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„Opfert euch auf…“ (2)

17/11/2010

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Wir möchten daran erinnern, dass die Himmelsmutter 1917 in Fatima wünschte, dass wir täglich den Rosenkranz für den Frieden beten und Opfer für die Bekehrung der Sünder bringen.

In ihrer vierten Erinnerung aus dem Jahr 1941 schreibt Schwester Lucia: „Eines Tages fragte man mich, ob Unsere Liebe Frau uns aufgetragen hätte, für die Sünder zu beten. Ich verneinte. Während die Leute Jacinta befragten, rief er [Francisco] mich, sobald er konnte und sagte:

– Jetzt hast du gelogen! Wie konntest du nur sagen, daß Unsere Liebe Frau uns nicht aufgetragen habe, für die Sünder zu beten?

– Für die Sünder nicht! Sie wünschte, daß wir um den Frieden und die Beendigung des Krieges beten sollten. Für die Sünder sollten wir Opfer bringen.

– Ja wirklich! Ich habe schon gedacht, du hättest gelogen.“ (*)

Pater Augustin Fuentes (damals Postulator im Seligsprechungsprozess für Jacinta und Francisco) führte am 26. Dezember 1957 mit Schwester Lucia, die sich seit 9 Jahren im Karmel in Coimbra befand, ein Gespräch. Pater Fuentes berichtet, daß die Seherin ihn sehr traurig empfing:

„Pater, die Selige Jungfrau ist sehr traurig weil niemand ihre Nachricht beachtet; weder die Guten noch die Schlechten. Die Guten führen weiterhin ihr Leben der Tugend und des Apostolats, aber sie vereinigen ihr Leben nicht mit der Botschaft von Fatima. Die Sünder folgen weiterhin dem Weg des Bösen, weil sie die furchtbare Züchtigung, die dabei ist über sie zu kommen, nicht sehen. Glauben Sie mir, Pater, Gott wird die Welt züchtigen und das sehr bald. Die Strafe des Himmels wird kommen und sie wird sehr groß sein. Sagen Sie den Seelen nicht nur die materielle Strafe zu fürchten, die über uns kommen wird, wenn wir nicht beten und Buße tun, sondern vor allem, daß Seelen in die Hölle kommen werden.“ Mehrmals wiederholte sie: „Viele Nationen werden von der Erde verschwinden und Russland wird das Werkzeug der Züchtigung sein, falls wir nicht alle durch Gebet und Opfer die Bekehrung dieser armen Nation erreichen. Pater, sagen Sie den Seelen, daß der Teufel mit der Jungfrau Maria eine entscheidende Schlacht führt.“

 

 

 

 

 

Schwester Lucia um 1930

 

Im folgenden betont Schwester Lucia wieder, dass die beiden Waffen, die die Jungfrau uns gegeben hat, Gebet und Opfer sind. Sie erklärt dem Pater: „Gebet ist eine Unterhaltung mit Gott, unserem himmlischen Vater. Aber es ist nicht notwendig in der Kirche oder vor einem heiligen Bild zu sein, um mit ihm zu sprechen. Wir können überall beten, auf der Straße, in der Schule, im Büro, in der Werkstatt- überall. Der Teufel, der sehr darunter leidet, nie wieder Gott zu sehen, wird alles tun, um uns vom Beten und Opferbringen abzubringen. Wir alle, egal wer wir sind, müssen leiden. Wir müssen leiden wegen der Erbsünde und auch als wahre Nachfolger Christi. Jeder hat eine Art Kummer, Beschwernis, Krankheit oder ein Problem zu ertragen. Unser Herr bietet sein Kreuz allen an, wir sollten es also lieben und umarmen. Aber wir sollten nicht nur die Leiden annehmen, die er uns schickt – wir sollten auch die Großzügigkeit besitzen, viele Opfer zu bringen. Jeder Christ ist ein ‚anderer Christus‘  und als solcher sollte er bereitwillig für die Seelen beten und leiden. Jetzt sollten wir unsere Selbstsucht wie niemals zuvor beiseite lassen. Wir müssen unsere Seelen retten oder wir verlieren sie, zusammen mit anderen Seelen. Das Heil vieler Seelen hängt davon ab, ob wir der Gnade entsprechen werden. Falls wir unsere Seelen verlieren, werden auch viele andere Seelen verloren sein.“

Und weiter: „Pater, lassen Sie uns nicht darauf warten, daß der Heilige Vater eine allgemeine Aufforderung zur Buße erläßt, lassen Sie uns auch nicht solch einen Aufruf von unseren Bischöfen oder Oberen abwarten. Lassen Sie jeden von uns selbst anfangen, sich zu verändern. Es ist eine persönliche Verantwortung Gott gegenüber. Mit Gebet und Buße werden wir nicht nur uns selbst, sondern auch andere retten. Erinnern wir uns daran, daß wir mit vielen anderen Seelen in den Himmel eingehen sollen und daß, wenn wir unsere Seele verlieren, andere Seelen sagen hören werden: ‚Durch deine Schuld bin ich in der Hölle.‘ „

 


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(*) Die frühen Erinnerungen von Schwester Lucia können auf Deutsch über das Secretariado dos Pastorinhos bezogen werden. Wir bedanken uns dort auch dafür, dass wir hier Auszüge aus dem Buch „Schwester Lucia spricht über Fatima – Erinnerungen der Schwester Lucia, Band I“ wiedergeben dürfen.

Die heilige Fastenzeit (2)

18/02/2010

Ebenso wie die Kirche unter dem Namen Fasten aller Werke christlicher Abtötung begreift, so versteht sie unter dem Namen Gebet alle frommen Übungen, mit welchen sich die Seele an Gott wendet. Der häufige Besuch der Kirche, die tägliche Beiwohnung der heiligen Messe, fromme Lesungen, Betrachtungen über die Heilswahrheiten und das bittere Leiden und Sterben des Erlösers, Gewissenserforschung, der Besuch der Fastenpredigten und vor allem der Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares, das sind die wichtigsten Mittel, wodurch die Gläubigen dem Herrn die Huldigung des Gebetes darbringen können. Das Almosen umfaßt alle Werke der Barmherzigkeit gegen den Nächsten (…).

Ein Mittel, um uns der Früchte des Fastens zu versichern, ist der Geist der Zürückgezogenheit und der Trennung von der Welt. Die Bräuche dieser heiligen Zeit sollen sich in allem von dem übrigen Teil des Jahres unterscheiden; sonst würde der heilsame Eindruck, welchen wir in dem Augenblick empfangen, da die Kirche uns mit dem Kreuz von Asche bezeichnete, in wenigen Tagen verwischt sein. Der Christ soll daher die eiteln Vergnügungen, die weltlichen Unterhaltungen und Zusammenkünfte abbrechen.

Zum wahrhaften Fasten gehört auch die Flucht vor der Sünde, die Unterdrückung der bösen Neigungen, der Eifer im Gebete, Tränen und Zerknirschung und die Sorge für die Armen (…). Alle haben die Pflicht, sich ein geistiges Fasten aufzuerlegen, welches in Änderung des Lebens, Flucht vor der Sünde, Streben nach allen guten Werken besteht. Vereinige das wenige, was du dir während der heiligen Fastenzeit zu tun vornimmst, mit allem, was das Haupt aller Büßer während seines 40tägigen Fastens für uns getan.

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tägliche Gewissenserforschung

Jesaja 58,1-10

17/02/2010

Rufe aus voller Kehle, halte dich nicht zurück! Lass deine Stimme ertönen wie eine Posaune! Halt meinem Volk seine Vergehen vor und dem Haus Jakob seine Sünden! Sie suchen mich Tag für Tag; denn sie wollen meine Wege erkennen. Wie ein Volk, das Gerechtigkeit übt und das vom Recht seines Gottes nicht ablässt, so fordern sie von mir ein gerechtes Urteil und möchten, dass Gott ihnen nah ist.

Warum fasten wir und du siehst es nicht? Warum tun wir Buße und du merkst es nicht? Seht, an euren Fasttagen macht ihr Geschäfte und treibt alle eure Arbeiter zur Arbeit an. Obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank und ihr schlagt zu mit roher Gewalt. So wie ihr jetzt fastet, verschafft ihr eurer Stimme droben kein Gehör. Ist das ein Fasten, wie ich es liebe, ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht: wenn man den Kopf hängen lässt, so wie eine Binse sich neigt, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt?

Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.

Die heilige Fastenzeit (1)

15/02/2010

Auszug aus dem Missale Romanum von 1910, erschienen in der Herder’schen Verlagsbuchhandlung, Freiburg:

Mit dem Namen Fastenzeit bezeichnet die Kirche die 40tägige Vorbereitung auf Ostern. Die Einsetzung dieser feierlichen, durch das Beispiel Jesu Christi geheiligten Zeit, reicht bis in die Anfänge des Christentums hinauf und rührt nach dem Hl. Hieronymus, Leo dem Großen usw. schon von den Aposteln her. Sie ist eine vor allen andern der Buße gewidmete Zeit, welche hauptsächlich in der Übung des Fastens zum Ausdruck kommt, d.h. jener freiwilligen Enthaltung von Speisen, die der Mensch zur Sühne seiner Sünden sich auferlegt.

Die Zahl der 40 Tage, welche die heilige Fastenzeit dauert, ist bedeutungsvoll. 40 Tage und 40 Nächte regnete es bei der Sündflut; 40 Jahre irrten die Israeliten in der Wüste umher; 40 Tage fastete Moses, ehe er sich Gott auf dem Sinai, und ebensolang Elias, als er sich dem Herrn auf dem Berg Horeb nahte; 40 Tage und 40 Nächte fastete der Sohn Gottes. (…)

Die Wüste in Judäa (Foto D. Shankbone)

Der Mensch ist Sünder, darum ist auch die Sühne notwendig, die er mit Hilfe der unschätzbaren Verdienste Christi leisten kann. „Wenn ihr nicht Buße tut“, sprach der Heiland selbst, „so werdet ihr alle gleicherweise zu Grunde gehen“ (Lk 13,3). Die Buße besteht aber in der Zerknirschung des Herzens und in der Abtötung des Leibes; der Mensch, aus Leib und Seele zusammengesetzt, kann nicht mit dem einen Teile Gott die schuldige Huldigung darbringen, mit dem anderen aber nicht; es wäre keine rechte Buße, wenn nicht die innerlichen Gefühle der Reue auch in äußeren Bußwerken zu Tage träten, wie auch der Heiland sich damit nicht begnügt, bloß innerlich über unsere Sünden zu seufzen.

Da der Leib als Werkzeug der Sünde ebenfalls der Sünde gedient, so muß er auch mitbüßen, und es wäre eitle Selbsttäuschung, wollte man die körperliche Abtötung für überflüssig halten. (…) So wollen wir denn entschlossen den heiligen Pfad betreten, welchen die Kirche uns eröffnet. Wir wollen unser Fasten noch durch die beiden anderen Mittel, die Gott uns in der Heiligen Schrift vorstellt, Gebet und Almosen, befruchten.

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11. Februar: Fest Unserer Lieben Frau in Lourdes

11/02/2010

Vor 152 Jahren, am 11. Februar 1858, erblickt die 14-jährige Bernadette Soubirous beim Holzsammeln in der Grotte von Massabielle eine unerwartete Erscheinung: „Ich sah eine in weiß gekleidete Dame. Sie trug ein weißes Kleid, auch einen weißen Schleier, einen blauen Gürtel und eine gelbe Rose auf jedem Fuß.“ sagt Bernadette später. Zitternd macht sie das Kreuzzeichen und betet einen Rosenkranz vor der Dame, die danach verschwindet.

In der folgenden Zeit verspürt Bernadette häufig den inneren Ruf, sich zur Grotte zu begeben, um die schöne unbekannte Dame zu treffen. Am 18. Februar sagt diese zu ihr: „Buße! Buße! Buße! Betet zu Gott für die Sünder. Küßt die Erde zur Buße für die Sünder!“ Nach der neunten Erscheinung, während der 300 Menschen anwesend sind, erzählt Bernadette: „Sie sagte mir, ich solle aus der Quelle trinken (…) Ich habe nur ein wenig schlammiges Wasser gefunden. Beim vierten Versuch konnte ich etwas trinken. Sie ließ mich auch ein Kraut essen, das nahe der Quelle war. Dann verschwand die Vision und ich ging weg.“ Man wirft ihr vor, verrückt geworden zu sein, aber sie sagt, all dies sei für die Sünder.

In der Nacht nach der 12. Erscheinung am 1. März taucht eine Frau aus Lourdes ihren gelähmten Arm in das Wasser der Quelle, daraufhin werden Arm und Hand wieder beweglich. Am nächsten Tag wünscht die weissgekleidete Dame, daß die Priester Prozessionen durchführen und eine Kapelle am Ort der Erscheinung bauen, doch der Dorfpriester will erst einmal den Namen der Dame wissen. Erst drei Erscheinungen später – mittlerweile kommen über 8000 Menschen zu dem Ereignis – sagt die schöne Dame zu Bernadette, wer sie ist: „Que soy era immaculada councepciou – Ich bin die unbefleckte Empfängnis“. Bernadette läuft zum Pfarrer und wiederholt dabei immer wieder diesen Satz ohne den theologischen Inhalt zu verstehen. Der Pfarrer ist daraufhin ziemlich durcheinander- hatte doch erst vier Jahre vorher Papst Pius IX das Dogma der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria verkündet.

Bernadette Subirous

Bei der achtzehnten und letzten Erscheinung ist der Zugang zur Grotte gesperrt und Bernadette sieht die Jungfrau ein letztes Mal vom gegenüberliegenden Ufer des Flußes: „Es schien mir, ich sei direkt vor der Grotte in gleicher Entfernung wie die anderen Male. Ich sah die Jungfrau diesmal nur- niemals habe ich sie schöner gesehen!“

1862 wurden die Erscheinungen von der katholischen Kirche offiziell anerkannt, jedes Jahr pilgern nun ca. 4-6 Millionen Besucher aus der ganzen Welt nach Lourdes. Bisher sind 67 von den über 7000 gemeldeten leiblichen Wunderheilungen anerkannt, die seelischen Heilungen sind nicht zu zählen. Bernadette Subirous trat 1866 ins Kloster ein und verstarb im Jahr 1879 mit 35 Jahren. 1925 wurde sie selig und 1933 heilig gesprochen, ihr Gedenktag ist der 18. Februar.

Die Quelle in der Grottes von Lourdes

„Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ Joh 4,14

Vision von Maria Valtorta über die Erscheinung von Lourdes

Die Taufe Jesu am Jordan

10/01/2010
(zum Sonntags-Evangelium vom 10. Januar 2010: Lukas 3,15-16.21-22.)

(…)

Jesus ist allein. Er geht langsam auf Johannes zu, der ihn nicht kommen sieht, da er ihm den Rücken zuwendet. Jesus nähert sich unauffällig, als sei auch er einer der vielen, die Johannes aufsuchen, um sich taufen zu lassen, um sich vorzubereiten und gereinigt zu sein bei der Ankunft des Messias. Nichts unterscheidet ihn von den anderen; er ist dem Gewand nach ein Landmann, dem schönen Aussehen und der Haltung nach ein Herr; doch keinerlei göttliches Merkmal hebt ihn von der Menge ab.

Es scheint, als ob Johannes eine besondere geistige Ausstrahlung empfinde. Er wendet sich um und errät sofort die Quelle dieser Ausstrahlung. Mit Ungestüm verlässt er den Felsblock, der ihm als Kanzel gedient hat, und geht eilig auf Jesus zu, der sich einige Meter von der Menge entfernt an einen Baumstamm gelehnt hat.

Jesus und Johannes schauen sich einen Augenblick fest in die Augen. Jesus mit dem sanften Blick seiner blauen Augen; Johannes mit seinen ernsten, schwarzen, blitzenden Augen. Die beiden, wie sie so nebeneinander stehen, bilden einen krassen Gegensatz. Hochgewachsen sind sie beide, dies ist die einzige Ähnlichkeit; doch in allem übrigen sind sie grundverschieden.


Jesus hat ordentliche, lange, blonde Haare, eine elfenbeinfarbene Gesichtshaut, blaue Augen und trägt ein einfaches, doch vornehm wirkendes Gewand.

Johannes ist verwildert. Die schwarzen, glatten Haare von ungleichmäßiger Länge hängen ihm auf die Schultern herab, während der schwarze Bart, der das ganze Gesicht umrandet, nicht verhindern kann, dass man die vom Fasten eingefallenen Wangen bemerkt. Die Augen sind schwarz und fieberglänzend. Die Haut ist von der Sonne und vom Wetter gebräunt und dicht behaart; er ist halbnackt und trägt ein Kamelfell, das in der Taille mit einem Lederriemen gegürtet ist und auf den Seiten Schlitze hat, durch die man die mageren Beine sehen kann. So sieht es aus, als ob ein Wilder neben einem Engel stehe.

Johannes heftet seinen durchdringenden Blick auf Jesus und ruft dann aus: «Seht, das Lamm Gottes! Wie geschieht mir, dass mein Herr zu mir kommt?»

Jesus antwortet ruhig: «Um den Ritus der Buße zu vollziehen.»

«Nie, Herr. Ich muß zu Dir gehen, um geheiligt zu werden; und nun kommst Du zu mir?»

Jesus legt Johannes, der gebeugt vor ihm steht, die Hand aufs Haupt und antwortet: «Lass es nach meinem Willen geschehen, damit alle Gerechtigkeit erfüllt und deine Handlung zum Anfang eines höheren Geheimnisses werde; damit den Menschen verkündet werde, dass sich das Sühneopfer auf dieser Welt befindet!»

Johannes betrachtet Jesus, und eine Träne lässt seinen Blick sanfter erscheinen; dann geht er voraus ans Ufer, wo Jesus den Mantel und die Tunika ablegt. Mit einer Art Beinkleider steigt er ins Wasser, wo Johannes schon auf ihn wartet. Er tauft ihn nun, und gießt ihm Wasser des Flusses über das Haupt mit einem Gefäß, das er am Gürtel hängen hatte und das, wie mir scheint, eine Muschel oder eine halbe, ausgehöhlte und getrocknete Kürbisschale ist.

Jesus ist wahrlich das Lamm. Das Lamm in der Reinheit des Fleisches, in der Bescheidenheit des Ausdrucks und in der Sanftmut des Blickes. Nachdem Johannes Jesus das Wasser über das Haupt gegossen hat, steigt Jesus aus dem Fluß und legt seine Kleider wieder an. Dann sammelt er sich zum Gebet. Währenddessen hat Johannes den Leuten versichert und bezeugt, daß er IHN erkannt habe an einem Zeichen, das ihm der Geist Gottes als unfehlbares Erkennungsmerkmal des Erlösers geoffenbart habe (die göttliche Taube und die göttliche Stimme).

Ich aber bin in den Anblick des betenden Jesus versunken, und in mir bleibt nichts als diese lichtvolle Gestalt vor dem grünen Hintergrund.

Auszug aus “Der Gottmensch″, Band I von Maria Valtorta, mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören


„Johannes benötigte kein besonderes Erkennungszeichen“ (Erläuterungen Jesu im Anschluss an die Vision seiner Taufe)