In Kapitel 119 des „Gottmensch“ schildert Maria Valtorta, wie Jesus mit drei seiner Apostel bei einem Landwirt zu Gast ist:
„(…) Glücklich ihr, die ihr immer bei ihm sein dürft!“ sagt er [Anm.: der Landwirt] dann zu Johannes, Simon und Judas, die auf einer niedrigen Mauer sitzen und saftige Feigen essen. Und der Bauer endet: „Ich bin glücklich, dass du hier für eine Nacht mein Gast sein willst. Nun fürchte ich kein Unglück mehr, denn dein Segen ist in mein Haus eingekehrt.“
Jesus antwortet: „Der Segen wirkt und bleibt, wenn die Seelen dem Gesetze Gottes und meiner Lehre treu bleiben. Andernfalls geht die Gnade verloren. Und es ist recht so. Denn wenn es wahr ist, dass Gott Sonne und Luft sowohl den Guten als auch den Bösen schenkt, damit die Guten besser werden und die Schlechten sich bekehren, so ist es auch gerecht, dass der Schutz des Vaters sich zur Strafe vom Bösen abwendet und er durch das Leid zu Gott zurückgerufen werde.“
„So ist der Schmerz nicht immer ein Nachteil?“
„Nein, Freund. Menschlich gesehen, ist er etwas Negatives, im Übernatürlichen aber etwas Gutes. Das Leid vermehrt die Verdienste der Gerechten, die es ohne Verzweiflung und Auflehnung ertragen und es aufopfern in Ergebenheit, als Opfer der Sühne für die eigenen Verfehlungen und für die Sünden der Welt; es bedeutet Erlösung für alle, die nicht gerecht sind.“
„Es ist so schwer, zu leiden!“ sagt der Landwirt, dem sich die Familienangehörigen, etwa zehn Kinder und Erwachsene, zugesellt haben.
„Ich weiss, dass der Mensch es schwierig findet. Der Vater will seinen Kindern den Schmerz ersparen, da er weiss, wie schwer er zu ertragen ist. Doch das ist die Folge der Schuld. Wie lange aber dauert irdisches Leiden in einem Menschenleben? Wahrlich, nur kurze Zeit. Nur kurze Zeit, selbst wenn es sich um das ganze Leben handelt. Ich aber sage: Ist es nicht besser, eine kurze Zeit zu leiden, als ewig leiden zu müssen? Ist es nicht besser, hier zu leiden als im Fegefeuer? Vergesst nicht, dass dort die Zeit tausendmal länger ist. Oh, wahrlich, ich sage euch, verwünscht eure Schmerzen nicht, sondern preist die Leiden, die man besser „Gnaden“ und „Barmherzigkeit“ nennen sollte.“
„Oh, deine Worte, Meister! Wir trinken sie, wie ein Dürstender im Sommer das Honigwasser aus einem frischen Krug trinkt. Willst du uns wirklich schon morgen verlassen, Meister?“
„Ja, morgen. Doch ich werde wiederkommen, um dir zu danken für alles, was du für mich und die Meinigen getan hast, und um dich nochmals um Brot und ein Lager zu bitten.“
„Immer, Meister, wirst du beides hier finden.“
Es kommt ein Mann mit einem Esel, der mit Gemüse beladen ist. (…)
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Auszug aus “Der Gottmensch“, Bd. II von Maria Valtorta. Veröffentlicht mit der Genehmigung des Herausgebers Centro Editoriale Valtortiano srl. Isola del Liri (FR), www.mariavaltorta.com, dem die Rechte für die Werke Maria Valtortas gehören. Um die Bücher Maria Valtortas in deutscher Sprache zu erwerben bitte wenden an den Parvis-Verlag, 1648 Hauteville, Schweiz: book@parvis.ch, www.parvis.ch