Kernelement der Botschaft von Fatima 1917 ist die Weihe Russlands an das unbefleckte Herz Mariens:
„Wenn man auf meine Wünsche hört, wird Russland sich bekehren und es wird Friede sein. Wenn nicht, wird es seine Irrlehren über die Welt verbreiten, wird Kriege und Kirchenverfolgungen heraufbeschwören.“
Die Gottesmutter verpricht der Seherin Lucia am 13. Juli 1917, zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen und die Weihe zu erbitten. Dies geschieht 1929, wo die Hl. Jungfrau Lucia erneut erscheint und unmissverständliche Anweisungen gibt, wie die Weihe zu vollziehen sei.
Daraufhin werden im Laufe des 20. Jahrhunderts zwar etliche Varianten marianischer Weihen von Seiten verschiedener Päpste durchgeführt, jedoch keine davon gemäß den Bedingungen der Gottesmutter, wie folgende kleine Chronik aufzeigt:
13. Juni 1929 Gemäß ihrem Versprechen von 1917 erscheint die Hl. Jungfrau Sr. Lucia im Konvent in Tuy, Spanien. Sie steht auf einer Wolke neben ihrem gekreuzigten göttlichen Sohn und sagt:
„Der Moment ist gekommen, in dem Gott den Heiligen Vater auffordert, es anzuordnen und durchzusetzen, dass vereint mit ihm und zur gleichen Zeit, alle Bischöfe der Welt die Weihe Russlands an Mein Unbefleckte Herz vollziehen, und er verspricht, es wegen dieses Tages des Gebetes und der Wiedergutmachung zu bekehren.“
Mai 1936 Jesus teilt Sr. Lucia mit, dass die Bekehrung Russlands nur stattfinden werde, wenn es feierlich und öffentlich durch den Papst in Einheit mit allen Bischöfen dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht würde. Bei einer anderen Gelegenheit sagt die Gottesmutter zu Sr. Lucia, dass Russland zum Instrument der Bestrafung der Welt würde, es sei denn, die Bekehrung dieser „armen Nation“ würde vorher durch die Weihe erreicht.
31. Oktober 1942 Im Alleingang weiht Papst Pius XII dem unbefleckten Herzen Mariens die Welt, „die durch Irrtum und Zwietracht getrennten Völker, vornehmlich… diejenigen, die dir eine besondere Andacht bezeugen“ – damit soll wohl Russland gemeint sein, wird aber nicht ausdrücklich namentlich erwähnt.
Frühjahr 1943 Jesus teilt Schwester Lucia mit, dass durch diese Weihe der Weltfriede nicht erreicht, aber der Krieg verkürzt würde.
15. Juli 1946 Im Interview mit Prof. William T. Walsh weist Sr. Lucia darauf hin, dass die Gottesmutter nicht die Weihe der Welt forderte, sondern nur und ausdrücklich Russlands.
7. Juli 1952 Papst Pius XII weiht Russland ausdrücklich, aber er wird nicht von allen katholischen Bischöfen der Welt begleitet, zumal er sie nicht aufforderte, sich zu beteiligen – man hätte ihn nicht über diese Notwendigkeit informiert.
21. November 1964 Papst Paul VI erneuert in Anwesenheit der Konzilsväter, aber ohne ihre Mitwirkung, die Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz.
7. Juni 1981 Papst Johannes Paul II weiht nach Lektüre des dritten Teils des Geheimnisses abermals die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens in einem „Vertrauensakt“. Der Papst selbst ist aber „gezwungenermaßen“ bei jener Zeremonie nicht zugegen (!), eine Aufzeichnung seiner Ansprache wird abgespielt.
13. Mai 1982 Bei seinem Besuch in Fatima erneuert Johannes Paul II die Weihe / „den Vertrauensakt“ von 1981. Seine Einladung an die Bischöfe der Welt, die Weihe gemeinsam mit ihm zu vollziehen, erreicht viele nicht rechtzeitig.
Oktober 1983 Während der Bischofssynode erneuert Johannes Paul II die Weihe / „den Vertrauensakt“ von 1982 abermals.
25. März 1984 Johannes Paul II, „vereinigt mit allen Priestern der Kirche“, weiht „die ganze Welt, insbesondere jene Völker, für die man aufgrund ihrer Situation besondere Liebe und Besorgnis hat“. Wieder wird Russland nicht namentlich genannt.
Kurz darauf bestätigt Sr. Lucia (Anm. besser gesagt ihre Doppelgängerin, siehe hier) jedoch dem päpstlichen Nuntius von Portugal, dass die Weihe nun vollzogen sei.
Dem ist aber vermutlich nicht so, denn:
1. Russland ist keinesfalls „bekehrt“, nur weil das Sowjetregime offiziell nicht länger existiert. Abtreibung gilt in Russland als wichtigste Methode zur Geburtenregelung (durchschnittlich 8-10 Abtreibungen pro Frau!), und in den Nachrichten macht das Land fast ausschließlich Schlagzeilen wegen seiner mafiösen Strukturen, dekadenten Neureichen und ermordeten systemkritischen Journalisten.
2. Beim aufmerksamen Beobachter des aktuellen Weltgeschehens regt sich der Verdacht, dass der seit dem Mauerfall vermeintlich totgesagte Kommunismus quicklebendig in unserer Mitte weilt. Nahezu unbemerkt hat sich kommunistisches Gedankengut in den modernen Demokratien des Westens als Mainstream-Leitbild etabliert. Es scheint, als ob das Lüften des Eisernen Vorhangs eher die Verknechtung weiter vorangetrieben hat, statt Freiheit zu bringen: mit Wegfall dieser Barriere wurde der ungehinderten Ausbreitung der kommunistischen Irrlehren über die ganze Welt Tür und Tor geöffnet. Im wiedervereinten Deutschland etwa haben viele der DDR-Politiker von einem Tag auf den anderen die Parteien der BRD infiltriert (Merkel, Gysi, de Maiziere …), statt erstmal Vergangenheit aufzuarbeiten. Sie sind maßgeblich beteiligt an jenem gesellschaftlichen Linksruck. Weitere Beispiele: die EU(dSSR) mit ihrem Einheitswahn und ihrer Einheitswährung, inklusive massivem Staats(EU-Rats)interventionismus und groß angelegten Umverteilungsmaßnahmen wie Struktur- und Entwicklungsfonds und „Euro-Rettungsschirm“. Und: die Zerstörung der traditionellen Familie und ihr fragwürdiger Ersatz durch Patchwork- und Homo-Lebensgemeinschaften, Ausweitung des Kinderkrippenangebots, Gender-Mainstreaming, religiöse Indifferenz und steigende Christenfeindlichkeit auch und gerade in traditionell christlichen europäischen Ländern usw.
3. Ganz offensichtlich befindet sich die Welt nicht in einer Periode des Friedens, wie sie von der Jungfrau im Anschluss an die Weihe und Bekehrung Russlands versprochen worden war. Abgesehen von militärischen Konflikten in Nahost und Afrika und dem internationalen Terrorismus, führt die angepannte Lage aufgrund der aktuellen Finanzkrise zu immer mehr gewalttätigen Auseinandersetzungen auch in scheinbar stabilen europäischen Ländern. Es macht vielmehr den Eindruck, als nähmen Gewalt und Aggression weltweit von Tag zu Tag zu und als säßen wir alle auf einem Pulverfass, das eher früher als später hochgehen wird.
Warum also haben die Päpste seit Bekanntwerden der Botschaft von Fatima und der Bedeutung der Weihe Russlands für das weitere Geschick der Welt, diese nicht vollzogen wie von der Gottesmutter gewünscht? Was die nachkonziliaren Päpste betrifft, so liefern die innerkirchliche Entwicklung und auch die Art und Weise, wie mit Fatima seither verfahren wurde, bereits die Antwort: hier wird absichtlich etwas zurückgehalten, ja vertuscht. Dazu gehört auch die Weihe, weil Fatima den eigenwilligen menschlichen Plänen für Weltpolitik und Kirche sonst in die Quere gekommen wäre oder käme.

Pius XII
Aber Pius XII, dieser vergeistigte, rechtschaffene vorkonziliare Papst? Der große Marienverehrer, der am 1. November 1950 das Dogma ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel ausrief? Waren der interne Druck aus dem Vatikan und der politische Druck von außen angesichts eines postrevolutionären Russland und des verheerenden Krieges kollidierender Ideologien zu groß? Wagte er deshalb 1942 nicht, den geforderten Klartext zu sprechen und setzte stattdessen auf diplomatisch-unscharfe Formulierungen? Warum handelte er außerdem im Alleingang ohne die Bischöfe? Seine ausdrückliche Weihe Russlands 1952 geschah schließlich auch wiederum ohne die Bischöfe.
Mit drei „privaten“ Sonnenwundern, die Pius XII im Oktober, November und Dezember 1950 in den vatikanischen Gärten nahe einer Lourdes-Statue widerfahren sind, wollte ihn die Gottesmutter wohl auch an die noch ausstehende Weihe erinnern. Unter diesem Aspekt lässt sich auch das am 13. Mai 1981 – also am Fatima-Jahrestag – erfolgte Attentat auf Johannes Paul II wie eine Mahnung verstehen.
Es ist schwer vorstellbar, dass Pius XII willentlich entgegen den Wünschen der Gottesmutter handelte. Entweder wurde er tatsächlich nicht ausreichend über die Bedingungen der Weihe informiert, oder man hat ihm den Gehorsam verweigert.
Jedoch könnten das sich schleppend hinziehende Seligsprechungsverfahren von Pius XII und auch die Positionierung seiner Statue am äußersten Rand des Fatima-Heiligtums, in größtmöglicher Entfernung zu Basilika und Erscheinungskapelle, im Zusammenhang mit der nicht vollzogenen Weihe Russlands stehen.
Hoffen und beten wir also, dass die Wahrheit über Fatima bald ans Licht kommt und mit ihr die Weihe korrekt vollzogen wird, gemäß dem Versprechen der Gottesmutter von 1917:
„…am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden.“
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Anmerkung: Auch wenn häufig von „Drei Geheimnissen“ oder dem „Dritten Geheimnis“ von Fatima zu lesen ist, gab es korrekt immer nur ein einziges „Geheimnis“, welches sich aber in drei Teile gliedern lässt.
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Weiterlesen:
Über die kulturelle Revolution, die auch nach dem Zerfall des kommunistischen Sowjetblocks wirksam ist, auf Kultur und Medien Online
Über eine mögliche Fusion der EU mit Russland, als „grünem“ Neo-Kommunismus, auf infokrieg.tv
Zu Fatima:
Teil I: Höllenvision und der Botschaft erster und zweiter Teil
Teil II: Widersprüche um das „dritte Geheimnis“
Teil III: Was geschah mit Schwester Lucia?
Das Sonnenwunder von Fatima