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Die Räuber werden an die Kreuze gebunden und an ihre Plätze getragen, einer rechts und der andere links von dem für Jesus bestimmten Platz. Sie schreien, verwünschen und fluchen, besonders als man die Kreuze zu den Löchern trägt und die Stricke durch die Erschütterung in die Gelenke einschneiden. Ihre Flüche gegen Gott, gegen das Gesetz, gegen die Römer und gegen die Juden sind höllisch.
Nun ist Jesus an der Reihe. Er legt sich ohne Widerstand zu leisten auf das Holz. Die beiden Räuber waren so rebellisch, dass die vier Henker allein mit ihnen nicht fertigwurden und Soldaten zu Hilfe rufen mussten, um sie festzuhalten, damit sie nicht beim Anbinden der Handgelenke Fußtritte bekämen. Bei Jesus braucht es keine Hilfe. Er legt sich nieder, legt das Haupt an die bezeichnete Stelle. Er öffnet die Arme, wie sie ihm zu tun gebieten, und streckt die Beine aus, wie es befohlen wird. Er sorgt nur dafür, dass das Tuch richtig sitzt.
Nun hebt sich sein schlanker, weißer Körper von dem dunklen Holz und dem gelben Erdboden ab. Zwei Henker setzen sich auf seinen Oberkörper, um ihn festzuhalten. Ich denke darüber nach, welche Beklemmung und welchen Schmerz ihm dieses Gewicht verursachen muss. Ein dritter nimmt den rechten Arm und hält mit einer Hand den Unterarm und mit der anderen die Finger fest. Der vierte, der schon den langen, spitzen viereckigen Nagel mit dem großen, flachen, runden Kopf in der Hand hat, prüft, ob das bereits in das Holz gebohrte Loch sich an der dem Handgelenk entsprechenden Stelle, wo Elle und Speiche zusammen treffen, befindet. Es passt. Der Henker setzt den Nagel an den Puls, hebt den Hammer und führt den ersten Schlag.
Gustave Doré: Die Kreuzigung unsers Herrn Jesus Christus
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Jesus, der die Augen geschlossen hatte, schreit bei diesem Schmerz auf, zuckt zusammen und öffnet weit die in Tränen schwimmenden Augen. Es muss ein schrecklicher Schmerz sein, den er fühlt… Der Nagel dringt ein, zerreißt Muskeln, Adern und Nerven und zerbricht die Knochen…
Maria antwortet auf den Schrei ihres gequälten Sohnes mit einem Stöhnen, das dem Klagen eines geschlachteten Lammes gleicht. Sie krümmt sich vor Schmerz und fasst sich mit den Händen an den Kopf. Jesus gibt nun keinen Laut mehr von sich, um sie nicht zu quälen. Aber die Schläge sind regelmäßig und hart, Eisen auf Eisen… und darunter ist ein lebendiges Glied, das sie empfängt.
Die rechte Hand ist angenagelt. Nun kommt die linke. Das Loch entspricht nicht dem Gelenk. Also nehmen sie einen Strick, binden ihn an das linke Gelenk und ziehen daran, bis die Knochen ausgerenkt und die Sehnen und Muskeln und die schon von den Stricken der Gefangennahme wunde Haut zerrissen sind. auch die andere Hand leidet natürlich darunter, denn durch das Zerren vergrößert sich die Nagelwunde. Nun liegt das Loch gerade zwischen Handfläche und Handgelenk. Sie finden sich damit ab und schlagen den Nagel ein, wo sie können, zwischen dem Daumen und den anderen Fingern, genau in der Mitte der Handfläche. Hier dringt er leichter ein, so dass die Finger nun unbeweglich sind, während die Finger der rechten Hand zittern und zucken als Beweis ihrer Beweglichkeit. Doch Jesus schreit nicht mehr. Er stöhnt nur noch heiser mit aufeinandergepreßten Lippen, und Tränen des Schmerzes rinnen zur Erde, nachdem sie zuerst auf das Holz getropft sind.
Nun sind die Füße an der Reihe. Ungefähr zwei Meter oder mehr vom Ende des Kreuzes entfernt ist ein kleiner Keil, kaum ausreichend für einen Fuss. Auf dieses Holz legen sie die Füße, um zu sehen, ob das Maß stimmt. Da es etwas zu weit unten ist und die Füße nicht ganz bis zu dem Keil reichen, ziehen sie den armen Märtyrer an den Knöcheln. Das rauhe Holz des Kreuzes scheuert an den Wunden, verrückt die Dornenkrone, die noch mehr Haare ausreißt und herunterzufallen droht… Ein Henker drückt sie ihm durch einen Schlag mit der Hand wieder auf das Haupt.
Nun rücken die Männer, die auf der Brust Jesu gesessen sind, auf die Knie hinunter, denn Jesus zieht unwillkürlich die Beine an, als er in der Sonne den langen Nagel glänzen sieht, der doppelt so lang und doppelt so dick wie die Nägel für die Hände ist. Sie setzen sich auf seine zerschundenen Knie und drücken auf die armen zerschlagenen Schienbeine, während die beiden anderen das viel schwierigere Unternehmen, einen Fuß über den anderen anzunageln, beginnen. Dabei sollen auch die Gelenke an der Fußwurzel aufeinanderliegen.
Aber so sehr sie auch achtgeben und die Füße am Knöchel und an den Zehen gegen den Keil drücken, verschiebt sich doch der untere Fuß wegen der Erschütterung durch den Nagel, und sie müssen diesen wieder fast ganz herausziehen. Denn nachdem er durch die weicheren Teile gedrungen ist, muss er nun etwas weiter in der Mitte eingeschlagen werden. Und er ist beim Durchbohren des rechten Fußes schon stumpf geworden. Sie hämmern und hämmern und hämmern… Man hört nichts als den schrecklichen Klang des Hammers auf dem Kopf des Nagels, denn alle auf dem Kalvarienberg sind ganz Auge und Ohr und verfolgen gespannt jede Bewegung und jeden Laut, um sich daran zu ergötzen…
Unsere Liebe Frau der Sieben Schmerzen
Die leise Klage einer Taube begleitet das harte Klingen des Eisens: das heisere Stöhnen Marias, die sich bei jedem Hammerschlag mehr zusammenkrümmt, als ob der Hammer auf sie, die Mutter-Märtyrerin, niedersausen würde. Und sie ist zu recht von dieser Tortur zutiefst erschüttert. Die Kreuzigung ist furchtbar. Wenn auch die großen Schmerzen denen der Geißelung gleichen, so ist sie doch schrecklicher anzusehen, denn man sieht den Nagel in das lebendige Fleisch eindringen. Aber dafür dauert sie nur kurz, während die Geißelung durch ihre Länge erschöpft hat.
Für mich sind die Todesangst am Ölberg, die Geisselung und die Kreuzigung die furchtbarsten Augenblicke. Sie enthüllen mir die ganze Qual des Christus. Der Tod ist für mich eine Erleichterung, denn ich sage mir: „Es ist vollbracht.“ Doch diese Qualen sind nicht das Ende, sondern der Beginn neuer Leiden.
Nun schleifen sie das Kreuz zu dem Loch; es hüpft auf dem unebenen Boden und schüttelt den armen Gekreuzigten. Beim Aufrichten entgleitet es zweimal ihren Händen und fällt einmal auf die Rückseite, das andere Mal auf die rechte Seite, was Jesus neue schreckliche Schmerzen bereitet, denn die plötzlichen Erschütterungen zerren an den verletzten Gliedern. Als sie aber dann das Kreuz in sein Loch fallen lassen, schwankt es, bevor sie es mit Steinen und Erde befestigen, samt dem an drei Nägeln daran hängenden armen Körper in alle Richtungen, und das Leiden muss unaussprechlich sein.
Das ganze Gewicht des Körpers hängt nach vorn und nach unten, und die Löcher der Wunden erweitern sich, besonders an der linken Hand. Auch die Wunden der Füße werden größer und das Blut fließt stärker. Während das Blut der Füße von den Zehen zu Boden tropft und am Balken des Kreuzes entlangrinnt, rinnt das Blut von den Händen, die sich in größerer Höhe befinden als die Schultern, über den Unterarm zu den Achseln und an den Rippen hinunter bis zum Gürtel. Die Dornenkrone verschiebt sich, als das Kreuz schwankt, bevor man es befestigt; denn das Haupt fällt nach hinten, und der Nacken schlägt mit dem dicken dornigen Knoten am Ende der stacheligen Krone auf das Holz. Dann rutscht sie wieder auf die Stirn zurück und kratzt und kratzt erbarmungslos.
Endlich ist das Kreuz befestigt, und es bleibt nur noch der Schmerz, angenagelt zu sein. Man richtet auch die Räuber auf, die, kaum dass sie sich in der Vertikalen befinden, brüllen, als ob sie lebendig gekocht würden, denn die Stricke, die in die Gelenke einschneiden, die Adern dick anschwellen und die Hände schwarz werden lassen, bereiten große Schmerzen. Jesus schweigt. Das Volk aber schweigt nicht mehr, sondern schreit noch teuflischer.
Nun hat der Gipfel des Golgotha sein Siegeszeichen und seine Ehrenwache. An der höchsten Erhebung das Kreuz Jesu. Zu beiden Seiten die Schächer. Die halbe Centurie der Soldaten mit ihren Waffen unten rings um den Gipfel, und in diesem Kreis von Bewaffneten die zehn Fußsoldaten, die mit Würfeln um die Kleider der Verurteilten spielen. Zwischen dem Kreuz Jesu und dem rechten Schächer steht Longinus. Es scheint, als würde er dem Märtyrer-König die Ehrenwache halten. Die andere halbe Centurie ist in Ruhestellung und wartet auf dem Feldweg links und auf dem unteren Platz auf einen Befehl des Adjudanten des Longinus, falls sie zu etwas gebraucht würden. Die Soldaten zeigen fast völlige Teilnahmslosigkeit. Nur ab und zu schaut einer zu den Gekreuzigten empor.
Longinus hingegen betrachtet alles neugierig und interessiert, vergleicht und zieht seine Schlüsse. Er betrachtet die Gekreuzigten, besonders Christus, und die Zuschauer. Seinem forschenden Auge entgeht nicht die geringste Einzelheit. Um besser sehen zu können, beschattet er die Augen mit der Hand, da ihn die Sonne sicher stört.
Es ist wirklich eine eigenartige Sonne, rot und gelb wie das Feuer eines Brandes. Dann scheint es, als ob das Feuer plötzlich erlöschen würde, denn eine pechschwarze Wolke steigt hinter den Bergen Judäas auf, zieht mit großer Geschwindigkeit über den Himmel und verschwindet hinter einem anderen Gebirge. Als die Sonne nun wieder erscheint, ist sie so grell, dass das Auge sie kaum erträgt.
Als er um sich schaut, sieht er direkt unterhalb des höchsten Punktes Maria, die ihr schmerzgequältes Gesicht zu ihrem Sohn erhebt. Er ruft einen der würfelnden Soldaten und sagt: „Wenn die Mutter und ihr Sohn, der sie begleitet, heraufkommen wollen, sollen sie es tun. Begleite sie und hilf ihr.“
Maria steigt mit Johannes, dem vermeintlichen Sohn, die in den Tuffstein gehauenen Stufen empor, geht durch die Absperrung der Soldaten und an den Fuß des Kreuzes. Aber sie bleibt in geringer Entfernung davon stehen, damit sie von Jesus gesehen wird und ihn auch selbst sieht. Das Volk überhäuft sie sofort mit den schmutzigsten Schmähungen und schließt sie in die Lästerungen gegen ihren Sohn mit ein. Aber sie, mit bebenden und blutleeren Lippen, versucht nur, ihn zu trösten durch ein schmerzliches Lächeln, das Tränen überströmen, die kein noch so starker Wille in den Augen zurückhalten kann.
Das Volk, angefangen von den Priestern, den Schriftgelehrten, den Pharisäern, den Sadduzäern, den Herodianern und ähnlichen, hat seinen Spaß daran, wie bei einem Karussell den steilen Weg hinaufzusteigen, entlang der höchsten Erhebung zu gehen und dann auf der anderen Seite wieder hinunter, oder umgekehrt. Jedesmal, wenn sie am Fuß des Gipfels vorüberkommen, versäumen sie es nicht, dem Sterbenden zu Ehren lästerliche Worte hinaufzuschreien. Die ganze Schändlichkeit und Grausamkeit, der ganze Hass und Wahnsinn, deren die Zunge des Menschen fähig ist, wird hier ausgiebig von diesen höllischen Mäulern demonstriert. Die Erbarmungslosesten sind die Angehörigen des Tempels, unterstützt von den Pharisäern.
„Nun? Du Erlöser des Menschengeschlechtes, warum rettest du dich nicht? Hat dein König Beelzebub dich verlassen? Hat er dich verleugnet?“ schreien drei Priester.
Und ein Schwarm der Juden: „Du, der du vor kaum fünf Tagen mit Hilfe Satans den Vater hast sagen lassen… ha, ha, ha, dass er dich verherrlichen würde, warum erinnerst du ihn nicht daran, dass er sein Versprechen hält?“
Drei Pharisäer: „Gotteslästerer! Er sagt, er habe die anderen mit Gottes Hilfe gerettet. Und sich selbst kann er nicht retten! Du willst, dass man dir glaubt? So wirke doch ein Wunder! Du kannst es wohl nicht mehr? Nun haben wir dir die Hände angenagelt und dich entblößt.“
Einige Sadduzäer und Herodianer zu den Soldaten: „Vorsicht mit dem Zauber, ihr, die ihr seine Kleider genommen habt! Ein Zeichen der Hölle ist daran.“
Eine Volksmenge schreit: „Steige vom Kreuz, und wir werden dir glauben. Du, du willst den Tempel zerstören… Verrückter! Sieh in dir an, den herrlichen und heiligen Tempel Israels. Er ist unzerstörbar, du Schänder! Und du stirbst.“
Andere Priester sagen: „Gotteslästerer! Du willst der Sohn Gottes sein? Dann steige doch von dort herab! Zerschmettere uns, wenn du Gott bist. Wir fürchten dich nicht und spucken auf dich.“
Andere gehen vorüber und schütteln die Köpfe: „Er kann nur weinen! Rette dich doch, wenn es wahr ist, dass du der Erwählte bist!“
Die Soldaten: „So rette dich doch. Lass Feuer auf diesen Abschaum des Abschaums fallen! Ja, der Abschaum des Reiches seid ihr, jüdische Kanaillen! Tue es, und Rom wird dich auf das Kapitol erheben und dich wie einen Gott verehren!“
Die Priester mit ihrem Gefolge: „Die Arme der Frauen waren zarter als die des Kreuzes, nicht wahr? Aber schau, sie sind schon zu deinem Empfang bereit, deine… (und sie sagen ein häßliches Wort). Ganz Jerusalem steht dir zur Verfügung als Brautjungfer“, und sie pfeifen wie Fuhrleute.
Andere werfen Steine: „Verwandle sie in Brot, du Brotvermehrer!“
Wieder andere äffen die Hosannarufe des Palmsonntags nach, werfen Zweige und schreien: „Verflucht sei, der da kommt im Namen des Teufels! Verflucht sei sein Reich! Ehre sei Sion, das die Lebenden von ihm befreit!“
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Auszug aus “Der Gottmensch”, Bd. XI von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch