Archive for the 'Israel/Palästina' Category

Gebet des Papstes, am Pfingstfest heute

08/06/2014

für das Heilige Land während des Treffens von Abbas und Peres im Vatikan:

Herr, Gott des Friedens, erhöre unser Flehen!

Viele Male und über viele Jahre hin haben wir versucht, unsere Konflikte mit unseren Kräften und auch mit unseren Waffen zu lösen; so viele Momente der Feindseligkeit und der Dunkelheit; so viel vergossenes Blut; so viele zerbrochene Leben; so viele begrabene Hoffnungen… Doch unsere Anstrengungen waren vergeblich. Nun, Herr, hilf Du uns! Schenke Du uns den Frieden, lehre Du uns den Frieden, führe Du uns zum Frieden! Öffne unsere Augen und unsere Herzen, und gib uns den Mut zu sagen: „Nie wieder Krieg!“; „Mit dem Krieg ist alles zerstört!“ Flöße uns den Mut ein, konkrete Taten zu vollbringen, um den Frieden aufzubauen.

Herr, Gott Abrahams und der Propheten, Du Gott der Liebe, der Du uns erschaffen hast und uns rufst, als Brüder zu leben, schenke uns die Kraft, jeden Tag Baumeister des Friedens zu sein; schenke uns die Fähigkeit, alle Mitmenschen, denen wir auf unserem Weg begegnen, mit wohlwollenden Augen zu sehen. Mach uns bereit, auf den Notschrei unserer Bürger zu hören, die uns bitten, unsere Waffen in Werkzeuge des Friedens zu verwandeln, unsere Ängste in Vertrauen und unsere Spannungen in Vergebung. Halte in uns die Flamme der Hoffnung am Brennen, damit wir mit geduldiger Ausdauer Entscheidungen für den Dialog und die Versöhnung treffen, damit endlich der Friede siege. Und mögen diese Worte – Spaltung, Hass, Krieg – aus dem Herzen jedes Menschen verbannt werden! Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer „Bruder“ laute und unser Leben seinen Ausdruck finde in „Shalom, Frieden, Salam“! Amen.

Holy Land

 

Hier geht’s zur deutschen Version der Seite des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem

Geburtskirche zum Weltkulturerbe ernannt

29/06/2012

Gegen den Willen Israels hat das Unesco-Kommitee die Geburtskirche in Bethlehem bei seiner diesjährigen Zusammenkunft in St. Petersburg zum Weltkulturerbe erklärt. Die Geburtskirche ist damit die erste Welterbestätte in Palästina. Auch bei dessen Aufnahme in die Unesco als vollwertiges Mitglied im vergangenen Oktober hatte es heftigen Protest aus Israel und den USA gegeben.

Die Unesco-Entscheidung (bei 21 Stimmen 13 Ja, 6 Nein, 2 Enthaltungen) wird nicht nur von Israel und den USA als problematisch gesehen, auch Kirchenvertreter stehen ihr kritisch gegenüber. Die Geburtskirche ist in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz politischer Konflikte gewesen. Das wird jetzt vielleicht noch zunehmen. Außerdem könnte Gläubigen dadurch der Zugang zur Pilgerstätte erschwert werden. Jedes Jahr pilgern Tausende in die Geburtskirche.

Angesichts zunehmender religiöser Indifferenziertheit und Relativismus in der Welt, und erst recht in UN-Organisationen wie der Unesco, ist die Aufnahme der Geburtskirche ins Weltkulturerbe nur zu begrüßen. Außerdem: der Ort, der als Geburtsort des Schöpfers verehrt wird – hätte doch eigentlich die erste Welterbestätte überhaupt werden müssen…

Avignon: Rabbi kennt Christen nicht

22/04/2011

„Ich kenne Sie nicht,“ blieb die einzige Aussage des Rabbiners von Avignon und Carpentras, Jonathan Sfadj, zur blasphemischen Jesus-Fotografie in einer aktuellen Kunstausstellung in Avignon. Auch der Präsident der jüdischen Gemeinde der Stadt, Claude Nahoum, hatte dazu nicht viel mehr zu sagen. Katholiken könnten von der Fotografie wohl schockiert sein, er aber habe keinen weiteren Kommentar hinzuzufügen, so berichtet das Online-Magazin „Nouvelles de France“, das die beiden kontaktiert hatte.

Kein Zufall, dass sich diese Episode so kurz vor der Osterwoche abspielt? Sie erinnert jedenfalls etwas an die ablehnende und feindselige Haltung etlicher Juden, insbesondere oberer geistlicher Würdenträger, gegenüber Jesus, damals im Heiligen Land. Die Lesungen der vergangenen Tage aus dem Johannesevangelium schildern einen Vorfall nach dem anderen und verdeutlichen, wie sich die Lage zugespitzt hat bis hin zum Beschluss, Jesus hinzurichten:

Donnerstag, 14. April: Johannes 8,51-59

Freitag, 15. April: Johannes 10,31-42

Samstag, 16. April: Johannes 11,45-56

Und weiter springt folgende Aussage Jesu ins Auge:

„Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ 

Matthäus 10,32

Vor diesem Hintergrund versteht sich die umstrittene traditionelle Karfreitagsfürbitte der katholischen Kirche für die Bekehrung der Juden als völlig angemessen. Hier wird um die Einsicht gebetet, den gravierenden Irrtum (Verleugnen des Messias) mit schwerwiegenden Folgen (Ausschluss aus dem Himmelreich) als solchen zu erkennen. Das hat mit Antisemitismus rein gar nichts zu tun. 

Die Karfreitagsfürbitte wird seit 1970 im ordentlichen Post-Vatikan-II-Ritus in einer bis zur Unkenntlichkeit veränderten Version verwendet, als Reaktion auf Empörung seitens der Juden, man bezichtige ihre christusferne Haltung eines Irrtums. 2008 wurde die Debatte um die Fürbitte im Zuge des päpstlichen Motu Proprio zugunsten des lateinischen Messritus neu entfacht. Trotz entschärfter Formulierung Benedikts XVI. blieb die lateinische Fassung viel näher am Original als die 1970er-Light-Version. Folglich rief und ruft die „neue alte“ Fürbitte heftige Kontroversen hervor, vor allem auf jüdischer Seite, aber auch innerhalb der Kirche.

Eines ist klar, und damit sieht sich allen voran der Papst konfrontiert: wer Christus bekennen will, kommt um eine Stellungnahme bezüglich der Juden und ihrem Bezug zum Christentum nicht herum. Auch wenn es bedeutet:  

Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten. Das alles werden sie euch um meines Namens willen antun; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.

Wenn ich nicht gekommen wäre und nicht zu ihnen gesprochen hätte, wären sie ohne Sünde; jetzt aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Wenn ich bei ihnen nicht die Werke vollbracht hätte, die kein anderer vollbracht hat, wären sie ohne Sünde. Jetzt aber haben sie (die Werke) gesehen und doch hassen sie mich und meinen Vater.

Aber das Wort sollte sich erfüllen, das in ihrem Gesetz steht: Ohne Grund haben sie mich gehasst.“

Johannes 15,20-25

Schöne neue Welt-Religion? : Die Baha’i

25/02/2011
Gäbe es diese Religion noch nicht, würde sie sicher dieser Tage erfunden werden. Die Lehre der Bahai mit ihren weltweit etwa 8 Millionen Anhängern wirkt auf den ersten Blick wie ein „Best of“ der Weltreligionen. Sie liefert das ideale spirituelle Gerüst für eine politisch korrekte Weltregierung. Ihre ethischen Grundsätze lesen sich wie eine Erweiterung der UN-Charta:

„Die ganze Menschheit ist als Einheit zu betrachten.“

„Mann und Frau haben gleiche Rechte.“

„Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.“

„Der Weltfrieden muss verwirklicht werden.“

„Es muss ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden.“

Weiter werden eine Weltsprache und Einheitsschrift, sowie eine allgemeine Schulpflicht gefordert, um allen Kindern eine optimale Bildung (= gemäß Bahai/UN-Weltbild) zuteil werden zu lassen.

Bahai-Schrein auf dem Berg Karmel, Israel

Die hohe Kompatibilität mit den UN-Prinzipien hat zu einer engen Kooperation beider Organisationen geführt: die Bahai International Community ist bei der UN als Nichtregierungsorganisation anerkannt und agiert als Berater bei verschiedenen UN-Gremien wie Wirtschafts- und Sozialrat, Entwicklungs- und Umweltprogramm, Bevölkerungsfonds und WHO. 2008 erklärte die UNESCO die Bahai-Stätten und das Pilgerzentrum, die sich im Heiligen Land (!) auf dem Berg Karmel, in Haifa und Akko befinden, zum Weltkulturerbe.

Auch was das Spirituelle betrifft, gibt sich die Bahai-Religion verführerisch wohlklingend und zieht aus diesem Grund vortrefflich junge Menschen in ihren Bann. Immerzu ist die Rede von Einheit, Gleichheit, Harmonie, gepaart mit dem Versprechen, all dies aus eigener Kraft, im hier und jetzt, verwirklichen zu können:

„Alle Menschen müssen die Wahrheit selbständig erforschen.“

„Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.“

„Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.“

„Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.“

Die Bahai haben ein monotheistisches Gottesverständnis und folgen damit der jüdisch-islamischen Tradition. Die Betonung des Selbsterlösungsgedankens (es gibt kein Opfer, keine Priester, jeder muss die Wahrheit selbst herausfinden), erinnert an fernöstliche Philosophien wie den Buddhismus.

Aber die Bahai-Religion bedient sich auch aus dem Fundus der Christlichen Lehre, modifiziert sie jedoch zu einem Zerrbild. So gelten die Prinzipien der Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit, und die Heilige Dreifaltigkeit -Vater, Sohn und Heiliger Geist- taucht als Zerrbild, als „dreifache Einheit“ auf: Einheit Gottes, mystische Einheit der göttlichen Offenbarer und Einheit der Menschheit. Die Ähnlichkeiten gehen noch weiter: der Religionsstifter Bab wurde öffentlich hingerichtet, sein Nachfolger Baha’u’llah ins israelische Exil nach Akko verbannt. Ihre Anhänger werden bis heute im Iran verfolgt und mit strengen Repressalien belegt.

Die Bahai glauben an eine „fortschreitende Gottesoffenbarung“. Ähnlich dem islamischen Verständnis werden alle Religionsstifter und Propheten in einen Topf geworfen, d.h. Jesus Christus ist einer von Vielen in einer Reihe von  „Offenbarern“, darunter Moses, Buddha, Mohammed, und eben die Bahai-Religionsstifter.

Die Bahai-Religion ist antichristlich, und zudem explizit anti-katholisch: so ist z.B. die Beichte verboten.

Es wird sich herausstellen, inwieweit die Bahai noch an Bedeutung gewinnen werden im Zuge der fortschreitenden Bemühungen, eine Weltregierung zu installieren. Hält man sich vor Augen, dass der Bahai-Glaube im Iran seit der islamischen Revolution trotz schwerer Verfolgungen regen Zulauf erfahren hat, ist denkbar, dass dieser Glaube mit seinen islamischen Wurzeln für abtrünnige Moslems eine attraktive Alternativreligion darstellt. Angesichts der jüngsten Revolten in der arabischen Welt könnte die Bahai-Gemeinde daher rasant anwachsen und so an Einfluss gewinnen.

Ob der Antichrist tatsächlich mit der Bahai-Religion in Verbindung stehen wird, ist fraglich, seine Irrlehren aber werden sicher die ein oder andere Parallele zu denen der Bahai aufweisen. Es ist wohl auch kein Zufall, dass sich das Bahai-Hauptquartier im Heiligen Land befindet, dem Heimatland Christi, wo auch die anderen monotheistischen Weltreligionen in Erwartung der Dinge verharren. Denn dort liegt schließlich jener Ort Harmagedon (heute: Megiddo), wo die siegreiche Schlacht Christi über den Antichrist stattfinden wird (vgl Offb. 16, 16).

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Quellen und Verweise:

Dokumentation über die Bahai

Wikipedia

Brutaler Angriff Israels auf die Hilfsflotille

31/05/2010

Heute in den frühen Morgenstunden hat ein israelisches Elitekommando die internationale Flotille, die den in Gaza eingeschlossenen Menschen  (1.5 Millionen) wichtige Hilfsgüter bringen wollte, brutal angegriffen. Der Journalist Jamal Elshayyal, der sich an Bord eines der sechs Schiffe befindet, berichtet, dass die israelischen Soldaten sofort scharf geschossen haben. Laut Angaben des türkischen Organisators des navalen Hilfskonvois sollen mindestens 16 Menschen ums Leben und mehr als 30 verletzt worden sein. Genaue Zahlen sind nicht zu erhalten, da Israel die Schiffe nun nach Haifa abschleppt und die Berichterstattung zensiert. Der Angriff ereignete sich in internationalen Gewässern vor Gaza und stellt klar einen Bruch internationalen Rechts dar.

Von israelischer Seite liess der Industrie- und Handelsminister Elieser verlauten, dass die Soldaten mit Äxten und Messern erwartet worden sein „und wenn dann noch jemand versucht, Ihnen Ihre Waffe  wegzunehmen, dann fängt man an, die Kontrolle zu verlieren.“ Dieser Darstellung widerspricht die «Free Gaza»-Sprecherin Audrey Bomse: Die Besatzung der Hilfsflotille habe der Übernahme durch das israelische Militär ausschließlich gewaltfreien, «passiven» Widerstand entgegengesetzt.

Der Kanzler des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem, Weihbischof William Shomali, sagte gegenüber KNA, die israelische Armee hätte sich unbedingt darum bemühen müssen, Blutvergießen zu verhindern. Gewalt werde niemals Frieden hervorbringen, sondern nur neue Gewalt.

Nachdem in Gaza vor drei Jahren die Hamas in einem demokratischen Verfahren gewählt worden ist, hat Israel den Gazastreifen von der Aussenwelt abgeschnitten und blockiert Warenlieferungen, Strom- und Wasserzufuhr, sowie Ein- und Ausreisen. Im Januar letzten Jahres wurde das Gebiet durch Israel gnadenlos bombadiert, dabei wurden 1400 der dort eingeschlossenen Zivilisten getötet und die Infrastruktur fast völlig zerstört.

Die Schiffe der Hilfsflotille hatten nach Angaben des Organisators u.a. Rollstühle, Fertighausteile, Wasserreinigungsanlagen und andere wichtige Güter an Bord.

Auch wenn Frankreichs Aussenminister jetzt „hochgradig schockiert“ ist und der Sprecher der deutschen Bundesregierung Aufklärung über diesen Vorfall fordert, ist damit zu rechnen, dass Israel eine Version der Sache präsentieren wird, die den Angriff rechtfertigt und einmal mehr (siehe z. B. Goldstone-Report) ungeschoren davon kommt, wenn es Menschenrechte und internationale Rechte brutal mit Füssen tritt. Diesem Land scheint alles erlaubt zu sein, wie lange noch?

Internationale Hilfsflotille trifft demnächst in Gaza ein

28/05/2010

Weitgehend unbeachtet von den Mainsteam-Medien wird die internationale Hilfsflotille „Free Gaza“, bestehend aus 6 Schiffen und beladen mit mehreren Tonnen Bau-, Schul- und medizinischem Material am kommenden Wochenende an der palästinensischen Küste eintreffen. Es sind rund 750 freiwillige Helfer aus insgesamt 50 Nationen an Bord, darunter 35 europäische Abgeordnete, frühere amerikanische Diplomaten und Friedensnobelpreisträger.

Das israelische Sicherheitskabinett hat angekündigt, die Schiffe auf offener See abzufangen und die Ladung zu beschlagnahmen, sollte tatsächlich versucht werden, am Gazastreifen zu landen. Laut Al Jazeera sollen die sich an Bord befindlichen Israelis festgenommen, Palästinenser vom Geheimdienst verhört und Ausländer ausgewiesen werden. Journalisten wurde anscheinend im Hafen von Ashdod bereits ein Gefängnis gezeigt, dass auf die Festnahmen vorbereitet wird. Die Ladung werde angeblich nach einer gründlichen Überprüfung an die UN-Mission im Gazastreifen übergeben, wenn sich darin keine „verbotenen Materialien“ (wie z.B. die zwei Tonnen geladener Zement) befänden.

Palästina: Kirchenführer rufen um Hilfe

04/05/2010

16  führende palästinensische Christen – darunter der frühere lateinische Patriarch Sabbah – haben im Dezember 2009 eine Schrift zu ihrer Lage veröffentlicht, sie heisst  „Ein Moment der Wahrheit: Ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, das aus dem Herzen des palästinensischen Leidens kommt“.

Nach der Beschreibung ihrer aktuellen Situation rufen sie zu internationalen Boykottmassnahmen gegen Israel und zum friedlichen Widerstand gegen die Besetzung der palästinensischen Gebiete auf: „Widerstand ist für Christen ein Recht und eine Pflicht, doch das Grundprinzip des Widerstandes ist die Liebe. “ Es wird ausdrücklich betont, dass der Widerstand nicht den Tod bringen darf. Weiterhin wird jede Theologie, „die die Besetzung rechtfertigt und dabei vorgibt, sich auf die Bibel oder auf den Glauben oder die Geschichte zu stützen“ verworfen.

Nachfolgend ein Auszug aus der Schrift, der vollständige Text kann HIER nachgelesen werden:

1.1 „Sie sagen ‚Frieden! Frieden!‘ und es gibt keinen Frieden“ (Jr 6,14). Tatsächlich sprechen alle von Frieden und vom Friedensprozess im Mittleren Orient, doch das sind bis jetzt nichts als Worte. Die Realität ist die israelische Besatzung des palästinensischen Territoriums, die Einschränkung unserer Freiheit und alles, was dies mit sich bringt:

1.1.1 Die Trennungsmauer, die auf palästinensischem Land gebaut worden ist, hat von diesem einen grossen Teil konfisziert, unsere Städte und Dörfer in Gefängnisse verwandelt und daraus getrennte und verstreute Gebiete gemacht. Gaza lebt nach dem grausamen, durch Israel im Dezember 2008 und Januar 2009 ausgelösten Krieg weiterhin unter unmenschlichen Bedingungen, unter permanentem Embargo und bleibt geographisch vom restlichen palästinensischen Territorium isoliert.

1.1.2 Die israelischen Siedlungen, die uns im Namen Gottes oder der Macht unserer Erde berauben, kontrollieren die Bodenschätze, vor allem das Wasser und die landwirtschaftlichen Böden, die sie Hundertausenden von Palästinensern vorenthalten. Diese Siedlungen sind heute ein Hindernis für jede Art von politischer Lösung.

1.1.3 Die Demütigung, der wir täglich an den militärischen Kontrollpunkten ausgesetzt sind, um uns zu unserer Arbeitsstelle, in unsere Schulen oder unsere Krankenhäuser zu begeben.

1.1.4 Die Trennung der Mitglieder einer Familie, die ein Familienleben für Tausende von Palästinensern unmöglich macht sobald einer der Eheleute nicht im Besitz eines israelischen Ausweises ist.

1.1.5 Die religiöse Freiheit selbst, d.h. der freie Zugang zu den heiligen Orten wird unter dem Vorwand der Sicherheit eingeschränkt. Die heiligen Orte in Jerusalem sind für eine grosse Zahl der Christen und Moslems des Westjordanlandes und aus Gaza nicht zugänglich. Die Bürger Jerusalems können ihre heiligen Orte nur an bestimmten Feiertagen aufsuchen und einige unserer arabischen Priester können nur unter grossen Schwierigkeiten nach Jerusalem.

1.1.6 Die Flüchtlinge sind Teil unserer Realität. Die meisten von ihnen leben immer  noch in Lagern mit inakzeptablen Bedingungen für Menschen. Sie haben das Recht auf Rückkehr und erwarten diese Rückkehr seit Generationen. Was wird ihr Schicksal sein?

1.1.7 Tausende von Menschen, die in israelischen Gefängnissen festgehalten werden sind auch Teil unserer Realität. Die Israelis setzen Himmel und Erde für einen einzigen Gefangenen in Bewegung, aber wann werden die Tausenden von palästinensischen Gefangenen, die in den israelischen Gefängnissen dahinvegitieren, die Freiheit sehen?

1.1.8 Jerusalem ist das Herz unserer Realität. Es ist gleichzeitig Symbol des Friedens und Zeichen des Konfliktes. Seitdem die „Mauer“ eine Trennung zwischen den palästinensischen Vierteln der Stadt gezogen hat, hören die israelischen Behörden nicht auf, palästinensische, christliche und muslimische Bewohnern zu vertreiben. Man konfisziert ihre Ausweise, d.h. ihr Recht, in Jerusalem zu wohnen. Ihre Häuser werden abgerissen oder beschlagnahmt. Jerusalem, die Stadt der Versöhnung, ist eine Stadt der Diskriminierung und des Ausschlusses, eine Quelle des Konfliktes anstelle einer Quelle des Friedens geworden.

1.2 Ausserdem verhöhnt Israel das internationale Recht und die internationalen Resolutionen zusammen mit der Unfähigkeit der arabischen Welt und der internationalen Gemeinschaft gegenüber dieser Verachtung. Die Menschenrechte werden verletzt. Trotz vielfacher Berichte lokaler und internationaler Menschenrechtsorganisationen geht die Unterdrückung weiter.

Die „schwarze Legende“ um Pius XII (Teil 3)

21/01/2010

(zurück zum Anfang des Artikels)

Es ist nicht richtig zu sagen oder zu schreiben der Vatikan halte seine Archive für die Forscher in dieser Angelegenheit verschlossen. In Anbetracht der Polemiken der 60er Jahre hat Papst Paul VI als ehemaliger Mitarbeiter von Pius XII die diplomatischen Archive der Kriegsjahre veröffentlicht: 12 Bände, die von einem Kreis von Jesuiten zwischen 1965 und 1982 erstellt wurden. Wer hat sie gelesen? Im Jahr 1999 wurde auf Anregung von Johannes Paul II ein Stab von jüdischen und christlichen Akademikern zur Wiederaufnahme des Studiums der Archive gebildet,  aber die Juden haben sich davon 2001 zurückgezogen:  tatsächlich werden die historischen Archive zur Zeit noch geordnet.

Die Kommentare sind frei, aber die Tatsachen sind heilig.“ Diese Devise eines früheren Tagesblattes könnte eine andere Version des Gebotes „Du sollst nichts Unwahres über deinen Mitmenschen sagen“ (Ex 20,16) sein. Wenn man recherchiert bevor man sich äussert, stellt man fest, dass die Dinge komplexer sind als ihre Reduzierung auf einige Schlagworte, die die Wahrheit der Geschichte manipulieren.

„Ich heule nicht mit den Wölfen“ sagt ein Pfadfinderspruch. Ohne sich in der Theorie eines Komplotts gegen die Kirche zu verlieren, muss dennoch festgestellt werden, dass – leider auch in der Kirche selbst – Netzwerke zur Desinformation existieren, die das „gedanklich korrekte“ Fertigprodukt vorgeben. Diese minoritären Lobbies haben ein klares Ziel: die Handlungen der Kirche von gestern in Misskredit zu bringen, um ihre Worte von heute herabzusetzen.

Das Pontifikat Pius XII gehört sowohl was die Fakten, als auch was seinen Stil betrifft, der Vergangenheit an. Dieser Papst hat dennoch die wesentlichen Grundlagen für das Zweite Vatikanische Konzil gelegt, dessen zweithäufigst zitierter Autor er – nach der Bibel – ist. Gewisse Aspekte des Pontifikats mögen uns heute etwas überholt vorkommen, aber dies rechtfertigt weder die intellektuelle Unehrlichkeit oder Unwissenheit und noch weniger die Arroganz, die manche Kommunikationsmittel an den Tag gelegt haben.

Lasst uns wie der Apostel Johannes nur „in Wahrheit lieben“ (2 Joh 1) und „in Wahrheit und Liebe“ (Joh 2,3) suchen.

 

Papst Pius XII, der hoffentlich bald selig gesprochen wird

Pius XII, der hoffentlich bald selig u. heilig gesprochen wird

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Haaretz: Papst Pius XII rettete Tausende von Juden

zum Weiterlesen über das gleiche Thema

und noch eine Buchempfehlung

Wir danken Pastor A. Historiker für die Erlaubnis der Veröffentlichung hier auf dem Blog!


Die „schwarze Legende“ um Pius XII (Teil 1)

05/01/2010

von Pastor A. Historiker

Papst Benedikt XVI hat am vergangenen 19. Dezember per Dekret den „heroischen Tugendgrad“ von zehn Getauften bestätigt, darunter Karol Wojtyla – Papst Johannes Paul II von 1978 bis 2005 – und Eugenio Pacelli – Papst Pius XII von 1939 bis 1958. Trotzdem Seligsprechungen eine interne Angelegenheit der Katholischen Kirche sind, hat es nicht an Verlautbarungen und Kommentaren dazu gefehlt. Der vorliegende Text möchte nicht polemisieren, sondern die Auseinandersetzung dokumentieren.

Es ist nicht richtig zu sagen oder zu schreiben Pius XII habe das Verbrechen der Shoah durch die Nazis nicht angeprangert. Die Radiobotschaft von Weihnachten 1942 ist so deutlich, wie es unter den kriegerischen Umständen möglich war und sicherlich mehr als das ohrenbetäubende Stillschweigen der alliierten Führungskräfte zur selben Zeit. Gleiches gilt für die Radiobotschaft zu Pfingsten 1943. Pius XII hat die holländische Erfahrung vom Juli 1942 berücksichtigt: eine öffentliche frontale Anprangerung durch das Episkopat hatte eine systematische Judenvernichtung ausgelöst.

Es ist nicht richtig zu sagen oder zu schreiben Pius XII habe skrupellos den Weg des Schweigens und der Nichteinmischung gewählt. Als vatikanischer Diplomat vor seiner Zeit als Papst hatte der zukünftige Pius XII die prophetischen Appelle von Benedikt XV während des Ersten Weltkrieges (3 bis 6 pro Jahr) und die Verachtung mit der sie aufgenommen wurden (ausser in Österreich-Ungarn zwischen 1916-1918) kennengelernt. Pius XII hat daraufhin einen anderen, diskreteren und diplomatischeren, aber nicht weniger prophetischen Weg gewählt: den der Hilfeleistung für die Verfolgten. War dies die richtige Wahl? Dies ist die Frage, die er sich selbst vor den Kardinälen im Februar 1946 gestellt hat.

 

Nuntius Pacelli 1922 in Bayern

Es ist nicht richtig zu sagen oder zu schreiben Pius XII sei ein mit Hitler befreundeter Papst gewesen oder habe die Naziideologie gutgeheissen. Laut Zeugnis des SS-Generals Karl Wolf hatte Hitler am 25. Juli 1943 einen Plan zur Entfernung Pius XII aus Rom festgelegt. Ziel: „Deportation oder Tod“. Der General berichtete dies dem Papst  als er ihn am 10. Mai 1944 traf. Laut dem Zeugnis seiner Haushälterin, Schwester Pascalina Lehnert, kannte Pius XII dieses Vorhaben bereits und hatte ein Dokument angefertigt, in dem er die Vakanz des Papstsitzes und das Konklave im Falle einer Festnahme organisierte. Er hatte allerdings von seinen Dienstjahren in Deutschland eine grosse Liebe zum deutschen Volk und dessen Kultur bewahrt: germanophil heisst nicht nazistisch.

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Lärm auf dem heiligen Berg

09/10/2009

Der Jerusalemer Tempelberg ist aktuell Schauplatz eines gewalttätigen Konfliktes, der sich von Tag zu Tag zuspitzt. Von der westlichen Mainstream-Berichterstattung bleibt diese Entwicklung weitgehend unbeachtet. Am 28. September, dem jüdischen „Versöhnungstag“, ließen israelische Soldaten in einer provokanten Aktion militante Siedler auf das Gelände der Al-Aksa-Moschee und versperrten anschließend den Zugang. Daraufhin brachen Kämpfe zwischen den Soldaten und muslimischen Gläubigen in und außerhalb der Moschee los.

Blick vom Berg Zion auf den Tempelberg

Blick vom Berg Zion auf Tempelberg, Tal Joschafat, Ölberg (v. l. n. r.)

Anlässlich des Laubhüttenfestes am 7. Oktober mit 30 000 Teilnehmern in der Jerusalemer Altstadt hat sich die Situation noch verschärft. Mit der Begründung, die Festbesucher vor Steinwürfen und sonstigen Angriffen zu schützen, wurde kurzerhand die Moschee erneut gesperrt. 2000 israelische Soldaten riegelten das Gelände ab und sorgen bis heute dafür, dass männliche Muslime unter 50 Jahren keinen Zugang zur Moschee haben. Außerdem bleiben die Grenzübergänge zum Westjordanland bis 10. Oktober geschlossen. Islamische Gruppierungen riefen für heute einen „Tag des Zornes“ aus mit der Aufforderung, zahlreich zum Freitagsgebet in der Moschee zu erscheinen. Aufgrund der Restriktionen für männliche Gläubige folgten umso mehr Frauen dem Aufruf, ganze Busladungen erschienen auf dem Tempelberg.

†††

Legt Trauer an und klagt, ihr Priester! Jammert, ihr Diener des Altars! Kommt, verbringt die Nacht im Trauergewand, ihr Diener meines Gottes! Denn Speiseopfer und Trankopfer bleiben dem Haus eures Gottes versagt. Ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt die Ältesten und alle Bewohner des Landes beim Haus des Herrn, eures Gottes, und schreit zum Herrn:

Weh, was für ein Tag!

Denn der Tag des Herrn ist nahe; er kommt mit der Allgewalt des Allmächtigen. Auf dem Zion stoßt in das Horn, schlagt Lärm auf meinem heiligen Berg! Alle Bewohner des Landes sollen zittern; denn es kommt der Tag des Herrn, ja, er ist nahe, der Tag des Dunkels und der Finsternis, der Tag der Wolken und Wetter. Wie das Morgenrot, das sich über die Berge hinbreitet, kommt ein Volk, groß und gewaltig, wie es vor ihm noch nie eines gab und nach ihm keines mehr geben wird bis zu den fernsten Geschlechtern.

Buch Joel 1,13-15.2,1-2 (Lesung vom heutigen Freitag, 09. Oktober 09)