nicht zu sagen.

Anschliessend konzentrierte ich mich sehr, und diese etwas unpassende Äusserung der Freude verwandelte sich in einen ganz grossen Frieden… Wenn Du sehen könntest, Schwester, wie gut Gott ist! Ich vergass alles: mich, Dich, alles… Jesus liebt mich so sehr, liebe Schwester! Liebe auch Du Gott ganz innig! Könntest Du doch auch diese Erfahrung machen! Nun gut…

 

Später liess Er mich merken, dass immer noch eine arme alte Frau in der Kirche war, die neben mir kniete und ganz fürchterlich anfing zu husten. Zuerst machte sie mich ungeduldig, dann aber war ich so beschämt über meine Ungeduld, dass ich die arme Frau bei der Hand nahm und sie der Jungfrau Maria vorstellte. Ich bat die Herrin, sich ihrer anzunehmen – und der Husten hörte auf. Dann betete ich für sie. Ich begann mit dem alten Frauchen neben mir, und schliesslich stellte ich alle Glaubenden unter den Schutzmantel der Gottesmutter. Hin und wieder habe ich derartige innere Anwandlungen, und ich sage Dir: dann fällt es mir schwer, stillzuhalten. Gut, versteh mich bitte recht!

Ich blieb in der Kirche, bis man mich hinauswarf (ich weiss nicht, wie man dieses Wort schreibt; verzeih meinen Fehler!) [Er schreibt ‚hecharon‘ statt ‚echaron‘, streicht das ‚h‘ aber durch.] Ich ging sehr fröhlich fort, weil ich eine Weile bei Jesus verbracht hatte, und hätte den Küster am liebsten umarmt. Wie glücklich bin ich doch, Schwesterlein! Wie sehr liebt mich Jesus!

Du, ja Du musst mir die Dinge verzeihen, die ich Dir erzähle. Aber ich möchte Dich teilnehmen lassen sowohl an meinen Freuden als – ich würde sagen – auch an meinen Leiden… Aber gut, was meine Leiden angeht, lassen wir es. Sie gehen rasch vorüber; der Herr lässt nicht zu, dass ich mich lange damit aufhalte. Er will nicht, dass ich egoistisch sei. Und wenn Du in meinen vorhergehenden Briefen eine Spur von Traurigkeit gefunden hast, verzeih mir, denn ich bin immer noch recht armselig.

Da Du mir in Deinem Brief davon sprichst, dass wir mit unserer Liebe zu Gott frohe Menschen sein müssen, konnte ich nicht anders und musste den Herrn loben mit heiliger Freude in dem Bewusstsein, dass wir Ihm gehören, im Bewusstsein darüber, dass wir von ihm brennend geliebt werden. Weg mit der Traurigkeit und mit den Sorgen! Gott, und Gott allein! Ich kann Dir sagen, dass unser Leben – wenn wir das immer so sähen – ein vorweggenommener Himmel wäre. Alles würde sich darauf beschränken, Gott zu lieben und zu wissen, dass Er uns liebt. Was würden wir dann nicht alles erreichen, nicht wahr? Uns mit den Engeln, mit den Heiligen, mit Maria vereinigen! Ja, dann könnten wir wirklich nicht stillhalten, wenn wir zum Gebet gingen. Und dann würden sich diese inneren Anwandlungen mit solcher Häufigkeit wiederholen, dass wir in einer davon… O Herr, wie lange noch belässt Du mich hier, wo ich mich dahinschleppe, Dich suche und nach Dir rufe, ohne dass das Herz entlastet würde oder zur Ruhe kommen könnte? … Es erkennt unser Elend, das uns daran hindert, uns ein für allemal an Dir zu erfreuen.

Wie egoistisch sind wir, Herr! Tu mit mir, was Du willst, nimm keine Rücksicht auf mich! Ich habe Deine Liebe nicht verdient. Aber Herr, diese Worte gibt nicht mein Herz mir ein; das Herz bittet Dich um Liebe, und dass Du es für immer nimmst und es weit machst oder es einfach zum Stillstand bringst… Herr, so ist das kein Leben. Mein Leben bist Du, und manchmal scheinst Du so fern zu sein. O mein Herr und mein Gott!

Schau, liebe Schwester, heute habe ich nichts als eines: Gott…; ich schicke Ihn Dir.

Ich möchte, dass der Brief heute weggeht. Es ist halb acht, und um halb neun wird der Briefkasten geleert. Ich möchte nämlich – auch wenn es nicht mehr als ein paar Zeilen sind -, dass Du morgen das erhältst, was ich Dir schicken möchte.

Der nächste Brief wird länger, und darin werde ich Dir sagen, was ich mir für die hl. Adventszeit vorgenommen habe. Heute abend fange ich an, Dir zu schreiben und ausführlich auf Deinen Brief zu antworten. Ich sehe in ihm tatsächlich unsere gute Mutter und dass Du sie sehr liebst.

Wie gut bist Du Schwesterchen! Gott möge es Dir lohnen.

Denk nicht daran, dass ich wieder in die ‚Trapa‘ zurückkehre… Was soll’s! Für Dich bin ich immer derselbe, meinst Du nicht?

Heute weiss ich Dir nichts mehr zu sagen. Es steckt etwas in mir, dass mich nicht lässt.

Es schickt Dir seine ungeheuer grosse Liebe Dein armer, verrückter Bruder,

Bruder Maria Rafael O.C.R.

Verzeih ihm!!

P.S. Ich schicke Dir einen Brief aus meiner ‚Trapa‘. Er sagt nichts aus, und doch sagt er mir viel… Wie gut ist Jesus! Alles ist mir ein Trost.

Heiliger Rafael Arnaiz Baron, bitte für uns und ganz besonders für die Jugend dieser Erde. Nimm uns, genau wie das ‚alte Frauchen‘ in Deinem Brief, an die Hand und stelle uns der Gottesmutter vor, damit sie uns alle unter ihren Mantel nehme, uns zu ihrem Sohn führe und ihn uns lieben lehre. Amen.

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Hl. Rafael Arnaiz Baron (13)

18/02/2011

Am 11. Oktober 2009 wurde der spanische Trappist Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) heilig gesprochen. Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas verstorbene Mystiker beeindruckt durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.

An seine Tante Maria, Herzogin von Maqueda, von Oviedo aus

11. November 1935 – Montag – im Alter von 24 Jahren

(TEIL 2)

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Wie einfältig bin ich, mein Gott! Wie wirst du über mich lachen, liebste Schwester! Aber das macht mir nichts aus. Ich habe mir vorgenommen, Dich dahin zu bringen, die Gottesmutter sehr zu lieben, weil ich erkenne, dass es das erste ist, was du tun musst, um heilig zu werden. Und da dir noch viel fehlt, sage ich Dir: der schnellste Weg, um anzufangen Gott zu lieben, ist der, Seine Mutter innig zu lieben. Siehst du einen anderen? Sag es mir mit aller Klarheit, so wie ich es auch Dir deutlich sage! Zeig mir meine Fehler oder wenigstens diejenigen, die Du beobachtet hast! Ich tue es auch bei Dir.

Beim Aufstieg müssen wir viele Dinge nach und nach abschleifen und andere aufgreifen, die uns zur Erklimmung des Berges der Vollkommenheit erforderlich sind. Manchmal genügen wir uns nicht selbst, um uns wirklich zu kennen, und wenn wir in den anderen nur Vollkommenheiten und Tugenden sehen und es ihnen auch noch sagen, haben wir eine falsche Liebe zu ihnen – jedenfalls kommt es mir so vor. Und was Dich und mich betrifft, sind wir so gering und so armselig und elend, dass es wirklich eine Schande ist, dass wir – mit allem, was uns Gott gegeben hat – noch nicht heilig sind.

Wie ist es nur möglich, mein Gott, so zu leben? Wie ist es möglich, so vielen Gnaden, so vielem Trost, so vielem Licht und so grosser Klarheit, wie Du uns schenkst, zu widerstehen? Sehr elende Wesen müssen wir sein, wenn Du uns, damit wir Dich ein wenig lieben, so unendlich viel geben musst. Wieviel Geduld bringst Du auf, Herr! Anderen hätte der hundertste Teil genügt von dem, was Du uns gibst, um sich Dir ganz zu schenken… Und doch: trotz unseres Widerstandes Deiner Gnade gegenüber gibst Du nicht nach und bestehst hartnäckig darauf, Dein Werk fortzusetzen und ein wenig Liebe von uns zu bekommen. Wie blind sind wir, wie schwerfällig! Wieviel Lehm und Schmutz haften an uns, die uns daran hindern, Dir entgegenzufliegen!

Aber es ist nie zu spät, mein Gott. Jetzt geben wir Dir voll und ganz das, wozu wir vorher so lange gebraucht haben, es Dir zu überlassen. Einverstanden, Tante Maria? Wie armselig sind wir, und wie sehr liebt uns Gott! Nie werden wir es ganz verstehen. Lass uns jetzt tun, was wir können, denn der Herr ist schon mit wenig zufrieden!

Bruder Rafael mit seiner Tante Maria

Heute habe ich den Herrn gefragt, ob ich Dir das alles schreiben soll. Es sieht aus, als habe Er mir zu verstehen gegeben, dass wir – wenn Er durch uns etwas in einer Seele wirken kann – grossmütig sein sollen und uns anbieten müssen und nicht das „Licht unter den Scheffel stellen“ dürfen. Ich versichere Dir, liebe Schwester, der Herr hat mir so viel Licht gegeben, dass ich nicht weiss, was ich anfangen soll. Wenn ich es nur irgendwie mitteilen könnte! Trotz allem bin ich so glücklich! Der Herr ist so gut zu mir! Tante Maria, ich habe Angst! Ich weiss nicht, was mit mir los ist!

Gut, ich will Dir nicht von mir reden. Wozu? Ich sage Dir aber, dass es mir gesundheitlich weiterhin gut geht. Jetzt passe ich besser auf mich auf. Mein Leib gehört nicht mir, sondern Gott, und wenn ich ihn in Seinen Dienst stellen will, muss er so gesund wie möglich sein, obwohl das nicht so wichtig ist. Ich zähle schon die Tage… Hier läuft alles ganz normal.

Ist Onkel Polin aus Toro zurück? Auch wenn es Dir schwerfällt, erzähl mir alles, was Euch betrifft, weil es auch mich angeht! Wie geht’s Pili? Oft denke ich an Euch alle und besonders an Dich. Nun gut, wie gross ist Gott, und was lässt Er nicht alles zu! Er wird wissen, warum.

Die Aufmerksamkeit mit dem Bildchen, das Du mir schicktest, ist eine Aufmerksamkeit Gottes. Wie gut bist Du! Ich habe nichts, was ich Dir senden könnte, es sei denn das Salve, das ich Dir versprach. Ich weiss nicht, ob Du es lesen kannst; das Bildchen ist nichts wert. P. Vicente, ein Trappist, gab es mir, als ich die Abtei verliess, damit ich die Gottesmutter nicht vergessen sollte. Jetzt, wo ich dorthin zurückkehre, ist es vielleicht Dir von Nutzen. Als ich so krank war, habe ich oft vor diesem Bild geweint und an die ‚Trapa‘ gedacht… Was will man machen? Das sind Schwächen… Gott lässt sie zu, und wer hat sie nicht?

In diesen Tagen schreibe ich Dir häufiger, und das tröstet mich sehr: auch eine Schwäche!

Gut, ich höre auf. Heute habe ich überhaupt keine Zeit. In einem der nächsten Briefe erzähle ich Dir von meinem Leben zu Hause und von dem, was ich tue, damit wir dann unsere Gebetszeiten aufeinander abstimmen können. Für heute verabschiede ich mich. Antworte mir, auch wenn es nur mit zwei Zeilen ist. Tust Du es?

Nimm an die riesengroße Liebe zu Dir von Deinem

Bruder Maria Rafael

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Hl. Rafael Arnaiz Baron (12)

15/02/2011

Am 11. Oktober 2009 wurde der spanische Trappist Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) heilig gesprochen. Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas verstorbene Mystiker beeindruckt durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.


Im November 1935, zwei Monate vor seiner Rückkehr in die Trapa, beginnt eine regelmässige Korrespondenz zwischen Rafael, der sich seit eineinhalb Jahren zur Heilung der Diabetes in Oviedo im Haus seiner Eltern aufhält und seiner Tante Maria in Avila, mit der er ausgemacht hat, sich ‚Bruder‘ bzw. ‚Schwester‘ zu nennen.

An seine Tante Maria, Herzogin von Maqueda, von Oviedo aus

11. November 1935 – Montag – im Alter von 24 Jahren

Meine liebste Schwester! Wie viele Dinge vergaß ich vor ein paar Tagen trotz des langen Briefes! In Wirklichkeit sagte ich Dir gar nichts. Es stimmt, dass unsere Worte zu armselig sind, um manches auszudrücken, und dass wir unfähig zu allem sind. Nun ist es aber ebenso eine Tatsache, dass es unter uns auch nicht nötig ist, meinst Du nicht?

Heute oder morgen erwarte ich Deinen Brief, in dem Du mir viel „dummes Zeug und Einfältigkeiten“ schreibst … Wenn Du wüßtest, wie oft ich Deinen Brief gelesen habe! Du machst mir so viel Mut zum Fortsetzen meines Weges! Wie gut ist der Herr! Wie einfach sind Seine Wege! Es sieht aus, als warte Er darauf, daß wir in Schwierigkeiten geraten, um uns eine Hand hinzuhalten und uns Seine Hilfe anzubieten. Siehst Du das auch so?

Weißt Du was? Es scheint mir, daß Dich der Herr erhört hat; Deine Liebe ist nicht umsonst. Ich habe großen inneren Frieden, und mein Ungestüm hat sich etwas gelegt; zumindest habe ich es in eine Bahn gelenkt. Und Dir, wie geht’s Dir? Bestimmt liebst Du Maria jetzt mehr; ist es nicht so? Hat sie Dir nicht geholfen? Teil mir alles mit! Das hilft mir sehr.

Du sagst an einer Stelle Deines Briefes, wo Du von Maria sprichst, daß Du zu ihren Füßen gekniet hast und daß Du das Salve nicht vergißt. Beides ist sehr gut, aber es ist wenig. Ich muß mit Dir schimpfen. Verzeih mir, aber wir sind so verblieben, daß ich nicht Dein Neffe, sondern Dein Bruder bin! Und wenn ich mich darauf berufe, dann sage ich Dir, daß Dir die Briefe besser gelängen, wenn Du in ihnen mehr von der Jungfrau Maria redetest… Sieh, Schwesterchen, nimm dies nicht als Belehrung;  aber als ich anfing, Maria zu lieben, nahm ich mir vor, nichts und niemandem zu schreiben, ohne Maria wenigstens einmal zu erwähnen… Und ich habe mir angewöhnt, mich ihr immer anzuempfehlen, bevor ich zu schreiben beginne. Dann suche ich in meinen Gedanken auch stets nach einer günstigen Gelegenheit, um aus irgendeinem Grund von ihr zu sprechen, und schließlich – wenn ich fertig bin – danke ich ihr für alles, besonders dafür, mir erlaubt zu haben, so kühn zu sein, um… Gut, Du verstehst mich schon!

Die Gottesmutter liebt Dich sehr? Darüber mußt Du vor Jesus, ihrem göttlichen Sohn, Rede und Antwort stehen. Alles, was wir für sie und durch sie tun, ist wenig.

Ich erlaube mir, Dir diese Dinge zu sagen, weil ich versprach, Dir zu helfen. Sieh darin keine Überheblichkeit, sondern meine Liebe zu Dir und meinen Wunsch, daß Du sie sehr liebst, weil Dich dann Gott mehr liebt und Du Ihn! Der hl. Bernhard sagt, daß wir alles durch die Vermittlung Mariens erhalten, und das stimmt.

Wie sollten wir nicht heilig werden, mein Gott, wenn Du uns auf Erden durch so viele gottverbundene Seelen hilfst und vom Himmel aus mit Maria! Entsprechen wir hin und wieder dieser Tatsache? Ich glaube, ja. Jetzt versuchen wir es jedenfalls, meinst Du nicht? Du wirst schon sehen, wie gut das geht. Mit der heiligsten Jungfrau gehen wir, egal wohin. Vergiß das nicht, und bitte sie darum! Ich flehe sie auch für Dich an, und Du wirst sehen, wie sie mich erhört. Sie liebt mich sehr: meine Berufung gehört ihr, und ihr habe ich sie zu verdanken.

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Hl. Rafael Arnaiz Baron (11)

27/01/2011

Am 11. Oktober 2009 wurde der spanische Trappist Rafael Arnaiz Baron (1911-1938) heilig gesprochen. Dieser mit 27 Jahren in der Abtei San Isidro de Duenas verstorbene Mystiker beeindruckt durch seine tiefe Spiritualität und sein einfaches und frohgemutes Wesen, mit dem er vertrauensvoll sein Kreuz auf sich nahm. Dank der freundlichen Genehmigung  der Herausgeberin und des Bernardus-Verlags, bei dem die Gesamtausgabe der Schriften des Heiligen bestellt werden können („Nur Gast auf Erden?“),  veröffentlichen wir hier Auszüge aus denselben.


Die folgenden Zeilen schrieb Bruder Rafael, nachdem er seine ‚Trapa‘, die Zisterzienserabtei, ungefähr anderthalb Jahre vorher wegen seiner Diabetes verlassen musste.

Kleines Album (oder Heft)

Seite 1: Ich bitte Gott und die heiligste Jungfrau, dass die Worte dieses Heftes dazu dienen mögen, meiner Seele in schweren Zeiten des Lebens Mut zu machen und sie dem Herrn näherzubringen.

Sie mögen mir einmal zum Trost dienen, dann wieder zur Meditation. Ich möchte in ihnen eine Hilfe finden, um besser zu werden, mich mehr und mehr von der Welt zu lösen und näher bei Gott zu sein.

Seite 11: Jesus, ich sehe andere leiden und leide selbst; ich sehe weinen und weine… Hilf, dass ich mein Blut lasse, und heile durch mich die Leiden derer, die um mich sind!

(Torrelodones, 27.8.1935)

Seite 6: Herr, wenn ich – um Dich zu lieben – das Kreuz brauche, dann schick es mir, denn ich sehe deutlich, dass ich Dich mehr liebe, je mehr Kreuz ich zu tragen habe! Du weisst ja, dass meine einzige Beschäftigung auf Erden die ist, Dich zu lieben, und je mehr ich Dich liebe, um so mehr Freude mach ich Dir. Heiligste Jungfrau, du lenktest meine Schritte in die ‚Trapa‘, damit ich lernte, Deinen Sohn zu lieben. Hilf mir in meinem Vorsatz, Ihn täglich inniger zu lieben! Wie wenig bescheiden bin ich! Welche Ansprüche erhebe ich!

Seite 8: Herr, schau auf Deinen Diener Rafael! … Du weisst, dass sein Leben und seine ganze Seele Dir gehören. Er hat sie Dir einmal übergeben, und Du, als Eigentümer und Herr, nahmst sie an. Du sahest, dass sie nicht vollkommen war, und wolltest sie läutern. Was ich Dir gab, war alles, was ich besass. Aber alles, was ich hatte, waren Sünden, Elend und Unvollkommenheiten, und das war Deiner nicht würdig.

Willst Du mich durch Opfer läutern? Opfere mich, Herr! Willst Du mein Leiden? Nimm es, Herr! Ich will Deinem göttlichen Handeln kein Hindernis in den Weg legen. Aber, Herr, vergiss mich nicht! Sieh, ich bin armselig und könnte es allein nicht aushalten. Gut, Herr, nimm keine Rücksicht auf mich und tu, was Du willst! Ich will mich nur darum bemühen, keine Hindernisse aufzubauen, und an mir geschehen lassen… Ausserdem ist das so einfach und so wohltuend!

Herr, mit jedem Tag, der vergeht, erkenne ich besser, was ich zu tun habe, um mich zu heiligen. Früher glaubte ich, dass ich – ich Armseliger! – derjenige war, der die Tugend übte und dass ich, wenn ich etwas Gutes tat, es aus mir selbst vollbrachte. Aber nein, Herr, das ist es nicht! Alles Gute kommt von Dir. Daher ist es das Beste, in meinem Leben Dich wirken zu lassen. Ich überlasse mich ganz Dir. Nicht einmal den Wunsch, gut zu sein, möchte ich haben, wenn es nicht auch Dein Wunsch ist. Ich will gar nichts. Ich will für die Welt ein Nichts sein. Ich möchte ganz Dein sein. Sogar meine Sünden gebe ich Dir, denn sie sind das Letzte, was mir bleibt und nur mir gehört.

Bist du zufrieden, Herr? – Ich bin’s.

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