Archive for the 'VALTORTA: Wunder u. Gleichnisse Jesu' Category

„Glaubt an die Liebe Gottes“

09/03/2013

zum 4. Fastensonntag 2013: Laetare: 15,1-3.11-32

Um den böswilligen Nachstellungen des jüdischen Synedriums zu entkommen, hat sich Jesus in die Nähe von Jericho mit den Aposteln in eine einfache Hütte, die sonst den Landarbeitern des Lazarus als Unterkunft dient, zurückgezogen. Täglich kommen mehr Menschen mit dem Wunsch nach seelischer und körperlicher Heilung. So auch eine Mutter mit ihrem gelähmten kleinen Knaben, der von einem Herodianer mit seinem Pferdewagen umgefahren wurde und seitdem nur noch unter starken Schmerzen auf dem Rücken liegen kann. Jesus nimmt das Kind, das unbedingt bei ihm sein will, auf die Knie und unterrichtet die Zuhörer darüber, wie wichtig die Sabbatruhe ist und wie die wahre Heiligung des Feiertages sein soll:

„… Die Heiligung des Sabbats, also die körperliche Ruhe, ist eine Scheinhandlung, wenn sie nicht gepaart ist mit einer inneren, seelischen, heiligen Arbeit ehrlicher Selbsterforschung, einer demütigen Selbsterkenntnis seiner eigenen Erbärmlichkeit, einem ernsthaften Vorsatz, sich während der kommenden Woche besser zu verhalten.

Ihr werdet sagen: „Doch wenn man dann von neuem in die Sünde fällt?“ Was würdet ihr von einem Kinde halten, das, weil es gefallen ist, keinen Schritt mehr machen wollte, um nicht wieder zu fallen? Dass es ein Dummkopf ist, dass es sich nicht zu schämen braucht wegen seiner Unsicherheit beim Gehen, denn alle sind wir unsicher gewesen, als wir noch klein waren, und dass unser Vater uns deswegen doch geliebt hat. Wer erinnert sich nicht, wie uns das Umfallen eine Flut mütterlicher Küsse und väterlicher Liebkosungen eintrug?

verlorener Sohn

Dasselbe tut unser allergütigster Vater, der im Himmel ist. Er neigt sich über seinen Kleinen, der am Boden weint, und sagt: „Weine nicht! Ich werde dich aufheben. Das nächste Mal wirst du vorsichtiger sein. Komm in meine Arme. Da wird alles Weh vergehen, und du wirst gestärkt, geheilt und glücklich daraus hervorgehen.“ Das sagt unser Vater, der im Himmel ist. Das sage ich euch. Wenn es euch gelingen würde, den Glauben an den Vater zu haben, würde euch alles gelingen. Einen Glauben, gebt acht, wie jener eines Kindes! Das Kind hält alles für möglich. Es fragt nicht, ob und wie etwas geschehen kann. Es ermisst die Tragweite eines Geschehens nicht. Es glaubt dem, der in ihm Vertrauen erweckt, und tut, was er ihm sagt. Seid wie die Kinder vor dem Allerhöchsten. Wie liebt er diese verirrten Engelchen, welche die Schönheit der Erde sind! Genauso liebt er die Seelen, die einfach, gut und rein sind wie ein Kind.

Wollt ihr den Glauben eines Kindes sehen, um zu lernen, wie man Vertrauen haben muss? Seht! Ihr alle habt den Kleinen bemitleidet, den ich hier an meiner Brust halte und der, entgegen den Aussagen der Ärzte und der Mutter, beim Sitzen auf meinem Schoß nicht geweint hat. Seht ihr? Das Kind tat schon längere Zeit nichts anderes, als Tag und Nacht zu weinen, ohne Ruhe zu finden; hier weint es nicht. Es ist friedlich an meinem Herzen eingeschlafen. Ich habe es gefragt: „Willst du in meine Arme kommen?“ Es hat geantwortet: „Ja“, ohne an seinen elenden Zustand zu denken, an den möglichen Schmerz, den es infolge einer Bewegung hätte empfinden können. Es hat in meinem Antlitz Liebe gesehen und „Ja“ gesagt und ist gekommen. Es hat keinen Schmerz mehr empfunden. Es hat sich darüber gefreut, hier oben zu sein, alles sehen zu können, auf einen weichen Körper gesetzt zu werden und nicht mehr auf dem harten Brett liegen zu müssen. Es hat gelächelt, gespielt und ist mit einer Locke meiner Haare in den kleinen Händen eingeschlafen. Nun will ich das Kind mit einem Kuss wecken…“ und Jesus küsst das Kind auf die braunen Härchen, und es erwacht mit einem Lächeln.

„Wie heißt du?“

„Johannes.“

„Höre, Johannes, willst du gehen? Willst du zu deiner Mutter gehen und ihr sagen: ‚Der Messias segnet dich deines Glaubens wegen?‘ „

„Ja, ja“, und der Kleine klatscht in die Händchen und fragt: „Du machst, dass ich gehen kann? Auf die Wiesen? Ohne das harte Brett? Ohne die Ärzte, die mir weh tun?“

„Nicht mehr, nie mehr!“

„Oh, wie ich dich liebe!“, und das Kind wirft seine Ärmchen um den Hals Jesu und küsst ihn, und um ihn noch besser küssen zu können, kniet es mit einem Ruck auf die Knie Jesu, und eine Menge unschuldiger Küsse fällt auf Stirn, Augen und Wangen Jesu.

Jesus mit Kind

Das Kind, mit seinen anhin gebrochenen Knochen, bemerkt in seiner Freude nicht einmal, dass es sich bewegen kann. Aber der Schrei der Mutter und der Menge wecken es auf, und es blickt erstaunt um sich. Seine großen unschuldigen Augen im abgemagerten Gesichtlein schauen fragend. Immer noch auf den Knien, sein rechtes Ärmchen um den Hals Jesu gelegt, fragt es vertrauensvoll, indem es auf die aufgeregten Menschen und auf die Mutter im Hintergrund zeigt, die in einem fort: „Johannes, Jesus, Johannes, Jesus!“ ruft, „warum schreien die Leute und die Mutter? Was haben sie denn? Bist du Jesus?“

„Ich bin es. Die Leute schreien, weil sie froh sind, dass du wieder gehen kannst. Leb wohl, kleiner Johannes.“ Jesus küsst und segnet das Kind. „Geh zu deiner Mutter und sei lieb!“

Das Kind rutscht selbstsicher von den Knien Jesu, rennt zur Mutter, wirft sich ihr an den Hals und sagt: „Jesus segnet dich. Warum weinst du?“

Als die Leute sich beruhigt haben, ruft Jesus laut: „Macht es wie der kleine Johannes, ihr, die ihr in Sünde fallt und euch verletzt. Glaubt an die Liebe Gottes. Der Friede sei mit euch!“

Während sich die Hosannarufe der Menge mit dem glücklichen Weinen der Mutter vermengen, verlässt Jesus, von den Seinen geschützt, den Raum.

Das ist das Ende.

Auszug aus “Der Gottmensch″, Band III von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.chwww.parvis.ch

„Kommt doch, arme Kinder, kommt zu Mir“

Das Wunder am gelähmten Kinde

Das Gleichnis vom guten Landmann (Feigenbaum)

02/03/2013

zum 3. Fastensonntag 2013: Lukas 13,1-9

Gleichnis vom guten Landmann

James_Tissot_The_Vine_Dresser_and_the_Fig_Tree_700

Jesus auf der Hochzeit von Kana

19/01/2013

zum Sonntagsevangelium vom 20. Januar 2013: Joh 2,1-11

(…) Jesus geht an der Seite der Mutter nach oben, die Jünger und die Gastgeber folgen. Sie gehen in den Saal, wo die Frauen damit beschäftigt sind, Sitzgelegenheiten und Geschirr für die drei Gäste herbeizuschaffen, die nicht erwartet waren, wie mir scheint. Man hat den Eindruck, dass das Kommen Jesu ungewiss, das seiner Gefährten aber absolut unvorhergesehen war.

Ich höre die schöne, männliche und warme Stimme des Meisters beim Betreten des Saales sagen: „Der Friede sei in diesem Haus, und der Segen Gottes über euch allen!“ Ein Gruß an alle, voller Erhabenheit.

Jesus überragt durch sein Aussehen und seine Gestalt alle anderen. Er ist zwar zufälliger Gast; dennoch scheint er der König des Festmahls zu sein, mehr als der Bräutigam oder der Hausherr. So sehr er auch demütig und entgegenkommend ist, er übertrifft alle.

Carl Heinrich Bloch

Jesus nimmt an der mittleren Tafel Platz zusammen mit dem Bräutigam, der Braut, den Eltern des Bräutigams und den einflussreichen Freunden. Die Jünger werden aus Rücksicht auf den Meister an denselben Tisch gesetzt.

Jesus sitzt mit dem Rücken zu der Wand, an welcher die Krüge aufgestellt sind und die Anrichte sich befindet. Ich sehe sie jedoch nicht; auch nicht die Geschäftigkeit des Tafelmeisters, der mit den Platten voller Braten beschäftigt ist, die durch eine kleine Tür bei der Anrichte gereicht werden.

Mir fällt auf, dass ausser den Müttern der Brautleute und Maria keine andere Frau an diesem Tisch Platz genommen hat. Alle Frauen sitzen an dem anderen Tisch, bei der Wand, und machen Lärm für hundert. Sie werden erst nach den Brautleuten und den vornehmen Gästen bedient. Jesus sitzt neben dem Hausherrn, Maria gegenüber, die neben der Braut sitzt. 

Die Mahlzeit beginnt. Ich kann euch versichern, der Appetit und auch der Durst fehlen nicht. Die einzigen, die wenig essen und trinken, sind Jesus und Maria; letztere spricht auch sehr wenig, Jesus etwas mehr. Wenn er auch wortkarg ist, so ist er doch nicht abweisend oder stolz. Er ist ein höflicher Mensch, doch kein Schmeichler. Auf Fragen antwortet er; wenn mit ihm geredet wird, zeigt er Interesse und gibt seine Meinung kund; doch dann zieht er sich in sich selbst zurück, wie jemand, der gewohnt ist, zu meditieren. Er lächelt, doch lacht er nie. Und wenn er einen etwas gewagten Scherz hört, dann tut er, als hätte er ihn nicht gehört. Maria „nährt“ sich vom Anblick ihres Jesus, und ebenso Johannes, der am Ende der Tafel sitzt und an den Lippen seines Meisters hängt. 

Maria bemerkt, dass die Diener mit dem Tafelmeister tuscheln und dass letzterer sehr verlegen ist. Sie erfasst die peinliche Situation. „Sohn“, sagt sie leise und sucht auf diese Weise die Aufmerksamkeit Jesu aus sich zu lenken. „Sohn, sie haben keinen Wein mehr.“

„Frau, was habe ich nunmehr mit dir zu schaffen?“ Jesus lächelt Maria bei diesen Worten noch liebevoller an, und Maria lächelt zurück, wie zwei, die eine Wahrheit kennen, die ihr freudvolles Geheimnis ist und die sonst niemand kennt.

Maria sagt zu den Dienern: „Tut, was er euch sagen wird!“ In den Augen des Sohnes hat sie die Zusage gelesen, doch verschleiert – eine große Lehre für alle „Berufenen“. 

Jesus sagt zu den Dienern: „Füllt die Krüge mit Wasser!“

Ich sehe, wie die Diener die Krüge mit Wasser aus dem Brunnen füllen. Ich höre das Rasseln der Kette, mittels der die triefenden Wassereimer heraufgezogen und dann wieder hinuntergelassen werden. Ich sehe, wie der Tafelmeister ein wenig von dieser Flüssigkeit schöpft, sie mit erstaunten Augen betrachtet, dann mit noch größerer Verwunderung davon kostet und schließlich mit dem Hausherrn und dem Bräutigam (die in der Nähe sind) spricht.

Maria schaut den Sohn noch einmal lächelnd an; dann fängt sie ein Lächeln von ihm auf, neigt das Haupt und errötet leicht. Sie ist glücklich.

Kana

Ein Raunen geht durch den Saal. Die Köpfe wenden sich alle Jesus und Maria zu. Einige stehen auf, um besser sehen zu können; andere begeben sich zu den Krügen. Zuerst herrscht großes Schweigen, dann ertönt ein Chor des Lobes für Jesus. 

Er erhebt sich und sagt nur: „Bedankt euch bei Maria!“ und entzieht sich hierauf dem Festmahl. Die Jünger folgen ihm. Auf der Schwelle wiederholt er: „Friede sei diesem Haus und der Segen Gottes über euch!“ Und fügt hinzu: „Mutter, leb wohl!“

Die Vision ist zu Ende.

Auszug aus “Der Gottmensch″, Band I von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.chwww.parvis.ch

Der an der phönizischen Grenze geheilte Taubstumme

08/09/2012

zum Evangelium vom 9. September 2012: Markus 7,31-37

Jesus und die einige Apostel sind verletzt, nachdem sie in Gischala von Rabbis mit Steinen beworfen wurden. Am nächsten Abend halten sie am ersten Haus eines Dorfes und erbitten Wasser und Öl, um die stark angeschwollene und bläulich gewordene Hand Jesu zu behandeln und neu zu verbinden. Die Frau, die nicht weiss, mit wem sie es zu tun hat, bietet ihnen an, sie für die kommende Nacht zu beherbergen.

„Die Frau läßt fragen, ob wir ihre Einladung annehmen?“

„Ja, gute Frau, wir bleiben heute nacht hier.“

„Das Abendessen? Oh, nehmt es an, es macht mir keine Mühe. Außerdem haben uns einige Jünger von Jesus aus Galiläa, der der Messias genannt wird, viele Wunder wirkt und das Reich Gottes predigt, gelehrt, barmherzig zu sein. Zu uns ist Jesus noch nie gekommen, vielleicht weil wir an der syrisch-phönizischen Grenze leben. Aber seine Jünger waren da, und das ist schon viel! Zum Passahfest wollen wir alle aus dem Dorf nach Judäa gehen, um zu sehen, ob wir diesen Jesus finden, denn wir haben Kranke hier. Die Jünger haben wohl einige von ihnen geheilt, andere aber nicht, und unter ihnen ist ein junger Sohn des Bruders der Frau meines Schwagers.“

„Was hat er denn?“ fragt Jesus lächelnd.

„Er kann weder sprechen noch hören. Er ist taubstumm zur Welt gekommen. Vielleicht hat sich ein Dämon in den Schoß der Mutter eingeschlichen, um sie zur Verzweiflung zu bringen und zu quälen. Aber der Sohn ist gut, und es scheint nicht, dass er besessen ist. Die Jünger haben gesagt, dass nur Jesus von Nazareth ihm helfen kann, da es sich um einen besonderen Fall handelt, und nur dieser Jesus von Nazareth… Oh, da kommen meine Söhne und mein Mann! Melchias, ich habe diese Pilger im Namen des Herrn aufgenommen und erzählte ihnen gerade von Levi… Sara, geh rasch Milch melken, und du, Samuel, geh zur Grotte hinunter, um Öl und Wein zu holen, und bringe auch Äpfel vom Dachboden. Beeile dich, Sara, wir müssen noch die Betten in den oberen Räumen vorbereiten.“

„Mühe dich nicht ab, Frau. Wir sind mit allem zufrieden und fühlen uns überall wohl. Könnte ich den Jungen sehen, von dem du gesprochen hast?“

„Ja… Aber… O Herr! Bist du vielleicht selbst der Nazarener?“

„Ich bin es!“

Die Frau fällt auf die Knie und ruft aus: „Melchias, Sara, Samuel! Kommt und huldigt dem Messias! Welch ein Tag! Welch ein Tag! Und ich darf ihn im meinem Haus aufnehmen und habe so einfach mit ihm gesprochen! Ich habe ihm Wasser für seine Wunde gebracht. Oh…!“ Und ihr bleibt vor Erregung der Atem weg. Dann aber eilt sie zum Waschbecken und sieht, dass es leer ist. „Warum habt ihr das Wasser weggeschüttet! Es war heilig! O Melchias! Der Messias ist bei uns!“

„Ja. Aber beruhige dich, Frau, und sage es niemandem. Geh vielmehr den Taubstummen holen und bringe ihn zu mir!“ sagt Jesus lächelnd…

Bald kehrt Melchias mit dem jungen Taubstummen, seinen Verwandten und fast dem halben Dorf zurück. Die Mutter des Unglücklichen betet und fleht Jesus an.

Jesus sagt: „Ja, dein Wunsch wird in Erfüllung gehen“, und nimmt den Taubstummen bei der Hand. Er zieht ihn aus der dicht gedrängten Menge, welche die Apostel mit Rücksicht auf die verletzte Hand Jesu zurückzuhalten versuchen. Jesus holt den Taubstummen zu sich heran, steckt ihm die Zeigefinger in die Ohren und berührt mit der Zunge die halbgeöffneten Lippen; dann erhebt er seine Augen zum Himmel, der schon dunkel wird, haucht ins Gesicht des Taubstummen und ruft laut: „Öffnet euch!“ Dann lässt er ihn gehen.

Der Jüngling schaut Jesus einen Augenblick an, während die Leute miteinander flüstern. Die Veränderung in seinem Gesicht ist überraschend, denn vorher schien er apathisch und traurig, während er jetzt erstaunt lächelt, seine Hände zu den Ohren führt, daraufdrückt und sie dann wieder wegnimmt. Er überzeugt sich, dass er tatsächlich hören kann, er öffnet den Mund und spricht: „Mama, ich höre! O Herr, ich bete dich an!“

Die Menge ist wie immer begeistert, um so mehr, als man sich fragt: „Wie ist es nur möglich, dass er schon sprechen kann, da er von Geburt an nie ein Wort gehört hat? Ein Wunder im Wunder! Er hat ihm die Stimme gegeben, die Ohren geöffnet und ihn zugleich sprechen gelehrt. Es lebe Jesus von Nazareth! Hosanna dem Heiligen, dem Messias!“

Man drängt sich um ihn, während er seine verletzte Hand zum Segen erhebt. Einige Leute waschen sich auf Anweisung der Hausfrau Gesicht und Glieder mit den restlichen Tropfen im Becken.

Jesus sieht es und ruft aus: „Um eures Glaubens willen, seid alle geheilt. Geht in eure Häuser, seid gut und redlich. Glaubt an das Wort der Frohbotschaft und bewahrt für euch, was geschehen ist, bis die Stunde kommt, um es auf den Plätzen und Straßen der Welt zu verkünden. Mein Friede sei mit euch!“

Hierauf betritt er die geräumige Küche, in der ein Feuer brennt und die durch die Flammen zweier Lampen erhellt wird.

Auszug aus “Der Gottmensch″, Bd. VI von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.chwww.parvis.ch

Das Wunder am gelähmten Kinde

Heilung des blinden Bartimäus

„Kommt doch, arme Kinder, kommt zu Mir“

Jesus und die Jünger nach der ersten wunderbaren Brotvermehrung (Teil 2)

28/07/2012

zum Evangelium vom 29. Juli 2012: Johannes 6, 1-15

(zurück zu Teil 1 der Vision: Die erste wunderbare Brotvermehrung)

„Nehmt euren Teil und gebt auch mir ein wenig davon. Wir wollen die Speise Gottes essen.“

Sie essen Brot und Fisch, jeder entsprechend seinem Hunger… Indessen tauschen die gesättigten Menschen ihre Meinungen aus. Auch jene in der Nähe Jesu getrauen sich nun zu sprechen und betrachten dabei Margziam, der mit den Kindern lacht und seinen Fisch fertig isst. 

„Meister“, fragt der Schriftgelehrte, „warum hat das Kind sofort das Gewicht gespürt und wir nicht? Ich habe auch hineingegriffen. Es waren nur ein paar Brotbrocken und ein einziges Stücklein Fisch darin. Ich habe die Schwere erst gespürt beim Gang zu den Leuten. Aber wenn es das Gewicht von dem gehabt hätte, was ich austeilte, wären zwei Maulesel nötig gewesen, um den Korb, nein, einen mit Nahrungsmitteln beladenen Wagen zu ziehen. Anfangs war ich sparsam… dann fing ich an zu geben, zu geben, und um nicht ungerecht zu sein, ging ich zu den ersten zurück und gab ihnen nochmals; denn sie hatten das erste Mal nur wenig bekommen. Und doch hat es gereicht.“

„Auch ich habe gespürt, wie der Korb schwerer wurde, während ich hinging; ich habe sofort viel gegeben, denn ich verstand, dass du ein Wunder gewirkt hattest“, sagt Johannes.

„Ich hingegen habe mich zunächst hingesetzt und den Korb in den Schoß geleert, um zu sehen… Ich habe viele Brote gesehen. Da bin ich gegangen“, sagt Manaen.

„Ich habe sie gezählt, denn ich wollte mich nicht blamieren. Es waren fünfzig Brotstückchen. Ich habe zu mir gesagt: „Ich will sie an fünfzig Personen austeilen und dann zurückkehren.“ Ich habe gezählt. Doch bei fünfzig angekommen, war das Gewicht immer noch das gleiche. Da habe ich nachgesehen. Es waren immer noch viele darin. So bin ich gegangen und habe an Hunderte verteilt. Doch es wurden nie weniger“, sagt Bartholomäus.

„Ich, ich muss gestehen, dass ich nicht geglaubt habe. Ich habe die Brotbrocken und das Fischstück in die Hand genommen, sie angesehen und bei mir gesagt: ‚Was soll das? Jesus will einen Scherz machen…!‘ Ich stand hinter einem Baum und schaute auf ihn und auf die Stücklein und hoffte, dass sie sicher vermehren würden, und zweifelte zugleich daran. Aber es blieben immer dieselben. Ich wollte schon zurückkehren, als Matthäus vorbeikam und sagte: ‚Hast du gesehen, wie schön sie sind?‘ ‚Was denn?‘ habe ich gefragt. ‚Nun, die Brote und die Fischlein…‘ ‚Bist du denn verrückt? Ich sehe nur Brotbrocken.‘ ‚Geh und teil sie mit Vertrauen aus und du wirst sehen.‘ Ich habe die wenigen Brocken in den Korb zurückgelegt und bin zögernd weitergegangen… Und dann… Verzeih mir, Jesus, denn ich bin ein Sünder!“ sagt Thomas.

„Nein, du bist ein Weltmensch. Du denkst weltlich.“

„Auch ich, Herr. So sehr, dass ich dachte, ihnen zum Brot noch ein Geldstück zu geben, damit sie anderswo essen könnten. Ich glaubte, dir helfen zu können, einen besseren Eindruck zu machen“, sagt Iskariot. „Wie bin ich also – wie Thomas – oder noch schlimmer?“

„Noch viel mehr als Thomas, du bist weltlich.“

„Und doch wollte ich, um des Himmels willen, Almosen geben! Es war mein eigenes Geld…“

„Almosen für dich selbst und deinen Hochmut. Und Almosen für Gott. Doch er bedarf ihrer nicht. Almosen für deinen Hochmut sind Sünde, kein Verdienst.“

Judas neigt das Haupt und schweigt.

„Ich habe geglaubt, dass ich diesen Bissen Fisch und diese Bröcklein Brot noch kleiner machen müsste, damit sie genügen könnten. Aber ich habe nicht daran gezweifelt, dass sie ihrem Nährwert und ihrer Anzahl nach ausreichen könnten. Ein Tropfen Wasser, von dir gegeben, kann nahrhafter sein als eine volle Mahlzeit“, sagt der Zelote.

„Und was habt ihr gedacht?“ fragt Petrus die Vettern Jesu.

„Wir haben uns an Kana erinnert… und haben nicht gezweifelt“, sagt Judas ernst.

„Und du, Jakobus, mein Bruder, dachtest du nur daran?“

„Nein! Ich dachte, es könnte eines der Sakramente sein, von denen du zu mir gesprochen hattest… Ist es so, oder irre ich mich?“

Jesus lächelt: „Es ist so, und ist doch nicht so. Mit der Wahrheit vom Nährwert eines Tropfen Wassers, von der Simon sprach, muss der Gedanke an eine spätere Gestalt verbunden werden. Doch jetzt ist es noch kein Sakrament.“

Der Schriftgelehrte betrachtet ein Brotstückchen in seiner Hand.

„Was machst du damit?“

„Ein… Andenken.“

„Auch ich behalte eines. Ich werde es in einem kleinen Säcklein Margziam an den Hals hängen“, sagt Petrus.

„Ich will es meiner Mutter bringen“, sagt Johannes.

„Wir, wir haben alles aufgegessen…“ sagen die anderen beschämt.

„Steht auf! Geht noch einmal mit den Körben herum und sammelt die Reste ein. Sucht die Ärmsten aus dem Volk heraus und bringt sie, zusammen mit den Körben, zu mir. Dann geht ihr alle, ihr, meine Jünger, zu den Booten und fahrt auf den See hinaus, zur Ebene von Genesareth. Ich will die Leute entlassen, nachdem ich die Ärmsten beschenkt habe, und euch dann einholen.“

Die Apostel gehorchen… und kehren mit zwölf gefüllten Körben zurück. Es folgen ihnen etwa dreissig Bettler oder sehr elende Menschen.

„Gut so. Geht nun.“

Die Apostel und die Jünger des Johannes verabschieden sich von Manaen und gehen etwas widerstrebend weg, weil sie Jesus verlassen müssen. Doch sie gehorchen. Manaen wartet noch mit Jesus, bis die Menge sich im letzten Tageslicht nach den Dörfern aufmacht oder eine Schlafstätte im hohen trockenen Schilf sucht. Dann nimmt er Abschied. Vor ihm, ja sogar als einer der ersten, ist der Schriftgelehrte weggegangen; denn er ist mit seinem Söhnchen den Aposteln gefolgt.

Nachdem alle gegangen oder schon in Schlaf gesunken sind, erhebt sich Jesus, segnet die Schlafenden, und langsamen Schrittes geht er zum See auf die Halbinsel von Tarichäa zu, die sich einige Meter über dem Wasserspiegel erhebt, als wäre sie ein Stück eines in den See geschobenen Hügels. Und an seinem Fuss angelangt, steigt er, ohne in die Stadt hineinzugehen, sondern sie umgehend, auf die kleine Erhebung, setzt sich auf einen spitzen Felsvorsprung nieder und betet im Angesicht des Himmels und im Schein der klaren Mondnacht.

Auszug aus “Der Gottmensch″, Bd. V von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.chwww.parvis.ch

 

„… und salbten die Kranken mit Öl und heilten sie.“

15/07/2012

zum Evangelium vom 15. Juli 2012: Markus 6,7-13

31. Dezember [1943]

(…) Ein weiterer Punkt im Markusevangelium ist der Vers 13 desselben 6. Kapitels: „… und salbten die Kranken mit Öl und heilten sie“. In der damaligen empirischen Medizin nahm das Öl eine wichtige Stelle ein. Man kann auch nicht sagen, dass es schädlicher oder weniger wirksam war als eure heutigen komplizierten Heilmittel. Es war vielmehr ganz gewiß unschädlicher. Aber nicht in dem Öl steckte die Heilkraft für die Kranken, die von meinen Aposteln gesalbt wurden.

Wie immer, war der menschlichen Schwerfälligkeit ein sichtbares Zeichen nötig. Wer hätte sonst glauben können, dass die Berührung mit der Hand durch diese armen Menschen, Meine Apostel, die als Fischer und einfache Leute aus dem Volk bekannt waren, hätte heilen können? Wenn sie es geglaubt hätten, hätten sie gesagt: „Ihr heilt in der Macht des Anführers der Dämonen“, wie sie es zu Mir gesagt haben (1). Und sie hätten sie als von Dämonen Besessene angeschuldigt. Das sollte nicht geschehen. Dafür gab Ich ihnen das Mittel, ein menschliches, damit ihnen, wenn nicht anders, wenigstens von den Empirikern geglaubt würde. Aber die Macht, die ihnen die Heilkraft eingoß, war Gott, damit sie Jünger für Seine Lehre gewinnen könnten.

Ich habe gesagt: „Die, welche an Mich glauben, werden auf Schlangen treten können und die Werke vollbringen, die Ich tue“ (2). Ich lüge niemals, und kann göttiche Mach auch in die Hand eines an Mich glaubenden und in Mir lebenden Kindes legen. Ist nicht die Geschichte des Christentums voll von solchen Wundern? Die ersten Jahrhunderte sind davon durchzogen, aber ihr Blühen ist zurückgegangen, und zwar nicht, weil Gottes Allmacht geringer geworden wäre, sondern weil ihr der Aufgabe, Gottes Amtsdiener zu sein, nicht genügt.

Habt doch, habt doch, habt doch Glauben! Er wird euch retten.“

(1) Mt 12,24

(2) Mk 16,17-18; Lk 10,19

Auszug aus “Die Hefte 1943″ von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.chwww.parvis.ch

Heilung des blinden Bartimäus

Jesus erscheint den Aposteln mit Thomas

Die Erweckung der Tochter des Jairus

30/06/2012

zum Evangelium vom 1. Juli 2012: Markus 5,21-43

(…) Jesus betrachtet sie [Anm: die geheilte Frau, die ihm gerade gestanden hat, heimlich sein Gewand berührt zu haben und nun geheilt zu sein] mit unendlicher Güte. Er lächelt ihr zu und sagt zu ihr: „Geh in Frieden, Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen! Sei für immer geheilt. Sei gut und glücklich. Geh!“

Während er noch spricht, kommt ein Mann herbei, anscheinend ein Knecht, der sich an den Vater wendet. Dieser ist die ganze Zeit in einer ehrfürchtigen Erwartung neben Jesus gewandelt, obgleich er ein gequältes Gesicht hat, als stände er auf heissen Kohlen. „Deine Tochter ist tot. Es ist zwecklos, weiterhin den Meister zu belästigen. Sie hat den Geist aufgegeben, und die Frauen halten schon die Totenklage. Die Mutter lässt dir dies sagen und dich bitten, sofort zu kommen.“

Der arme Vater schluchzt laut. Er führt seine Hände zur Stirne, drückt sich die Augen zu und krümmt sich, wie von einem Hieb getroffen.

Jesus, der aufmerksam mit der Frau gesprochen hat und anderes zu sehen und zu hören scheint, dreht sich jetzt um, legt seine Hand auf die gebeugten Schultern des armen Vaters und sagt: „Mann, ich habe es dir doch gesagt, habe Glauben! Ich wiederhole, habe Glauben! Hab keine Angst, dein Kind wird leben. Gehen wir zu ihm.“ Und er geht weiter und drückt den vernichteten Mann an sich. Die Menge bleibt vor diesem Schmerz und der bereits erfolgten Heilung erschrocken stehen, teilt sich, lässt Jesus und die Seinen ungehindert durch und folgt wie Kielwasser der Gnade, die vorausgeht.

Sie gehen etwa hundert Meter, vielleicht auch mehr – ich kann es nicht gut schätzen -, und kommen immer näher zur Stadtmitte. Eine große Menge hat sich vor einem bürgerlichen Haus versammelt. Mit lauten Stimmen wird der Todesfall im Haus beklagt und auf die lauten Rufe geantwortet, die aus der weitgeöffneten Tür kommen. Es sind schrille, auf einer Höhe bleibende Töne, und sie scheinen von einer beherrschenden Stimme vorgetragen und von einer Gruppe schwacher und einer Gruppe stärkerer Stimmen beantwortet zu werden. Ein Lärm, der auch Gesunde umzubringen imstande ist.

Jesus gibt den Seinen die Weisung, vor dem Ausgang stehenzubleiben, und ruft Petrus, Jakobus und Johannes zu sich. Mit ihnen geht er in das Haus, den weinenden Vater immer noch am Arm festhaltend.

Es scheint, dass er ihm die Gewissheit geben will, dass er da ist, und ihn glücklich machen möchte mit dieser Umklammerung. Die Klagenden (ich würde sie eher die Heulenden nennen) verdoppeln ihr Geschrei beim Anblick des Hausvaters und des Meisters. Sie klatschen in die Hände, hauen auf die Pauken, schlagen an die Triangeln, und auf diese… Musik stützen sie ihr Gejammer.

„Schweigt!“ sagt Jesus. „Hier ist kein Grund zum Weinen. Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur!“

Die Frauen stoßen noch stärkere Schreie aus, und einige wälzen sich auf der Erde, zerkratzen sich, reißen sich die Haare aus (oder besser gesagt, tun so als ob…), um zu beweisen, dass die Tochter wirklich tot ist. Die Musikanten und die Freunde schütteln den Kopf über die Illusion Jesu. Aber er wiederholt: „Schweigt“, und zwar in einem so energischen Ton, dass der Lärm zwar nicht aufhört, doch sehr abnimmt. Dann schreitet er weiter vorwärts.

Er betritt eine kleine Kammer. Auf dem Lager liegt ein totes Mädchen ausgestreckt. Mager und totenbleich liegt es mit sorgfältig geordneten Haaren da. Die Mutter steht weinend auf der rechten Seite des Bettes und hält die wächserne Hand der Toten. Jesus!… Oh, wie schön ist er jetzt! So habe ich ihn selten gesehen! Jesus nähert sich eilig. Es scheint, als schwebe er über dem Boden, so schnell eilt er auf das Bettlein zu.

Die drei Apostel stehen an der Türe und schließen sie vor den Augen der Neugierigen. Der Vater bleibt am Fußende des Bettes stehen.

Jesus geht auf die linke Seite des Lagers, streckt seine linke Hand aus und erfasst damit das leblose Händchen des Kindes. Die linke Hand. Ich habe es gut gesehen. Es ist sowohl die linke Hand Jesu als auch die linke Hand des Kindes. Er hebt den rechten Arm und bringt die geöffnete Hand bis zur Schulterhöhe. Schliesslich senkt er sie, mit einer Geste, die einem Schwur oder einem Befehl entsprechen könnte. Er sagt: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“

Für einen Augenblick sind alle, mit Ausnahme Jesu und des Mädchens, überrascht. Die Apostel recken die Hälse, um besser sehen zu können. Der Vater und die Mutter schauen mit traurigen Augen auf ihr Kind. Nur einen Augenblick. Dann hebt ein Atemzug die Brust der kleinen Toten. Eine leichte Röte breitet sich über das wachsbleiche Gesicht; die Totenblässe schwindet. Ein schwaches Lächeln spielt auf den noch bleichen Lippen, bevor die Augen sich öffnen, als ob das Kind etwas Schönes träumte. Jesus hält seine Hand immer noch in der seinen. Das Kind öffnet langsam die Augen und schaut umher, als ob es soeben erwacht wäre. Zuerst sieht es das Antlitz Jesu, der es mit seinen strahlenden Augen anblickt und ihm ermutigend zulächelt, worauf das Kind ebenfalls lächelt.

„Steh auf!“ wiederholt Jesus, und er schiebt mit seiner Hand die auf dem Bett ausgebreiteten Leichengeschenke zur Seite (Blumen, Schleier usw.) und hilft dem Mädchen beim Herabsteigen und bei den ersten Schritten; er hält es weiterhin an der Hand.

„Gebt ihm jetzt zu essen!“ befiehlt er. „Es ist geheilt. Gott hat es euch zurückgegeben. Dankt ihm dafür! Und sagt niemandem, was vorgefallen ist. Ihr wisst, was mit ihr geschehen war. Ihr habt geglaubt und damit das Wunder verdient. Die anderen hatten keinen Glauben; es ist zwecklos, sie überzeugen zu wollen. Dem, der das Wunder leugnet, zeigt sich Gott nicht. Und du, Mädchen, sei brav! Lebt wohl! Der Friede sei mit diesem Haus!“ Und er geht hinaus, die Tür hinter sich schließend.

Die Vision ist zu Ende.

Ich will Ihnen sagen, welche beiden Stellen mich besonders erfreut haben: die eine, wo Jesus in der Menge die Frau sucht, die ihn berührt hat, und besonders die andere, wo er die Hand des Mädchens nimmt und diesem befiehlt aufzustehen. Friede und Sicherheit haben mich erfüllt. Es ist nicht möglich, dass ein Barmherziger und ein Mächtiger wie er nicht Mitleid mit uns hat und das Übel, das uns sterben lässt, nicht besiegt.

Jesus sagt im Augenblick nichts dazu, so wie er über viele Dinge nichts sagt. Er sieht, dass ich fast am Ende bin, und findet es nicht angebracht, dass es mir heute abend besser gehe. Sein Wille geschehe! Ich bin schon froh genug, dass ich seine Vision in mir habe.

Auszug aus “Der Gottmensch″ Bd. IV von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.chwww.parvis.ch

„Der Himmel sah schön aus“

Das Wunder am gelähmten Kinde

Die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus

„Steh auf, nimm dein Bett und geh!“

19/02/2012

zum Sonntagsevangelium v. 19. Februar 2012: Markus 2,1-12

(…) 

„Meister“, ruft Petrus von der anderen Seite, „hier sind die Kranken. Zwei können warten, bis du hinausgehst; aber hier ist einer eingekeilt in der Menge und hält nicht mehr stand. Wir können nicht durchkommen. Soll ich ihn fortschicken?“

„Nein, lass ihn durch das Dach herab.“

„Gut gesagt; wir werden es sofort tun.“

Man hört auf dem niederen Dach über dem Saale herumtrampeln. Da dieser Raum nicht zum eigentlichen Wohnhause gehört, hat er keine zementierte Terrasse, sondern ist nur mit schieferähnlichen Platten bedeckt. Es entsteht nun eine Öffnung, und mittels Seilen wird die Bahre mit dem Kranken hinuntergelassen. Sie wird direkt vor Jesus niedergestellt. Die Menschen drängen sich näher, um besser zu sehen.

„Du hast einen großen Glauben gehabt, wie auch jene, die dich hierhergebracht haben.“

„O Jesus, wie sollten wir nicht an dich glauben?“

„Nun wohl, so sage ich dir, Sohn (der Mann ist noch jung), alle deine Sünden sind dir vergeben.“

Der Mann schaut Jesus weinend an… vielleicht ist er enttäuscht, weil er auf eine leibliche Heilung hoffte. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten flüstern miteinander, rümpfen die Nase und verziehen Stirne und Mund mit Verachtung.

„Warum murrt ihr in euren Herzen mehr noch als mit den Lippen? Was ist nach eurer Meinung leichter, dem Gelähmten zu sagen: ‚die Sünden sind dir vergeben‘ oder ’steh auf, nimm dein Bett und geh‘? Ihr denkt, dass nur Gott Sünden vergeben kann. Doch ihr könnt nicht beantworten, was größer ist, weil der Mann da, dessen ganzer Körper krank ist, all sein Vermögen aufgewendet hat, ohne geheilt worden zu sein. Nur Gott kann ihn heilen. Nun, damit ihr wisst, dass ich alles vermag, damit ihr erkennt, dass der Menschensohn Macht über Leib und Seele, über Himmel und Erde hat, sage ich zu diesem Mann: ‚Steh auf, nimm dein Bett und geh! Geh nach Hause und sei heilig!‘ „

Den Mann erfasst ein Schütteln, er schreit auf, erhebt sich und wirft sich Jesus zu Füßen, küsst sie, weint und lacht gleichzeitig, und mit ihm die Angehörigen und die Menschenmenge, die nun einen Weg freigibt, um ihn wie im Triumph durchzulassen. Jubelnd folgt ihm das Volk, aber ohne die fünf Grollenden, die überheblich weggehen.

So kann nun die Mutter mit dem Säugling, der zum Skelett abgemagert ist, bis zu Jesus gelangen. Sie zeigt ihn ihm und sagt nur: „Jesus, du liebst sie, die Kinder. Du selbst hast es gesagt. Um dieser Liebe und um deiner Mutter willen…!“ und sie weint.

Jesus nimmt ihn, den sterbenden Säugling, drückt ihn an sein Herz und hält sein wächsernes Gesichtlein mit den violetten Lippen und den schon gesenkten Lidern an seinen Mund, einen Augenblick nur… und als er es von seinem blonden Bart wegnimmt, ist das Gesichtlein rosig, und das Mündlein umspielt ein seliges Lächeln; die Augen schauen lebhaft und neugierig um sich, und das Kind greift mit den zuvor verkrampften Händchen in die Haare und in den Bart Jesu, der dazu lacht.

„O mein Sohn!“ ruft die selige Mutter aus.

„Nimm es, Frau, sei glücklich und gut!“

Die Frau nimmt das Wiedergeborene und drückt es an ihre Brust, und das Kleine macht sofort seinen Anspruch auf Nahrung geltend; es sucht die Brust, enthüllt sie und trinkt, trinkt gierig und glücklich…

Jesus segnet und geht weiter, bis zur Schwelle, wo der Fieberkranke wartet.

„Meister, sei gut!“

„Auch du! Nütze deine wiedererlangten Kräfte in der Gerechtigkeit!“ Er streichelt ihn liebevoll und geht hinaus.

Am Ufer umgeben und preisen ihn viele, die ihm teils vorausgeeilt sind, teils nachfolgen und ihn bitten:

„Wir haben dich nicht hören können. Wir konnten nicht hineingelangen. Sprich auch zu uns!“

Jesus gibt ein bejahendes Zeichen, und da die Menge ihn fast erdrückt, steigt er in das Boot des Petrus. Auch das genügt nicht. Der Ansturm ist zu groß.

„Stoße das Boot ins Wasser und entferne es ein wenig vom Ufer!“

Die Vision ist hier zu Ende.

Auszug aus “Der Gottmensch“, Bd. II von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch

Jesus gebietet dem Sturm auf dem See

28/01/2012

zum Evangelium vom Samstag, 28.01.2012: Markus 4,35-41

Ein Segelboot, nicht besonders groß, aber auch nicht gerade klein, ein Fischerboot, auf dem sich gut fünf bis sechs Personen bewegen können, durchfurcht die tiefblauen Wasser des Sees von Genesareth.

Jesus schläft im Heck. Er ist wie üblich weiss gekleidet und hat das Haupt auf den linken Arm gelegt, der auf seinem blaugrauen, mehrfach zusammengefalteten Mantel ruht. Er liegt nicht, vielmehr sitzt er im hinteren Teil des Schiffes und lehnt sich an das Brett am äussersten Bootsende. Ich weiss nicht, wie die Schiffsleute es nennen. Er schläft still und friedlich, denn er ist müde.

Petrus ist am Steuer. Andreas kümmert sich um die Segel. Johannes und zwei andere – ich weiss nicht, wer sie sind – bringen die Netze und Taue im hinteren Teil des Schiffes in Ordnung, als wollten sie sich auf den Fischfang vorbereiten, der vielleicht bei Einbruch der Nacht beginnt. Ich würde sagen, dass der Tag sich neigt, denn die Sonne steht schon im Westen. Die Jünger haben ihre Mäntel abgelegt und alle ihre Kleider geschürzt und mit den Gürteln festgebunden, damit sie freier in ihren Bewegungen sind beim Hin- und Hergehen im Boot und beim Hantieren nicht durch Ruder, Bänke, Körbe und Netze behindert werden.

Ich sehe, dass der Himmel sich verdunkelt und die Sonne sich hinter plötzlich aufgezogenen Gewitterwolken verbirgt, die vom Gebirge her kommen. Der Wind, der im Augenblick noch nur in der Höhe weht, treibt die Wolken rasch dem See zu. Der See ist noch ruhig, wird jedoch dunkler und beginnt, sich an der Oberfläche zu kräuseln. Es sind noch keine Wellen, aber schon kleine Wellenbewegungen.  Petrus und Andreas beobachten Himmel und See und treffen alle Vorkehrungen, um an Land zu gehen. Doch der Wind bricht nun mit Macht über den See, und in wenigen Minuten wallt und schäumt alles; die Brecher überschlagen sich gegenseitig, krachen gegen das Boot, heben es hoch und senken es, so dass es sich nach allen Seiten neigt und weder Ruder noch Segel mehr gebraucht werden können. Wegen des Sturmes wird das Segel eingezogen.

Jesus schläft. Weder die schweren Schritte noch die aufgeregten Stimmen der Jünger, noch das Heulen des Windes, noch die Schläge der Wellen gegen die Bootsplanken wecken ihn.  Seine Haare flattern im Winde, und manchmal trifft ihn auch ein Wasserspritzer, doch er schläft. Johannes eilt vom Bug zum Heck und deckt ihn mit seinem Mantel zu, den er aus einem Holzverschlag hervorgezogen hat.

Der Sturm wird immer heftiger. Der See ist nun schwarz, als sei Tinte hineingeschüttet worden, und der Schaum der Wellen zieht Streifen darüber. Wasser ergießt sich ins Boot, das der Wind immer weiter vom Ufer abtreibt. Die Jünger schwitzen vor Anstrengung, das Boot in die richtige Fahrtrichtung zu lenken und das eingedrungene Wasser auszuschöpfen. Doch alles ist vergebens. Sie waten fast bis zu den Knien im Wasser, und das Boot wird immer schwerer.

Petrus verliert die Ruhe und die Geduld. Er übergibt seinem Bruder das Ruder, geht schwankend zu Jesus hin und schüttelt ihn heftig. Jesus erwacht und erhebt das Haupt. « Rette uns, Meister, wir gehen zugrunde ! » schreit Petrus. (Er muss schreien, damit man ihn hört.)

Jesus schaut seinen Jünger fest an, dann blickt er auf die anderen und auf das Wasser. « Glaubst du, dass ich euch retten kann ? » « Schnell, Meister », schreit Petrus, während sich eine riesengroße Woge von der Mitte des Sees her rasch auf die armselige Barke zu bewegt. Es scheint eine Wasserhose zu sein, so hoch und schreckenerregend ist sie. Als die Jünger diesen Wasserberg herankommen sehen, knien sie nieder und klammern sich fest, wo und wie sie nur können; sie sind überzeugt, dass dies das Ende ist.

Jesus erhebt sich und steigt auf den Holzverschlag: eine weisse Gestalt vor dem Hintergrund des Unwetters. Er breitet die Arme gegen die Sturzwelle aus und gebietet dem Wind: « Halt ein und schweige », und dem Wasser: « Beruhige dich. Ich will es! » Die Sturzwelle fällt in sich zusammen, löst sich in Schaum auf und zerfließt, ohne zu schaden, während der Wind mit einem letzten Pfeifen in einem Seufzer verstummt. Über dem beruhigten See wird der Himmel wieder heiter, und in die Herzen der Jünger kehrt die Zuversicht zurück.

Die Majestät, die Jesus ausstrahlt, kann ich nicht beschreiben. Man muss sie gesehen haben, um sie begreifen zu können. Ich koste sie innerlich aus, denn sie ist mir immer noch gegenwärtig, und ich denke darüber nach, wie friedvoll doch der Schlaf Jesu und wie gewaltig seine Macht über Wind und Wellen war. 

Auszug aus “Der Gottmensch“, Bd. III von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch

Unterweisung Jesu zur Sturm-Vision

Die klugen und die törichten Jungfrauen

05/11/2011

zum Sonntagsevangelium vom 6. November 2011: Mt 25,1-13

„… Die fünf Törichten gingen weinend mit den nun nutzlosen Lampen, den zerknitterten Kleidern, den zerrissenen Schleiern und den aufgelösten oder verlorenen Blumenkränzen auf der finsteren Straße fort.

Und nun hört die im Gleichnis enthaltene Lehre! Ich habe euch anfangs gesagt, dass das Himmelreich das Haus der Vereinigung der Seelen mit Gott ist. Zur himmlischen Hochzeit sind alle Gläubigen geladen, denn Gott liebt alle seine Kinder. Die einen finden sich früher, die anderen später zur Hochzeit ein, und wer dort ankommt hat großes Glück.

Nun hört weiter! Ihr wisst, wie die Mädchen es als Ehre und Glück betrachten, als Mägde der Braut eingeladen zu werden. Wir wollen in unserem Fall die Rollen verteilen, so werdet ihr besser begreifen. Der Bräutigam ist Gott. Die Braut ist die Seele eines Gerechten, die die Zeit der Verlobung im Haus des Vaters, also in dessen Fürsorge und im Gehorsam zu ihm und zur Lehre Gottes, in Gerechtigkeit verbracht hat und nun zur Hochzeit in das Haus des Bräutigams gebracht wird. Die Jungfrauen sind die Seelen der Gläubigen, die dem Beispiel der Braut folgend versuchen, zur selben Ehre zu gelangen, indem sie nach Heiligkeit streben; denn die Tatsache, dass der Bräutigam die Frau wegen ihrer Tugenden gewählt hat, ist ein Zeichen dafür, dass sie ein lebendes Beispiel der Heiligkeit war. Diese Seelen haben ein weisses, reines und frisches Gewand, weisse Schleier und sind mit Blumenkränzen gekrönt. Sie haben brennende Lampen in den Händen. Die Lampen sind gereinigt, der Docht vom feinsten Öl getränkt, damit es nicht übel riecht.

Im weissen Gewand. Die beharrlich geübte Gerechtigkeit verleiht ein weisses Gewand, und bald kommt der Tag, an dem es herrlich sein wird, ohne den leisesten Schimmer eines Makels, mit einem übernatürlichen Glanz und einer engelhaften Reinheit.

In einem reinen Gewand. Es ist nötig, durch die Demut das Kleid immer rein zu halten. Sehr leicht kann die Reinheit des Herzens getrübt werden. Und wer nicht reinen Herzens ist, kann Gott nicht sehen. Die Demut ist wie Wasser, das wäscht. Da sein Auge nicht vom Rauch des Stolzes getrübt ist, wird der Demütige sich sofort bewusst, wenn sein Gewand beschmutzt wird; er eilt zu seinem Herrn und sagt: „Ich habe mein Herz der Reinheit beraubt. Ich weine, um mich zu reinigen; ich weine zu deinen Füßen. Und du, meine Sonne, mache mit deinem gütigen Verzeihen, mit deiner väterlichen Liebe, mein Herz wieder weiss.“

In frischem Gewand. Oh, die Frische des Herzens! Die Kinder haben sie als Gabe Gottes. Die Gerechten haben sie als Gabe Gottes und durch eigenen Willen. Die Heiligen haben diese Frische als Gabe Gottes und aus eigenem, zum Heroismus gesteigerten Willen. Aber die Sünder mit ihrer zerlumpten, angesengten, vergifteten und beschmutzten Seele; werden sie nie mehr ein reines Gewand haben können? Oh doch, sie können es haben! Sie beginnen es wiederzubekommen in dem Augenblick, da sie sich mit Abscheu betrachten, und es wird um so weisser, je mehr sie sich bemühen, ihr Leben zu ändern. Sie vervollkommnen es, wenn sie sich mit der Buße reinigen und entgiften und ihre arme Seele wieder aufrichten, immer betend um die Hilfe Gottes, der seinen Beistand nie denen versagt, die darum bitten, und auch mit dem eigenen Willen, der zum Heroismus gelangen muss; denn sie haben es nicht nur nötig, das zu hüten, was sie haben, sondern sie müssen wiederaufbauen, was sie abgebrochen haben, also doppelte, dreifache, siebenfache Mühe aufwenden. Schließlich müssen sie mit unermüdlichen, unerbittlichen Bußübungen des eigenen Ich, das gesündigt hat, ihre Seele zu einer neuen Frische der Kindheit führen, die wertvoll wird durch die Erfahrung und sie zu Lehrern macht für die anderen, die Sünder sind, wie sie selbst es zuvor gewesen sind.

Die weissen Schleier. Die Demut! Ich habe gesagt: „Wenn ihr betet oder Buße tut, dann macht es so, dass die Welt nichts davon bemerkt.“ In den Büchern der Weisheit steht geschrieben: „Es ist nicht gut, das Geheimnis des Königs zu enthüllen.“ Die Demut ist der weisse Schleier, der als Schutz über das Gute, das man tut, und über das Gute, das Gott gewährt, ausgebreitet wird. Kein Rühmen für das Privileg der Liebe, die Gott gewährt; kein törichter menschlicher Ruhm! Die Gabe würde sofort entzogen. Vielmehr innerlicher Lobgesang des Herzens für seinen Gott: „Hochpreise meine Seele den Herrn, denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd gesehen.“ „

Jesus macht eine kurze Pause und wirft einen Blick auf seine Mutter, die sich fester in ihren Schleier hüllt und sich tief beugt, als wolle sie die Haare des Kindes, das zu ihren Füßen sitzt, in Ordnung bringen, in Wirklichkeit jedoch, um zu verbergen, wie tief die Erinnerung sie bewegt…

„Mit Blumen gekrönt. Die Seele muss sich schmücken mit Girlanden täglicher Tugendhaftigkeit, denn vor dem Antlitz des Allerhöchsten kann Fehlerhaftes nicht bestehen; man darf nicht nachlässig werden. Täglich, habe ich gesagt! Denn die Seele weiss nicht, wann Gott-Bräutigam erscheint, um zu sagen: „Komm!“ Daher darf sie nie müde werden, den Kranz zu erneuern. Habt keine Angst, wenn die Blumen verwelken. Die Blumen der Tugendhaftigkeit welken nicht. Der Engel Gottes, den jeder Mensch an seiner Seite hat, sammelt diese täglichen Kränze und trägt sie in den Himmel. Dort zieren sie den Thron des neuen Seligen, wenn er als Braut in den Hochzeitssaal eintritt. 

Ihre Lampen brennen. Um den Bräutigam zu ehren und für sich selbst den Weg zu beleuchten. Wie strahlend ist der Glaube und welch ein holder Freund ist er! Er ist wie eine strahlende Flamme, wie ein Stern, eine lachende Flamme, sicher ihrer Gewissheit; eine Flamme, die auch das Gefäß, das sie trägt, leuchten lässt. Auch der menschliche Körper, der vom Glauben genährt wird, scheint schon auf dieser Erde strahlender, vergeistigter und immun gegen heftige Leidenschaften; denn wer glaubt, richtet sich nach den Worten und Geboten Gottes, um Gott, sein Ziel, zu besitzen; er flieht daher alles Verderbliche und kennt keine Unruhe, Ängste und Selbstvorwürfe. Er braucht sich nicht anzustrengen, um sich seiner Lügen zu erinnern oder seine bösen Taten zu verbergen, und er bleibt schön und jung in der schönen Unberührtheit des Heiligen. Ein Fleisch und ein Blut, ein Geist und ein Herz, gereinigt von aller Unzucht, um das Öl des Glaubens zu bewahren und rauchfreies Licht zu spenden. Ein beständiger Wille, stets dieses Licht zu nähren. Das tägliche Leben mit seinen Enttäuschungen, Feststellungen, Berührungen, Versuchungen und Angriffen führt nicht zur Verminderung des Glaubens. Das darf nicht geschehen! Geht täglich zu den Quellen des sanften Öles, des weisen Öles, des göttlichen Öles.

Die wenig genährte Lampe kann vom leisesten Windhauch und den schweren Regentropfen der Nacht ausgelöscht werden. Die Nacht, die Stunde der Finsternis, der Sünde, der Versuchung, kommt für alle. Es ist die Nacht der Seele. Aber wenn diese voller Glauben ist, kann die Flamme nicht vom Wind der Welt und vom Nebel der Sinnlichkeit gelöscht werden.

Wachsamkeit, Wachsamkeit, Wachsamkeit! Wer unklug ist, vertraut unklugerweise und sagt: „Oh, Gott kommt rechtzeitig, solange noch Licht in mir ist.“ Wer schläft statt zu wachen; wer weiterschläft, ohne sich beim ersten Ruf sofort zu erheben; wer sich auf den letzten Augenblick verlässt, um sich das Öl des Glaubens oder den starken Docht des guten Willens zu verschaffen, lebt in der Gefahr, draussen bleiben zu müssen, wenn der Bräutigam kommt. Wacht also mit Klugheit, Ausdauer, Reinheit und Vertrauen, um immer bereit zu sein, wenn Gott euch ruft, denn ihr wisst wirklich nicht, wann er kommen wird.

Meine lieben Jünger, ich will nicht, dass ihr vor Gott zittert; vielmehr sollt ihr Vertrauen in seine Güte haben. Sowohl ihr, die ihr bleibt, als auch ihr, die ihr nun geht, denkt alle daran, dass ihr, wenn ihr es wie die klugen Jungfrauen macht, gerufen werdet, nicht nur um dem Bräutigam das Geleit zu geben, sondern wie die junge Esther, die anstelle Waschtis Königin wurde, auserwählte Bräute zu sein, da der Bräutigam in euch jede Anmut und Gunst vor jeder anderen gefunden hat. Ich segne euch, die ihr gehen müsst. Tragt in euch und zu den Gefährten dieses mein Wort. Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch!“

Jesus nähert sich den Landarbeitern, um sie noch einmal zu grüßen, aber Johannes von Endor flüstert im zu: „Meister, Judas ist da…“

„Das ist gleichgültig! Begleite sie zum Wagen und tue, was ich dir aufgetragen habe.“

Die Versammlung löst sich langsam auf. Viele reden noch mit Lazarus, und dieser wendet sich an Jesus, lässt die Leute stehen und sagt: „Meister, bevor du uns verlässt, sprich noch einmal zu uns. Die Leute von Bethanien wünschen es.“

„Der Abend sinkt hernieder. Er ist friedlich und klar. Wenn ihr euch auf dem gemähten Heu versammeln wollt, will ich noch einmal sprechen, bevor ich diesen freundlichen Ort verlasse. Oder sonst morgen, bei Sonnenaufgang, denn es ist schon spät.“

„Später! Aber diesen Abend!“ schreien alle.

„Wie ihr wollt. Geht nun! Zur Mitte der ersten Nachtwache werde ich zu euch reden…“

Auszug aus “Der Gottmensch“ Band IV von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch