von Lomitas
In der Februarausgabe des Politmagazins „Cicero“ hat Alan Posener in einem Artikel Papst Benedikt XVI als „Deutschen von Vorgestern“ bezeichnet. Er beschuldigt den Papst der angeblichen Nähe zum Nationalsozialismus und der Feigheit, des Antijudaismus, am Festhalten der „unseligen“ Seligsprechung des Papstes Pius XII usw. Desweiteren bezichtigt er ihn der Unfähigkeit, deutsche Schuld und Verantwortung zu übernehmen und führt u.a. als Beleg Äußerungen seines Großonkels Georg Ratzinger an. Ebenso fällt der Vorwurf, dass die Familie Ratzingers sich dem Druck der Nazis gebeugt hätte.
Dabei unterlaufen Posener einige geschichtliche Fehler: Es ist nun mal historische Tatsache, dass Adolf Hitler mit den Stimmen der deutschen Protestanten gewählt wurde, während der Katholizismus sich offensichtlich gegen die braune Ideologie wehrte – jedenfalls hatte die NSDAP noch 1933 in fast allen katholischen Gebieten keine Mehrheit. Im Gegenteil: Seit 1931 wurde zuerst im Erzbistum Mainz NSDAP-Mitgliedern mit der Exkommunikation gedroht, dann erklärte auch die Deutsche Bischofskonferenz die Mitgliedschaft in der “Hitler-Partei” mit dem katholischen Glauben für unvereinbar.
Vom Vater der Ratzinger-Brüder ist bekannt, dass er Abonnent des “Geraden Weges” war, einer besonders offenen Zeitung engagierter Katholiken rund um den Konvertiten Michael Gerlich, der seine Direktheit nach der Machtergreifung der Nazis mit dem Leben bezahlen musste. Dass sich der junge Joseph Ratzinger mit allen Mitteln vor der HJ gedrückt hat, ist wohl mittlerweile ebenfalls bekannt. Was sein Großonkel gesagt hat, dafür kann er ja nun wirklich nichts.
Zum Antijudaismus wäre zu sagen, dass kein Papst sich so um eine Aussöhnung mit den Juden bemüht hat, wie Benedikt der XVI. Davon zeugen zahlreiche Besuche in jüd. Synagogen. Ebenso wird versucht, aus Pius XII einen schweigenden Mitverantwortlichen des NS-Regimes zu machen. Michael Hesemann beschrieb in seinem Buch: „Der Papst, der Hitler trotzte“, dass Eugenio Pacelli bereits als Nuntius in Deutschland 1924 die “vulgäre und brutale Kampagne” der Nazis gegen Katholiken und Juden beklagte. Als Kardinalstaatssekretär musste er notgedrungen 1933 das Reichskonkordat unterzeichnen, um die Kirche in Deutschland zu retten. Für Papst Pius XI. entwarf er den Text für die berühmte Enzyklika “Mit brennender Sorge”, die 1937 den Nationalsozialismus verurteilte und sofort zur Verschärfung der Lage der Christen im Deutschen Reich führte. Selbst zum Papst gewählt, konnte Pius XII. nur mehr im Geheimen agieren und rettete nahezu einer Million Juden das Leben. Pius XII. hat dem braunen Diktator nach Kräften getrotzt, der Papst war ein subtiler Gegenspieler des Nazi-Terrors.
Was also bleibt von all diesen spektakulär wirkenden Anschuldigungen? Dazu muss man wissen, wer Alan Posener ist: Laut Wikipedia ist er britisch-deutscher Journalist mit jüdischen Wurzeln. Er studierte u.a. Germanistik/Anglistik in Berlin und gehörte während dieser Zeit dem Kader des Kommunistischen Studentenverbandes an und war in der maoistischen KPD aktiv. Später schrieb er verschiedene Monographien z.B. über J. Lennon und weitere, zuletzt eine über „Maria, die Mutter Jesu“. Anscheinend scheint er etwas zerrissen zwischen Rebellion und katholischen Werten zu sein.
Alan Posener scheint ein williges Werkzeug einer gottlosen Medienmaschinerie zu sein, spiegelt damit aber den Geist unseres Volkes wieder. Hierzulande ist es leider politisch korrekt, den heiligen Vater und die katholische Kirche anzugreifen, weil wir ja ach so modern alles kritisch hinterfragen müssen. Angriffe der Welt sind ein Gütesiegel für einen jeden Christen. Ganz im Gegenteil, würde man Papst Benedikt XVI zu sehr loben, müsste man misstrauisch werden.
Zum Weiterlesen:
kath.net
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