Posts Tagged ‘Erlöser’

Gebet zum Gekreuzigten

18/04/2014

MeisterMarienlebens_Kreuzigung_Crucifixion_Christus_Kreuz_Maria_Magdalena_Johannes_Hnf412_g Siehe, o gütigster und süßester Jesus! Vor deinem Angesicht werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre dich mit der heissesten Inbrunst meiner Seele: durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden mit dem unerschütterlichen Willen, mich zu bessern, da ich jetzt mit inniger Rührung und tiefstem Schmerz meiner Seele deine fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was von dir, o guter Jesus, der Prophet David geweissagt hat: „Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle meine Gebeine gezählt.“

„Wahrlich, er hat all unsere Leiden auf sich genommen, unsere Schmerzen hat er getragen“

05/04/2012

Nachfolgend die Links zu den Valtorta-Auszügen aus Band XI des „Gottmensch“ zur Passion unseres Herrn:

Das Passahmahl

Die Todesangst unseres Herrn Jesus Christus in Gethsemane

Die Geisselung unseres Herrn Jesus Christus

Die Dornenkrönung

„Vor Liebe sterben im Anblick meines leidenden Jesus“

Die Kreuzigung unseres Herrn Jesus Christus

„Ich bin die Erlösung“

15/03/2012

zum Evangelium des 4. Fastensonntags 2012: Joh 3,14-21

„… Ich komme, um euch mit mir zu nehmen. Kommt! Wer an den Eingeborenen Sohn glaubt, wird nicht gerichtet. Er ist schon gerettet, denn der Sohn bittet den Vater und sagt: „Dieser liebt mich.“ Doch wer nicht glaubt, dem nützen heilige Werke nicht. Er ist schon gerichtet, denn er hat nicht an den Namen des Einen Sohnes Gottes geglaubt. Kennst du meinen Namen, Nikodemus?“

„Jesus.“

„Nein, Erlöser. Ich bin die Erlösung. Wer nicht an mich glaubt, lehnt sein Heil ab und ist von der Ewigen Gerechtigkeit gerichtet. Und das Urteil wird lauten: „Das Licht war dir gesandt worden, dir und der Welt, um für euch Rettung zu sein. Du und die anderen Menschen, ihr habt dem Licht die Finsternis vorgezogen, denn ihr habt die schlechten Werke, die euch zur Gewohnheit geworden sind, den guten vorgezogen. Er hat euch diese gezeigt, damit ihr heilig werdet. Ihr habt das Licht gehasst, denn die Übeltäter lieben die Finsternis für ihre Verbrechen, und ihr seid dem Lichte entflohen, damit es eure verborgenen Wunden nicht beleuchte.“ Das gilt nicht für dich, Nikodemus. Das ist die Wahrheit. Und die Strafe wird dem Urteil entsprechen, für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft.

Was nun sie betrifft, die mich lieben und die die Wahrheiten, die ich lehre, in die Tat umsetzen und so zum zweiten Mal im Geist geboren werden – das ist die echtere Geburt -, sage ich dir, dass sie das Licht nicht scheuen, sondern sich ihm nähern, damit ihr Licht das Licht vermehre, von dem sie erleuchtet worden sind, in einer gegenseitigen Verherrlichung, die Gott in seinen Kindern und die Kinder im Vater beglückt.

Nein, die Kinder des Lichtes fürchten nicht, erleuchtet zu werden. Sie sagen vielmehr in ihrem Herzen und durch ihre Werke: „Nicht ich, sondern Er, der Vater, Er, der Sohn, und Er, der Heilige Geist, haben in mir das Gute vollbracht! Ihnen sei Ehre in Ewigkeit.“

Und vom Himmel antwortet der ewige Hymnus der Drei Personen, die sich in vollkommener Einheit lieben: „Du seist gesegnet in Ewigkeit, wahrer Sohn unseres Willens.“ Johannes, denke an diese Worte, wenn es an der Zeit sein wird, sie niederzuschreiben…

Nikodemus, bist du nun überzeugt?“

„Ja, Meister. Wann kann ich dich wieder sprechen?“

„Lazarus wird wissen, wohin er dich führen kann. Ich werde zu ihm gehen, bevor ich mich von hier entferne.“

„Ich gehe, Meister. Segne deinen Diener!“

„Mein Friede sei mit dir!“

Nikodemus geht mit Johannes hinaus.

Auszug aus “Der Gottmensch“, Bd. II von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch

Unterweisung Jesu zur Sturm-Vision

29/01/2012

zur Vision: Jesus gebietet dem Sturm auf dem See

Jesus sagt dann :

« Ich erkläre dir das Evangelium nicht in dem Sinne, wie alle es auslegen. Ich erläutere dir die Vorgeschichte eines jeweiligen Abschnittes im Evangelium.

Warum schlief ich? Wusste ich vielleicht nicht, dass das Unwetter hereinbrechen würde? Doch, ich wusste es. Ich allein wusste es. Warum also schlief ich? Die Apostel waren Menschen, Maria. Von gutem Willen beseelt, aber doch noch zu sehr Menschen. Der Mensch glaubt immer, alles zu können, und ist er einmal in etwas wirklich tüchtig, dann wird er selbstgefällig und brüstet sich mit seiner « Tüchtigkeit. » Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes waren gute Fischer und glaubten sich unübertroffen im Umgang mit Booten. Ich war für sie ein großer Rabbi, aber als Seemann eine Null. Deshalb hielten sie mich für unfähig, ihnen zu helfen; und als wir ins Boot stiegen, um das Galiläische Meer zu überqueren, baten sie mich, sitzen zu bleiben, weil ich zu nichts anderem zu gebrauchen war. Ein weiterer Grund war aber auch ihre Zuneigung, denn sie wollten mir keine körperlichen Anstrengungen zumuten. Doch die Überzeugung von ihrer Tüchtigkeit übertraf sogar ihre Zuneigung.

Maria, ich dränge mich nur in außergewöhnlichen Fällen auf. Im allgemeinen lasse ich euch die Freiheit und warte. An jenem Tage setzte ich mich zum Schlafen hin, da ich müde war und sie mich aufgefordert hatten, mich auszuruhen und sie allein machen zu lassen, da sie ja so erfahren waren. In meinem Schlaf mischte sich auch die Feststellung, wie sehr der Mensch doch Mensch ist und eigenhändig handeln will, ohne darauf zu achten, dass Gott nichts anderes möchte als helfen. Ich sah in diesen « geistig Tauben », in diesen  » geistig Blinden », alle Tauben und Blinden im Geiste, die sich im Laufe der Jahrhunderte zugrunde richten werden, weil sie « selber tun wollen », während ich mich über ihre Erbärmlichkeit neige und nur darauf warte, zu Hilfe gerufen zu werden.

Als Petrus rief: « Rette uns ! «, fiel meine Bitterkeit von mir wie ein Stein, den man fallen lässt. Ich bin nicht « Mensch », ich bin der Gottmensch. Ich handle nicht, wie ihr handelt. Wenn jemand euren Rat und eure Hilfe ausgeschlagen hat und ihr diesen Menschen in Schwierigkeiten seht, selbst wenn ihr nicht so schlecht seid, Schadenfreude zu empfinden, so steht ihr doch mit stolzer Ablehnung und Gleichgültigkeit seinem Hilferuf gegenüber. Mit eurem Verhalten gebt ihr ihm zu verstehen: « Als ich dir helfen wollte, hast du mich abgelehnt. Nun hilf dir selbst. » Aber ich bin Jesus. Ich bin der Retter, und ich rette, Maria, immer rette ich, sobald man mich ruft.

Die armen Menschen könnten einwenden: « Warum erlaubst du dann so vielen einzelnen und vereinten Stürmen, sich zu bilden? » Wenn ich mit meiner Macht das Böse – was es auch sein mag – zerstören würde, dann würdet ihr euch schließlich für die Urheber des Guten halten, das in Wirklichkeit mein Geschenk ist, und ihr würdet euch nicht mehr meiner erinnern. Überhaupt nicht mehr! Ihr armen Kinder habt das Leid nötig, um euch zu erinnern, dass ihr einen Vater habt, so wie der verlorene Sohn sich seines Vaters erinnerte, als er Hunger litt.

Heimsuchungen dienen dazu, euch von eurer Nichtigkeit, eurer Torheit als Ursache so vieler Irrtümer zu überzeugen, von eurer Bosheit als Ursache von so viel Leid und Schmerz, von euren Sünden als Ursache von Strafen, die ihr selber heraufbeschwört, und schließlich von meiner Existenz, meiner Macht und meiner Güte. Das ist es, was das heutige Evangelium euch sagen will, « euer » Evangelium für die gegenwärtige Stunde, ihr armen Kinder.

Ruft mich an. Jesus schläft nur, wenn er betrübt sehen muss, dass er von euch nicht geliebt wird. Ruft mich, und ich werde kommen. »

Auszug aus “Der Gottmensch“, Bd. III von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch

„Seht das Lamm Gottes…“

14/01/2012

zum Sonntags-Evangelium vom 15. Januar 2012: Joh 1,35-42

… Während der Wirt spricht und mit seinen Kunden zuhört, sind die Apostel [Anm.: Andreas und Philippus]  in der Mitte des Hofes stehengeblieben wie zwei Säulen. Schliesslich sagt ein Mann: „Ihr da! Kommt her! Wer ist es? Woher kommt er, von dem ihr redet?“

„Es ist Jesus des Joseph, von Nazareth“, sagt Philippus ernst und steht da wie einer, der darauf wartet, ausgelacht zu werden. Aber Andreas fügt hinzu: „Er ist der verheissene Messias. Ich beschwöre euch zu eurem eigenen Besten, hört ihn an! Ihr habt den Täufer genannt. Gut, ich war bei ihm, und er hat uns auf Jesus, der vorbeiging, aufmerksam gemacht und sagte: ‚Seht, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.‘ Als Jesus zur Taufe in den Jordan stieg, da öffnete sich der Himmel, und eine Stimme rief: ‚Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe!‘ Und die Liebe Gottes stieg wie eine Taube herab und erstrahlte über seinem Haupt.“

„Siehst du, so ist es doch der Nazarener! Aber sagt einmal, ihr, die ihr euch seine Freunde nennt…“

„Freunde? Nein! Apostel, Jünger sind wir und von ihm gesandt, um seine Ankunft anzukünden; denn wer Rettung braucht, soll zu ihm gehen“, verbessert Andreas.

„Gut, gut! Aber sagt einmal: Ist er wirklich so, wie einige sagen, ein Heiliger, der heiliger als der Täufer ist, oder ist er ein Dämon, wie andere sagen? Ihr, die ihr bei ihm seid, weil ihr seine Jünger seid, sagt einmal ehrlich: Ist es wahr, dass er ein Lüstling und Gauner ist? Dass er die Dirnen und die Zöllner liebt? Dass er ein Wahrsager ist und bei Nacht Geister anruft, um Geheimnisse der Herzen zu erfahren?“

„Warum stellst du diesen Männern all diese Fragen? Frag doch lieber, ob er gut ist. Diese beiden werden beleidigt fortgehen und dem Meister von unserer schlechten Redensart berichten, und wir werden verflucht. Man kann nie wissen… Gott oder Teufel, wer er auch sein mag, es ist immer besser, gut mit ihm umzugehen.“

Diesmal antwortet Philippus: „Wir können aufrichtig antworten, denn es gibt nichts Böses zu verbergen. Er ist unser Meister; er ist der Heilige unter den Heiligen! Seine Tage sind erfüllt von den Mühen der Unterweisung. Unermüdlich geht er von Ort zu Ort auf der Suche nach den Seelen. Seine Nacht verbringt er im Gebet für uns. Er verachtet Tisch und Freundschaft nicht; aber nicht aus Eigensucht, sondern um sich denen zu nähern, die anders nicht zugänglich sind. Er weist Zöllner und Dirnen nicht zurück; aber nur, um sie zu erlösen. Sein Weg ist gezeichnet mit Wundern der Erlösung und Wundern bei Kranken. Ihm gehorchen die Winde und die Meere. Er braucht niemanden, um Wunder zu wirken, und keine Geister, um in den Herzen lesen zu können.“ …

Auszug aus “Der Gottmensch“, Bd. IV von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch

Jesu Begegnung mit Johannes und Jakobus

Der Advent

25/11/2010

aus dem Missale Romanum von 1910 , dritte Auflage, Herdersche Verlagshandlung:

Der Advent ist die Zeit der Vorbereitung auf das heilige Weihnachtsfest. Der Gedanke, der die Kirche im Advent beschäftigt, ist die Ankunft Jesu Christi. Dieselbe ist eine dreifache. „Dreimal kommt der Herr zu uns hernieder: das erste Mal im Fleische, das zweite Mal im Geiste, das dritte Mal als Richter“ (Peter von Blois).

Die erste Ankunft war demütig und verborgen, die zweite ist geheim und voll Liebe, die dritte offenbar und schrecklich.

In der ersten Ankunft wurde Christus von den Menschen ungerecht verurteilt; in der zweiten macht er uns gerecht, indem er uns seine Gnade schenkt; in der dritten wird er alles richten nach seiner ewigen Gerechtigkeit. Ein Lamm in der ersten Ankunft, ein Löwe in der letzten, ist er in der zweiten ein hingebender Freund.

Die erste Ankunft ist vorüber, wir sind jetzt in der Zeit der zweiten; jedes Jahr findet diese zweite Ankunft, seine Geburt in unseren Herzen durch die Gnade, am Weihnachtsfeste statt, und eine neue Geburt des Sohnes Gottes befreit die Gläubigen von dem Joche der Sklaverei, welches der böse Feind ihnen auflegen wollte.


Die Geißelung unseres Herrn Jesus Christus

01/04/2010

„Kreuzige ihn! Kreuzige ihn! Er muß sterben! Du schützt die Verbrecher! Heide! Auch du bist ein Teufel!“

Die Menge kommt näher, und die erste Reihe der Soldaten wankt unter dem Aufprall und kann die Lanzen nicht gebrauchen. Doch die zweite Reihe kommt eine Stufe herunter, legt die Speere ein und befreit die Gefährten.

„Er soll gegeißelt werden“, befiehlt Pilatus einem der Centurionen.

„Wann?“

„Wann du willst… damit es ein Ende hat. Ich bin sehr verärgert. Geh!“

Jesus wird von vier Soldaten in den Hof hinter dem Atrium geführt, der einen Boden aus buntem Marmor hat und in dessen Mitte eine hohe Säule steht, ähnlich denen des Portikus. Daran befindet sich etwa drei Meter über dem Boden eine eiserne Querstange, die in einem Ring endet. An diesen wird Jesus mit über den Kopf erhobenen Händen gebunden, nachdem er sich entkleidet hat. Er hat jetzt nur noch eine kurze Leinenhose und Sandalen an. Die an den Gelenken zusammengebundenen Hände werden hinaufgezogen bis zu dem Ring, so dass er trotz seiner Größe den Boden nur noch mit den Fußspitzen berührt… Schon diese Stellung muss eine Tortur sein.

Ich habe irgendwo gelesen, dass die Säule niedrig gewesen sei und Jesus gebückt stehen musste. Mag sein. Ich sehe es so und sage es so.

Hinter Jesus stellt sich einer mit einem Henkergesicht reinsten hebräischen Profils. Vor Jesus ein anderer mit demselben Aussehen. Sie haben eine Geißel aus sieben Lederriemen, die an einem Griff befestigt sind und in einem Hämmerchen aus Blei enden. Rhythmisch , als wäre es eine Übung, fangen sie an zu schlagen. Der eine von vorne, der andere von hinten, so dass der Körper Jesu ringsum von Schlägen getroffen wird. Die vier Soldaten, denen man ihn übergeben hat, machen gleichgültig mit drei anderen Soldaten, die noch dazugekommen sind, ein Würfelspiel.

W. Bouguereau: Die Geisselung unseres Herrn Jesus Christus

 

Die Stimmen der Spieler vermischen sich mit dem Geräusch der Geißeln, die wie Schlangen zischen und sich dann anhören wie Steine, die auf das straff gespannte Leder einer Trommel fallen, wenn sie den armen schlanken Körper von der Farbe alten Elfenbeins treffen. Zuerst hinterlassen sie rosarote Streifen, die immer dunkler und schließlich violett werden, dann bilden sich dunkelblaue, blutgefüllte Schwellungen, die aufreißen und am ganzen Körper Blut fließen lassen. Sie schlagen hauptsächlich auf den Oberkörper und den Unterleib, aber auch Beine, Arme und sogar den Kopf lassen sie nicht aus, damit kein schmerzfreies Fleckchen Haut übrigbleibt.

Und keine Klage… Wenn der Strick ihn nicht halten würde, würde er zu Boden fallen. Aber er fällt nicht und er stöhnt nicht. Nur der Kopf sinkt ihm auf die Brust nach so vielen Schlägen, als wenn er ohnmächtig geworden wäre.

„Halt! Hört auf! Er muss noch lebendig hingerichtet werden!“ höhnt ein Soldat.

Die beiden Henker halten ein und trocknen sich den Schweiß ab.

„Wir sind völlig erledigt“, sagen sie. „Gebt uns den Lohn, damit wir trinken und uns erholen können.“

„Hängen sollte man euch! Doch nehmt…“ und ein Decurio wirft jedem der beiden eine große Münze zu.

„Ihr habt eure Pflicht getan. Er gleicht einem Mosaik. Titus, sag, war dieser Mensch wirklich die Liebe des Alexander? Dann wollen wir ihn benachrichtigen, damit er Trauer tragen kann. Binden wir ihn jetzt los.“

Sie binden Jesus los, und dieser sinkt wie tot zu Boden. Sie lassen ihn liegen und stoßen ihn nur ab und zu mit den Stiefeln an, um zu sehen, ob er klagt.

Aber er schweigt.

„Ob er tot ist? Wäre es möglich? Er ist jung und ein Handwerker, hat man mir gesagt… aber er gleicht einer zarten Dame…“

„Lass mich nur machen“, sagt ein Soldat. Er setzt ihn auf und lehnt ihn mit dem Rücken an die Säule. Wo er gelegen ist, sind Blutlachen… Dann geht der Soldat zu einem Brunnen, der unter dem Tor plätschert, füllt einen Eimer mit Wasser und schüttet es über den Kopf und den Körper Jesu. „So, den Blumen tut das Wasser gut.“

Jesus seufzt tief und will aufstehen, aber noch bleibt er mit geschlossenen Augen sitzen.

„Oh! Gut! Auf, Schöner! Eine Dame wartet auf dich!…“

Aber vergebens stemmt Jesus die Hände auf den Boden, um aufzustehen.

„Los, rasch! Bist du schwach? Hier ist eine Erfrischung“, grinst ein anderer Soldat. Mit dem Schaft seiner Hellebarde versetzt er Jesus einen Schlag ins Gesicht und trifft ihn zwischen dem rechten Jochbogen und der Nase, die zu bluten beginnt.

Jesus öffnet die Augen und blickt um sich. Ein verschleierter Blick. Er schaut den Soldaten an, der ihn geschlagen hat, wischt sich mit der Hand das Blut ab und stellt sich mit grosser Mühe auf die Füße.

„Zieh dich an. Es ist nicht anständig, so herumzustehen, Schamloser!“ Alle umringen Jesus und lachen.

Jesus gehorcht wortlos. Aber während er sich bückt – und nur er weiß, was er dabei leidet, zerschlagen wie er ist und mit Wunden, die sich durch die Anspannung der Haut noch weiter öffnen, und blutgefüllten Schwellungen, die aufbrechen – gibt ein Soldat den Kleidern einen Tritt und zerstreut sie. Und jedesmal, wenn Jesus sich nach ihnen bücken will, nachdem er sie wankend erreicht hat, stößt oder wirft ein Soldat sie in eine andere Richtung. Jesus, der furchtbar leidet, sagt nichts und versucht sie zu holen, während die Soldaten obszöne Späße über ihn machen.

Auszug aus “Der Gottmensch”, Bd. XI von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch

Das Passahmahl

29/03/2010

Jesus setzt sich. Er streckt sich nicht aus, sondern setzt sich so wie wir und sagt: „Nun, da der alte Ritus beendet ist, feiere ich den neuen Ritus. Ich habe euch ein Wunder der Liebe versprochen. Nun ist die Stunde, es zu wirken. Deshalb habe ich dieses Passahfest herbeigesehnt. Von nun an ist dies die Opfergabe, die in einem ewigen Ritus der Liebe dargebracht wird. Ich habe euch mein ganzes irdisches Leben lang geliebt, meine Freunde. Ich habe euch seit aller Ewigkeit geliebt, meine Kinder. Ich will euch lieben bis ans Ende der Welt. Es gibt nichts Größeres als dies. Denkt daran. Ich gehe von euch. Doch durch das Wunder, das ich nun wirke, werden wir für immer vereint bleiben.“

Jesus nimmt ein noch ganzes Brot und legt es auf den vollen Kelch. Er segnet und opfert beides, bricht dann das Brot in dreizehn Stücke, gibt jedem Apostel eines und sagt: „Nehmet und esset. Das ist mein Leib. Tut dies zu meinem Gedächtnis, denn ich verlasse euch.“

Dann reicht er ihnen den Kelch und sagt: „Nehmet und trinket. Das ist mein Blut. Das ist der Kelch des neuen Bundes in meinem Blut und durch mein Blut, das für euch zur Vergebung eurer Sünden vergossen wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

Jesus ist todtraurig. Jegliche Spur eines Lächelns, aller Glanz und alle Farbe sind aus seinem Gesicht gewichen. Es ist schon von Todesangst gezeichnet. Die Apostel betrachten ihn bange.

Juan de Juanes: Das letzte Abendmahl

Jesus erhebt sich und sagt: „Bleibt sitzen. Ich komme sofort zurück.“ Er nimmt das dreizehnte Brotstückchen und den Kelch und verlässt den Saal.

„Er geht zur Mutter“, flüstert Johannes. Judas Thaddäus seufzt: „Arme Frau!“ Petrus fragt leise: „Glaubst du, sie weiß es?“ „Sie weiß alles. Sie hat immer alles gewusst.“ Alle sprechen sie so leise, als ob ein Toter im Raum wäre.

„Aber glaubt ihr, dass er wirklich…“ fragt Thomas, der es immer noch nicht fassen kann.

„Du zweifelst noch daran? Es ist seine Stunde“, antwortet ihm Jakobus des Zebedäus.

„Gott möge uns die Kraft geben, ihm treu zu bleiben“, sagt der Zelote.

„Oh, ich…“ will Petrus eben sagen. Aber Johannes, der achtgibt, sagt: „Pst! Er kommt.“

Jesus kommt wieder herein. Er hat den leeren Kelch in der Hand. Auf seinem Grund ist noch eine Spur von Wein zurückgeblieben und im Schein der Lampe sieht er wirklich wie Blut aus.

Judas Iskariot, der den Kelch vor sich hat, schaut ihn wie gebannt an und wendet dann den Blick ab. Jesus bemerkt es, und ein Schauer läuft über seinen Körper, den Johannes, der sich wieder an seine Brust gelehnt hat, spürt. „Aber, du zitterst ja…“ ruft er aus.

„Nein, ich zittere nicht im Fieber… Ich habe euch alles gesagt und alles gegeben. Mehr konnte ich euch nicht geben. Mich selbst habe ich euch gegeben.“

Er macht die sanfte Bewegung seiner Hände, bei der er sie zuerst faltet, dann öffnet und etwas ausstreckt, während er das Haupt senkt, als wollte er sagen: „Verzeiht, wenn ich nicht mehr kann. So ist es.“

„Alles habe ich euch gesagt, und alles habe ich euch gegeben. Ich wiederhole euch, der neue Ritus ist erfüllt. Tut dies zu meinem Gedächtnis. Ich habe euch die Füße gewaschen, um euch zu lehren, rein und demütig zu sein, wie euer Meister. Denn wahrlich, ich sage euch, wie der Meister ist, so sollen auch die Jünger sein. Denkt daran, denkt daran. Auch wenn ihr oben sein werdet, denkt daran. Kein Jünger ist mehr als der Meister. Wie ich euch gewaschen habe, so tut es auch gegenseitig. Das heißt, liebt einander wie Brüder, helft einander, achtet euch gegenseitig und gebt einander ein gutes Beispiel. Seid rein. Um würdig das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist, zu essen, damit ihr durch dieses Brot die Kraft erhaltet, meine Jünger zu sein in einer feindlichen Welt, die euch um meines Namens willen hassen wird. Aber einer von euch ist nicht rein. Einer von euch wird mich verraten. Daher ist meine Seele erschüttert… Die Hand meines Verräters ist mit mir auf dem Tisch, und weder meine Liebe, noch mein Fleisch und Blut, noch mein Wort können ihn ändern und zur Reue bewegen. Ich würde ihm verzeihen und auch für ihn in den Tod gehen.“

 

El Greco: Das letzte Abendmahl

Die Jünger sehen sich entsetzt an. Sie prüfen sich gegenseitig misstrauisch. Petrus durchbohrt Judas mit Blicken und erinnert sich an alle seine Zweifel. Judas Thaddäus springt auf die Füße und schaut Iskariot über Matthäus hinweg an.

Aber Judas gibt sich so sicher. Er sieht nun seinerseits Matthäus an, so als würde er ihn verdächtigen. Dann schaut er Jesus lächelnd an und fragt: „Bin ich es etwa?“ Es scheint, dass er seiner eigenen Redlichkeit am allersichersten ist und dies nur sagt, damit die Unterhaltung nicht ins Stocken gerät.

Jesus wiederholt seine Geste von zuvor und sagt: „Du sagst es, Judas des Simon. Nicht ich. Du sagst es. Ich habe dich nicht genannt. Warum klagst du dich an? Frage deinen inneren Warner, dein Gewissen als Mensch, das Gott der Vater dir gegeben hat, damit du dich wie ein Mensch benimmst, und höre, ob es dich anklagt. Du wirst es vor allen anderen wissen. Aber wenn es dich beruhigt, warum sagst du dann ein Wort und denkst an eine Tatsache, die auszusprechen oder zu denken selbst im Scherz schon Gotteslästerung ist?“

Jesus spricht ganz ruhig. Er scheint die aufgestellte These auszuführen, wie es etwa ein Gelehrter vor seinen Schülern tut. Die Aufregung ist groß. Doch durch die Ruhe Jesu legt sie sich.

Aber Petrus, der Judas am meißten misstraut – vielleicht Thaddäus ebenso, obwohl es weniger den Anschein hat, denn die Frechheit des Iskariot ist entwaffnend – zieht Johannes, der sich an Jesus geschmiegt hat, als von Verrat die Rede war, am Ärmel. Und als Johannes sich umdreht, flüstert er ihm zu: „Frage ihn, wer es ist.“

Johannes nimmt seine vorige Stellung wieder ein, hebt nur leicht das Haupt, als wolle er Jesus küssen, und flüstert ihm dabei ins Ohr: „Meister, wer ist es?“

Jesus antwortet ganz leise und küsst Johannes auf den Scheitel: „Der ist es, dem ich den Bissen Brot eintauchen und reichen werde.“

Er nimmt noch ein ganzes Brot, nicht den Rest des für die Eucharistie verwendeten, und bricht einen großen Bissen ab, taucht ihn in den Saft des Lammes in der Schüssel, streckt seinen Arm über den Tisch und sagt: „Nimm Judas. Du magst dies gern.“

„Danke, Meister. Ja, ich mag das gern.“ In Unkenntnis darüber, was dieser Bissen bedeutet, isst er ihn. Johannes schließt entsetzt die Augen, um das grässliche Lachen des Iskariot nicht sehen zu müssen, während dieser mit seinen kräftigen Zähnen in das anklagende Brot beißt.

Carl Bloch: Das letzte Abendmahl

 

„Gut. Nun, da du zufrieden bist, geh“, sagt Jesus zu Judas. „Alles ist hier (er betont dieses Wort ganz besonders) vollbracht. Was anderswo noch zu tun ist, das tue bald, Judas des Simon.“

„Ich gehorche dir sofort, Meister. Später treffe ich dich in Gethsemane. Du gehst doch dorthin, nicht wahr? Wie immer?“

„Ich gehe dorthin… wie immer… ja.“

„Was hast du zu tun?“ fragt Petrus? „Gehst du allein?“

„Ich bin doch kein Kind“, spöttelt Judas, der bereits seinen Mantel anlegt.

„Lass ihn gehen. Er und ich wissen, was zu tun ist“, sagt Jesus.

„Ja, Meister.“ Petrus schweigt. Vielleicht glaubt er, dass er mit seinem Verdacht gegen den Gefährten gesündigt hat. Er legt die Hand an die Stirn und denkt nach.

Jesus drückt Johannes ans Herz und flüstert ihm nochmals ins Haar: „Sage Petrus noch nichts. Es wäre ein unnötiges Ärgernis.“

„Leb wohl, Meister. Lebt wohl, Freunde.“ Judas verabschiedet sich.

„Leb wohl“, sagt Jesus.

Und Petrus: „Leb wohl, Junge.“

Johannes, das Haupt beinahe im Schoss Jesu, murmelt: „Satan!“ Jesus allein hört es und seufzt.

Auszug aus “Der Gottmensch”, Bd. XI von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz:book@parvis.ch, www.parvis.ch

25. März – Verkündigung des Herrn

24/03/2010

Die Verkündigung (Fra Angelico)

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Ich sehe folgendes: Maria als junges Mädchen, nach ihrem Aussehen zu schließen, höchstens fünfzehn Jahre alt, in einer kleinen rechteckigen Kammer, einem richtigen Jungmädchenzimmer.

Angelehnt an eine der beiden längeren Seiten befindet sich eine Bettstatt: ein niedriges Bettgestell ohne Rand, bedeckt mit dicken Matten oder Teppichen. Man könnte meinen, sie seien über einem Brett ausgebreitet oder über ein Schilfrohrgeflecht. Denn sie liegen sehr flach und ohne Wölbung wie bei unseren Betten.

An der anderen Längsseite steht ein Regal mit einer Öllampe, Pergamentrollen und einer mit Sorgfalt zusammengelegten Näharbeit. Seitlich davon, gegen die Tür hin, die geöffnet ist und in den Garten führt, aber von einem vom Winde bewegten Vorhang verhängt ist, sitzt auf einem Schemel die Jungfrau.

Sie spinnt weißen seidenweichen Flachs. Ihre kleinen Hände, nur um ein wenig blasser als der Flachs, drehen flink die Spindel. Das jugendliche Gesichtchen ist wunderschön, leicht geneigt und lächelt, als ob sie einen lieblichen Gedanken hege oder verfolge.

Es ist still im Häuschen und im Garten. Es liegt tiefer Friede sowohl auf dem Antlitz Marias als auch auf ihrer Umgebung. Friede und Ordnung. Alles ist sauber und wohlgeordnet, und der Wohnraum ist bescheiden im Aussehen und in der Einrichtung, fast kahl wie in einer Zelle, hat aber etwas Strenges und Königliches an sich wegen der großen strahlenden Reinheit und der Sorgfalt, mit der die Stoffe des Ruhelagers angeordnet sind, die Buchrollen, die Lampe, der kleine Krug aus Bronze mit einem Strauß blühender Zweige, Zweige eines Pfirsich- oder Birnbaums, ich weiß es nicht, aber sicher von einem Fruchtbaum mit weißlichen, ins Rötliche übergehenden Blütenblättern.

Die Verkündigung (Fra Angelico)

Maria beginnt leise zu singen und erhebt dann leicht die Stimme. Sie geht nicht zu lautem Gesang über. Aber es ist schon eine Stimme, die in der Kammer vibriert und ein Schwingen der Seele wiedergibt. Ich verstehe die Worte nicht, die sicher hebräisch sind. Aber da das Wort Jehova oft wiederkehrt, nehme ich an, daß es irgendein heiliges Lied ist, vielleicht ein Psalm. Vielleicht erinnert sich Maria an die Gesänge im Tempel. Es muß eine liebliche Erinnerung sein, denn sie legt nun ihre Hände, die noch Spindel und Faden halten, in den Schoß, erhebt das Haupt, und lehnt es rückwärts an die Wand. Während ein sanftes Rot ihr Gesicht färbt, verliert sich der Blick in irgendeinem lieblichen Gedanken; Tränen leuchten auf, ihre Augen laufen jedoch nicht über, sondern werden nur größer. Zugleich strahlen diese Augen und lächeln einem Gedanken zu, den sie wahrnehmen und der sie ablenkt von allem Sichtbaren. Das Antlitz Marias, das aus dem weißen, höchst einfachen Kleid rosenrot hervorwächst und umrahmt wird von Zöpfen, die sie wie eine Krone um das Haupt gewunden hat, gleicht einer prächtigen Blume.

Der Gesang verwandelt sich in Gebet: „Höchster Herr und Gott, zögere nicht weiterhin, deinen Diener zu senden, damit er den Frieden auf Erden bringe! Erwecke die Zeit der Gnade und die Jungfrau, fruchtbar und rein für die Ankunft deines Gesalbten! Vater, heiliger Vater, erlaube deiner Magd, ihr Leben für diesen Zweck zu opfern! Gestatte mir, erst dann zu sterben, wenn ich dein Licht und deine Gerechtigkeit auf Erden gesehen und erkannt habe, daß die Erlösung sich vollzogen hat! O heiliger Vater, sende der Erde die Sehnsucht der Propheten! Sende deiner Magd den Erlöser! Möge in der Stunde, in der mein Tag sich dem Ende zuneigt, für mich deine Wohnstätte sich öffnen, wenn ihre Tore schon geöffnet worden sind von deinem Gesalbten für alle, die auf dich gehofft haben! Komm, komm, o Geist des Herrn! Komm zu deinen Gläubigen, die auf dich warten! Komm, du Friedensfürst! …“

Maria bleibt in diesem Verlangen versunken.

Der Vorhang flattert stärker, wie wenn ihn jemand, der dahinter steht, rüttelte, um ihn zur Seite zu schieben.

Und sieh da: Ein Licht, weiß wie mit Silber vermischter Perlenglanz, erleuchtet die leicht gelblichen Wände, belebt die farbigen Stoffe, vergeistigt das erhabene Gesicht Marias. In diesem Licht und ohne daß der Vorhang zurückgezogen wird vor dem Geheimnis, das sich nun vollzieht – im Gegenteil, schon rührt er sich nicht mehr und hängt vielmehr steif an dem Türpfosten herab, als wäre er eine Wand, die das Innere vom Äußeren trennt – verneigt sich tief der Erzengel.

Er muß notgedrungen das Aussehen einer menschlichen Gestalt annehmen; aber es ist dennoch ein überirdisches. Aus welchem Fleisch ist diese herrliche, leuchtende Gestalt wohl gebildet? Aus welcher Substanz hat Gott sie materiell gestaltet, um sie den Sinnen der Jungfrau sichtbar zu machen? Nur Gott ist der Herr dieses Stoffes und kann ihn in solch vollkommener Weise benützen.

Da sind ein Gesicht, ein Körper, Augen, Mund, Haare und Hände wie bei uns. Aber es handelt sich nicht um unsere undurchsichtige Materie. Es ist ein Licht, das die Farbe des Fleisches, der Augen, der Haare und der Lippen angenommen hat; ein Licht, das sich bewegt und lächelt, das schaut und spricht.

Die Verkündigung (Botticelli)

„Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade!“

Die Stimme klingt wie ein lieblicher Akkord, wie Perlen, die auf kostbares Metall geworfen werden.

Maria fährt zusammen und schlägt die Augen nieder. Noch mehr erschrickt sie, als sie dieses leuchtende Wesen in etwa einem Meter Entfernung auf den Knien sieht, die Hände über der Brust gekreuzt und in den Augen den Ausdruck unendlicher Ehrfurcht.

Maria steht auf, schmiegt sich an die Wand und wird abwechselnd bleich und rot. Ihr Antlitz verrät Schrecken und Bestürzung. Unbewußt preßt sie die Hände auf die Brust und verbirgt sie unter den weiten Ärmeln; sie beugt sich fast vor, als wolle sie ihren Körper so weit wie möglich verbergen. Ein Ausdruck lieblicher Schamhaftigkeit.

„Nein, fürchte dich nicht! Der Herr ist mit dir! Du bist gebenedeit unter den Frauen.“

Aber Maria fürchtet sich immer noch. Woher ist dieses außergewöhnliche Wesen gekommen? Ist es ein Abgesandter Gottes oder einer des Verführers?

„Nein, fürchte dich nicht, Maria!“ wiederholt der Erzengel. „Ich bin Gabriel, der Engel Gottes; mein Herr hat mich zu dir gesandt. Fürchte dich nicht, denn du hast Gnade gefunden bei Gott! Und jetzt wirst du in deinem Schoß empfangen; du wirst einen Sohn gebären und sollst ihm den Namen Jesus geben; dieser wird groß sein und wird der Sohn des Allerhöchsten genannt werden. (Und er wird es wirklich sein.) Und Gott, der Herr, wird ihm den Thron Davids, seines Vaters, geben, und er wird in Ewigkeit herrschen über das Haus Jakobs, und seines Reiches wird kein Ende sein. Begreife, o  heilige Jungfrau, Geliebte des Herrn, seine gesegnete Tochter, berufen, die Mutter seines Sohnes zu werden, den du gebären wirst!“

„Wie kann das geschehen, wenn ich keinen Mann anerkenne? Vielleicht will der Herrgott das Opfer seiner Magd nicht annehmen und will nicht, daß ich Jungfrau bleibe aus Liebe zu ihm?“

„Nicht vermittels eines Mannes wirst du Mutter sein, Maria; du bist die ewige Jungfrau, die Heilige Gottes. Der Heilige Geist wird sich in dich  hinabsenken, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Daher wird heilig genannt werden, der aus dir geboren wird und Sohn Gottes ist. Alles vermag der Herr, unser Gott. Elisabeth, die Unfruchtbare, hat in ihrem Alter einen Sohn empfangen, welcher der Prophet deines Sohnes sein wird, um seine Wege zu bereiten. Der Herr hat von ihr die Schmach genommen, und ihr Andenken wird unter den Völkern bleiben und verbunden sein mit deinem Namen, wie der Name ihres Kindes mit dem deines Heiligen, und bis zum Ende der Jahrhunderte werden die Völker euch glücklich preisen wegen der Gnade des Herrn, die über euch kam und besonders über dich. Elisabeth ist nun im sechsten Monat und ihre Last wird ihr zur Freude, und diese wird noch größer werden, wenn sie von deiner Freude erfährt. Bei Gott ist nichts unmöglich, Maria, du Gnadenvolle. Was soll ich meinem Herrn sagen? Laß dich in keiner Weise verwirren! Er wird sich um dich sorgen, wenn du dich ihm anvertraust. Die Welt, der Himmel und der Ewige warten auf dein Wort.“

Nun kreuzt Maria ihrerseits die Hände über der Brust, verbeugt sich tief und spricht: „Siehe die Magd Gottes! Es geschehe mir nach seinem Worte!“

Der Engel erstrahlt voller Freude. Er betet an, denn sicherlich sieht er den Geist Gottes sich niederlassen über der Jungfrau, die sich in Ergebung beugt; dann verschwindet er, ohne den Vorhang zu bewegen, den er über das heilige Geheimnis gebreitet läßt.

Auszug aus “Der Gottmensch“, Bd. I von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch

„Ich kam als Licht der Welt“

24/01/2010
(zum Sonntags-Evangelium vom 24. Januar 2010: Lukas 1,1-4.4,14-21.)

Jesus sagt:

„Ich kam als Licht der Welt und als das Wort des Vaters und habe euch den Frieden mit dem Göttlichen Vater wiedergebracht, die Umarmung, mit der Er euch als Söhne des Allerhöchsten wieder annimmt.

Ich bin es, der das dahinsiechende Leben eures Geistes wieder entfacht hat. Ich bin es, der euch die Notwendigkeit gelehrt hat, geistig geboren zu werden. Ich bin es, in dessen Person das ganze göttliche Licht, die Weisheit, die Liebe der Göttlichen Dreiheit versammelt ist, und der sie euch gebracht hat. Ich bin es, der mit seinem Opfer die Kette da, wo sie zerbrochen war, wieder zusammengefügt und euch neu an den Vater und an den Geist der Wahrheit gebunden hat.

Ich bin es, der sein Kreuz zum Hebel gemacht hat, um euren im Kot liegenden Geist daraus zu erheben, und der ihm einen mächtigen Antrieb gab, euch auf das göttliche Licht hin auszurichten, auf Mich Selbst, der Ich euch im Himmel erwarte.

Aber Wenige in der Welt haben in den Jahrhunderten Nutzen daraus gezogen, denn die Welt hat immer die Finsternis dem Licht vorgezogen. Mit meinem grauenvollen Tod habe Ich euch das Kommen des vollkommenen Gottesgeistes erworben; aber im Laufe der Jahrhunderte hat die Menschheit Ihn immer mehr abgewiesen, genau wie sie Mich, wie sie den Vater abgewiesen hat.

Wie bei einer sich klärenden Flüssigkeit haben sich die schweren Elemente am Boden abgesetzt, und die reinen sind an die Oberfläche gekommen. Gerade so ist es im Laufe der Jahrhunderte mit dem Menschen geschehen. Wer Fleisch und Blut bleiben wollte, ist immer tiefer gesunken, während die, welche als wahrer Adel Meiner Herde im Geist leben wollten, sich immer mehr vergeistigt haben. Dazwischen bleiben die namenlosen Lauen. Das sind die zwei entgegengesetzten Bewegungen der grossen Masse. Der eine Teil, und das ist unglücklicherweise der grössere, schlingt immer mehr Satan in sich hinein und fällt noch tiefer als auf das Niveau der unvernünftigen Tiere. Der andere Teil, der viel spärlichere, nimmt immer mehr Christus in sich auf, nährt sich von Seinem Wort, das seit 20 Jahrhunderten nicht verstummt, und wird immer fähiger, den Heiligen Geist zu verstehen.

Wenn Ich mich besonderer Mittel bediene, dann, um die Fülle der Unterweisung durch das Göttliche Wort zu beschleunigen, denn die Zeit drängt, und auch, um die Fülle der geistlichen Formung der wahren Jünger, der wahren Untertanen des Königs Jesus Christus zu beschleunigen. Nicht des Königs der Juden, wie es ein schwacher Mensch, der sich als Inhaber einer armseligen Machtbefugnis stark glaubte und aufschrieb, sondern des Königs der Welt, bevor Er die Welt zu richten kommt.“

Diktat Jesu an Maria Valtorta am 16. August 1943- Auszug aus “Die Hefte 1943″ von Maria Valtorta, mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören.


Ihr seid das Licht der Welt